Jeder bekommt eine Chance

Prüm · Der neue Chef ist im Dienst: Oliver Emmer hat in diesen Tagen seine Arbeit als Direktor des Amtsgerichts Prüm aufgenommen. Der TV hat mit dem 50-jährigen Familienvater gesprochen.

Jeder bekommt eine Chance
Foto: (e_pruem )

Prüm. "Ich denke, dass wir dem Bürger zum einen eine Hilfe sein möchten und müssen", sagt Oliver Emmer, seit Freitag neuer Chef des Amtsgerichts Prüm. "Aber ich fordere durchaus von den Bürgern auch den Respekt ein, den man vor einem Gericht haben sollte."
Mit dieser erfreulich klaren Ansage tritt Oliver Emmer seinen Posten als neuer Direktor des Amtsgerichts Prüm an - gerade ist er dazu vom Präsidenten des Landgerichts Trier, Thomas Henrichs, ernannt worden. Emmer übernimmt damit die Geschäfte von Alexandra Meerfeld, die Ende Dezember nach drei Jahren in der Abteistadt zum Oberlandesgericht Koblenz wechselte (der TV berichtete).
Damit hat ganz knapp auch hingehauen, was die Vorgängerin damals im Gespräch mit dem TV gehofft hatte: Dass ihr Nachfolger noch vor der Landtagswahl in Amt und Würden sei.
Emmer stammt aus Moers am Niederrhein, ist 50 Jahre alt und hat mit Staatsanwältin Elke Schmitten zwei Kinder, Julia (14) und Florian (11). Seit 20 Jahren ist er Richter, die Familie wohnt in der Nähe von Trier.
Und es sei von Anfang an sein Ziel gewesen, sagt er, "Direktor eines Amtsgerichts zu werden. Diese Chance bietet sich mir in Prüm". Er habe auch kein Problem damit, auf dem Land zu arbeiten: "Sonst wäre ich nicht hierher gekommen," sagt Emmer, er sei ohnehin "nicht unbedingt auf die Großstadt fixiert". Stattdessen arbeite er lieber "in kleineren Organisationseinheiten".
Starke Prümer Mannschaft


Und dass er in der Abteistadt auf eine offenbar schlagkräftige Organisationseinheit trifft, hat er bereits festgestellt: Das sei ein gutes, motiviertes Team in der Teichstraße, in dem "einer dem anderen hilft. Das funktioniert hier, wie ich auch von Kollegen gehört habe, außerordentlich gut."
Emmer hat durchaus Erfahrung an der Spitze eines Amtsgerichts: Die Direktorin der Behörde in Bernkastel-Kues hat er während ihrer Elternzeiten vertreten. Er ist vor allem mit Strafsachen befasst, außerdem mit Familienrecht, in Bernkastel kümmerte er sich auch um Betreuungsangelegenheiten.
"Ganz viele unterschiedliche Dinge" sagt er, seien ihm aus seinem bisherigen Berufsleben in Erinnerung geblieben: "Etwa die Rentnerin, die von irgendwelchen Kriminellen ausgenommen wird wie eine Weihnachtsgans. Oder die Hilflosigkeit von Eltern mit 13-, 14-jährigen Kindern - wenn sie so am Ende sind mit ihrer Erziehungskompetenz, dass sie den Weg einer Unterbringung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie suchen müssen."
Was ihm aufgefallen ist in den vergangenen Jahren: Eine steigende Zahl der Fälle, in denen es um Gewalttätigkeit in der Partnerschaft geht. Das liege zwar zum einen daran, dass dafür vor noch nicht allzu langer Zeit auch eine gesetzliche Regelung geschaffen worden sei. Aber eben auch daran, dass Polizei oder Hilfsorganisationen wie der Weiße Ring die Betroffenen verstärkt auf die Möglichkeit hinwiesen, dass man sich Hilfe bei Gericht suchen kann.
Erfreulich für Emmer: "Im Jugendstrafrecht", sagt er, "erlebt man es manchmal, dass Angeklagte, wenn man sie später wieder trifft, sagen: Es war gut, dass ich damals von Ihnen einen Schuss vor den Bug bekommen habe."
Man werde vermutlich auch keinen Ex-Angeklagten finden, "der nicht sagen würde, dass er bei mir nicht eine Chance bekommen hätte. Manchmal auch zwei." Dann aber sei es auch gut mit der Barmherzigkeit: Wenn es ein Delinquent danach immer noch nicht kapiert habe, "muss man anfangen, Zähne zu zeigen".
In seiner Freizeit zeigt der neue Gerichtsdirektor vor allem sportliches Engagement - als Co-Trainer der D-Jugendmannschaft von Sohn Florian oder beim Volleyball. "Ansonsten gehen wir gelegentlich wandern. Und ich bin Taxi-Unternehmer für meine Kinder", sagt er und lacht.Extra

Nach seinem Jura-Studium, dem Referendariat in Trier und kurzer Tätigkeit als Anwalt trat Oliver Emmer im März 1996 als Richter auf Probe beim Landgericht Trier in den Justizdienst des Landes ein. Bis zu seiner Ernennung zum Richter am Amtsgericht Bernkastel-Kues 2001 war er an den Gerichten Wittlich und Daun eingesetzt. In Bernkastel-Kues war er vornehmlich als Vorsitzender des Schöffen- und des Jugendschöffengerichts und als Strafrichter tätig. red/fpl

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