Stadtentwicklung Der Deckel kommt

Prüm · Ein bayerischer Investor plant auf dem Parkhaus an der Prümer Teichstraße, ein Seniorenpflegeheim zu bauen.Das Konzept wurde nun dem Stadtrat vorgestellt.

 Ein Investor aus Bayern möchte gern auf das Parkhaus an der Teichstraße ein zweigeschössiges Seniorenpflegeheim bauen. Foto: Frank Auffenberg

Ein Investor aus Bayern möchte gern auf das Parkhaus an der Teichstraße ein zweigeschössiges Seniorenpflegeheim bauen. Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg

Die Zeiten, in denen die westliche Straßenseite der Teichstraße vom schnöden weißen Kasten des Parkhauses geprägt ist, sind bald vorbei. Noch in diesem Herbst soll mit dem Bau eines Seniorenpflegeheims auf dem Dach der Anlage begonnen werden. In einer außerordentlichen Ratssitzung hat  Werner Schilcher, Vorstand des Investors Primus Concept aus Markt Indersdorf bei München, die Details des zweistelligen Millionenprojekts vorgestellt.

Auf zwei Etagen soll ein kompletter Neubau auf dem Dach des Parkhauses entstehen. Die Einfahrt von Seiten der Monthermeerstraße bleibt erhalten, eine neue wird bereits auf der Teichstraße eingerichtet. Etwa 110 Apartments sollen entstehen, auf zwei Etagen. Sogenannte Marktplätze bilden mit mehreren Zimmern eigene Wohngruppen. Das Essen wird im Haus gekocht. „Die Mahlzeiten können dann von den Bewohnern in verschiedenen Bereichen zu sich genommen werden“, sagt Rolf Bläsius, Geschäftsführer beim Projektentwickler MBI Real Estate.

Ähnlich wie bei Eigentumswohnungen, können Privatleute Anteile an dem Objekt erwerben. „Allerdings werden sie nicht sofort in die erworbene Einheit einziehen können, sondern erhalten ein bevorzugtes Belegungsrecht. Das heißt, dass im Pflegefall zügig ein Einzug umgesetzt werden kann“, sagt Schilcher.

Nach kurzer Präsentation folgt die Fragestunde. Julia Peter (CDU) interessiert sich für die Zimmergrößen und die Zahl der Arbeitsplätze. „Sie liegen über den Vorgaben der Heimverordnungen. Die Wohnungen sind zwischen 22 und 28 Quadratmetern groß und haben jeweils ein Badezimmer“, sagt Schilcher. Die Zahl der Arbeitsplätze orientiere sich wiederum an den Vorgaben der Pflegegesetze. „Es werden wohl etwa 70 Personen sein“, sagt er.

Ulrich Keller (FWG) bittet um Details zur Parkplatzsituation und Müllentsorgung. „Für das Haus werden 22 Stellplätze entstehen, 15 sind von Gesetz her erforderlich. Der Müll wird über die Monthermeerstraße abgeholt“, sagt Schilcher. Der Lager- und Abfuhrbereich sei wie üblich nicht überdacht, das sei aber in allen anderen bisher von Primus Concept gebauten Einrichtungen kein Problem gewesen.

Weitere unstrittige Detailfragen folgen, allerdings bleibt die Stimmung nicht bis zum Schluss ungetrübt. Bernd Weinbrenner (SPD) zweifelt an der Vermarktbarkeit der Wohneinheiten. Er sei nun 70 Jahre alt und möglicherweise interessiert. Angesichts von Badezimmergrößen zwischen vier und fünf Quadratmetern sei er aber geschockt: „Das ist ein Hühnerstall.“ Zudem sei er unzufrieden mit der Höhe des Neubaus. „Ist sichergestellt, dass die Anlieger nicht zugebaut werden?“

Peter Wind (CDU) meldet sich kurz zu Wort. „Ich will nur anmerken, dass sie nicht erst seit heute im Stadtrat sind und die Abläufe kennen. Die Änderung des Bauplans wurde von uns allen einstimmig angenommen – auch von Ihnen.“

