Soziales Mehr Familienzentren für den Eifelkreis

Bitburg/Prüm · Der Jugendhilfeausschuss des Eifelkreises treibt den Ausbau von Beratungsangeboten für Mütter und Väter weiter voran: Nach einer Modellphase werden nun ingesamt zehn Kitas zu Familienzentren erweitert.

Der Eifelkreis ist der größte und am dünnsten besiedelte Landkreis von Rheinland-Pfalz, zugleich ist er aber auch der gemeindereichste in der ganzen Bundesrepublik. „Hier ein gutes Beratungsnetzwerk für junge Mütter und Väter aufzubauen, war und ist eine Herausforderung“, sagt Elisabeth Schmutz vom Institut für Sozialpädagogische Forschung in Mainz (ISM) bei der zweiten Fachtagung des Jugendhilfeausschusses Bitburg-Prüm. Vor der eigentlichen Ausschusssitzung stellte man Pädagogen und Interessierten das seit zwei Jahren entwickelte Konzept vor, mit dem möglichst viele Familien erreicht werden sollen.

Seit 2016 wurden mit Bundesmitteln von jährlich fast 400♦000 Euro acht Kindertagesstätten zu sogenannten Familienzentren weiterentwickelt. In den Einrichtungen kümmert sich unter anderem jeweils eine Fachkraft um die Sorgen von Eltern und Erziehern. Ausgehend von diesen Bemühungen haben die Jugendhilfeträger gemeinsam mit den beteiligten Kindertages- und Familienbildungsstätten sowie mit dem ISM ein Konzept zum Aufbau einer kreisweiten Versorgungsstruktur für Familien mit kleinen Kindern entwickelt.

„Der Bedarf ist groß. Wenn wir uns die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahre anschauen, sehen wir einen Punkt, der das Problem gut erfasst: Viele Eltern haben, bevor sie ihr erstes eigenes Kind bekommen, keine Alltagserfahrungen mit kleinen Kindern“, sagt Schmutz. Das Bedürfnis nach Hilfe oder auch einfach nach guten Ratschlägen sei dementsprechend groß. „Beratungsstellen gibt es ja  durchaus, allein das Angebot ist sehr unübersichtlich und in einem Flächenkreis nicht immer gut erreichbar“, sagt sie. Bereits während der Etablierung der Familienzentren in den acht Projektkitas untersuchte die Abteilung für Sozialwissenschaften der Universität Trier das Projekt und wertet unter Leitung von Jörgen Schulze-Krüdener derzeit die Entwicklung von vier Einrichtungen im Eifelkreis aus. „Ein gutes Jahr haben wir uns von Juni 2017 bis März 2018 mit dem Thema befasst“, sagt Schulze-Krüdener.

Die vorläufigen Ergebnisse der Untersuchungen zeigten, dass das Verhältnis zwischen Eltern und Erziehern und Mitarbeitern als vertrauensvoll eingeschätzt werde. Anhand von Elterngesprächen und Interviews mit den Pädagogen habe sich nur eine Sorge deutlicher herauskristallisiert. „Es gab Eltern, die das Familienzentrum als eine Art Jugendamt vor Ort sehen und äußerten, dass das Ganze an Überwachung grenze.“ Dass aber besonders im Einzelfall schnell reagiert werden kann, zeigt ein Fachbeispiel aus der Kita Neuerburg, von dem die Leiterin Claudia Schmitz berichtete. Dabei seien bei einer Mutter im Laufe der Zeit Veränderungen im Auftreten und im Umgang mit ihrem Kind bemerkt worden. Vorsichtig habe man ihr Beratungen angeboten. Bei den Gesprächen stellte sich heraus, dass das Verhältnis zum Kindsvater belastend war. Man habe die Frau über längere Zeit durch eine Trennung, einen Umzug und den neuen Aufbau eines Lebensabschnitts begleitet. „Die Mutter ist nun psychisch wieder stabil, hat ihr Leben wieder im Griff. Es konnte ihr schnell und unkompliziert durch eine schwere Zeit geholfen werden“, sagt Claudia Schmitz. Doch nicht allein bei solchen Extremfällen greift das Familienzentrumskonzept. Die Fachkräfte seien auch damit beauftragt, niederschwellige Angebote wie Familiencafés und ähnliches aufzubauen, sagt Elisabeth Schmitz.

In der an die Fachtagung anschließenden Sitzung des Jugendhilfeausschusses sprach sich das Gremium auch für den weiteren Ausbau des Konzepts „Familienzentren im Eifelkreis“ aus. Das Programm wird nun auf zehn Kitas ausgeweitet. Während die Fördermittel bisher vor allem projektbezogen verteilt wurden, sollen nun pro Träger 60♦000 Euro im Jahr zur Verfügung gestellt werden. Der Gesamtbetrag soll schließlich durch Einsparungen bei den bisherigen ambulanten Erziehungshilfen gegenfinanziert werden.

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