Schilcher geht auf Weinbrenner ein und erklärt ein mögliches Missverständnis. „Wir bauen ein Seniorenpflegeheim in Vollzeitbelegung. Die Pflegegesetzgebung gibt klare Vorgaben, die wir einhalten müssen um mit den Pflegekassen abrechnen zu können. Luxusbadezimmer, die den Bestimmungen nicht entsprechen, werden nicht angenommen“, sagt er. Die Zuzahlungen, die für nicht mit den Vorgaben konforme Einheiten fällig würden, könnten sich nur wenige leisten. „Ein Pflegeheim kann nicht verglichen werden mit Anlagen für ‚Wohnen im Alter’“.

Etwas später legt Erich Reichertz (FWG) nochmal nach: „Das sind typische Zimmer für so eine Einrichtung?“ Er bittet darum, noch einmal zu zeigen, wie die Zimmer aussehen werden. „Der Eindruck ist wie Käfighaltung.“ Eine Anmerkung, die lautes Tuscheln im Saal mit sich bringt und schließlich Peter Wind erneut kommentiert: „Ich habe ein großes Problem damit, wenn wir hier eine Pflegeeinrichtung für die Menschen in der Region bekommen und dann von Käfighaltung gesprochen wird. Es tut mir leid, ich komme damit überhaupt nicht parat“, sagt er.

Entschiedene Zustimmung unter fast allen Anwesenden. Es sei das, was unsere Gesellschaft bereit ist zu leisten für die Pflege von Normalbürgern, sagt Peter Wind. „Wenn einer ein dickes Bankkonto hat, kann er das gerne auf Mallorca realisieren oder auf Teneriffa, aber das ist etwas für die Leute in der Region. Und es ist, wenn ich es richtig verstanden habe, großzügiger als die Mindestvoraussetzungen. Und dann finde ich es nicht in Ordnung, wenn wir das als Käfighaltung bezeichnen.“

Reichertz erklärt sich. „Das habe ich auch nicht behauptet.“ Es sei ihm darum gegangen in der Darstellung den Eindruck von Käfighaltung zu vermeiden. Peter Wind bittet darum auf solche Begrifflichkeiten dann in Zukunft zu verzichten, um mit solch einer Wortwahl die Sache nicht negativ zu belegen.

Schließlich bringt die Fragerunde aber auch noch positive Entwicklungen hervor. Angesprochen von Prümer Bürgerbewegung und CDU auf den Sitz der Gesellschaft, die später das Seniorenheim betreibt, sagt Schindler zu, im endgültigen Vertrag verbindlich eine Klausel unterzubringen, die den Geschäftssitz auf Prüm festlegt. „Das kann ich ihnen hier und jetzt verbindlich zusagen. Für uns in Bayern zählt noch ein Handschlag.“

Schilcher kündigt zudem an, sofern der Bauantrag angenommen werde, so zügig wie möglich mit den Arbeiten zu beginnen. „Noch in diesem Jahr. Zwölf bis 24 Monate sind ein sportliches Engagement für die Umsetzung, das wir aber erreichen wollen.“

 Ein Investor aus Bayern möchte gern auf das Parkhaus an der Teichstraße ein zweigeschössiges Seniorenpflegeheim bauen. Foto: Frank Auffenberg

Ein Investor aus Bayern möchte gern auf das Parkhaus an der Teichstraße ein zweigeschössiges Seniorenpflegeheim bauen. Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg

Dafür, dass dies „eine reine Informationsveranstaltung“ gewesen sei zeigt sich Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy spürbar angefressen von der Diskussion. „Die Vorverträge stehen, der Bebauungsplan wurde nach dem Ratsbeschluss im vorigen Jahr geändert.“ Stattdessen habe man als bisher Unbeteiligter in der Sitzung den Eindruck bekommen können, dass von Ratsseite aus noch irgendetwas entschieden werden müsste, sagt Mathilde Weinandy. „Das haben wir aber längst schon – alle Fraktionen schlossen sich an.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort