Knöpfe auf Reisen: Eine fast unendliche Geschichte

Wittlich/Bamako · Wittlich - St. Wendel - Antwerpen - Dakar - Bamako, diese Reiseroute haben Tausende von Knöpfen hinter sich, die TV-Leser im Dezember 2014 im Rahmen der Aktion Wertsachen gespendet hatten. Üblicherweise dauert ein solcher Transport einige Wochen. In diesem speziellen Fall wurden daraus eineinviertel Jahre. Und das hatte eine Reihe von Gründen.

 Zwischen diesen Fotos liegen 15 Monate und 4300 Kilometer. Im Dezember 2014 erhält Christine Schumann (Foto links) von TV-Lesern Tausende von Knöpfen, die – unterstützt von der Mali-Hilfe – nach Afrika geschickt werden.

Zwischen diesen Fotos liegen 15 Monate und 4300 Kilometer. Im Dezember 2014 erhält Christine Schumann (Foto links) von TV-Lesern Tausende von Knöpfen, die – unterstützt von der Mali-Hilfe – nach Afrika geschickt werden.

Foto: klaus kimmling (m_wil )

Wittlich/Bamako. Eine Welle der Hilfsbereitschaft hat die Familie Schumann in Wittlich inklusive ihrer Schwiegertochter Mehmuma im Rahmen der TV-Aktion Wertsachen im November 2014 erlebt. Viele Menschen spendeten Knöpfe für die heute 33-jährige Modedesignerin, die in Bamako, der Hauptstadt von Mali, eine Nähstube betreibt. Schwiegermutter Christine Schumann hatte sich an den Volksfreund gewandt, als bei der TV-Aktion Knöpfe verschenkt werden sollten.

Spannung bis zum Schluss

Knöpfe auf Reisen: Eine fast unendliche Geschichte
Foto: (m_kreis )
 Schwiegertochter Mehmuna, Designerin in Bamako, (Foto unten) freut sich über die Spende aus Deutschland. Rechts ein Kleidungsstück, das mit den Knöpfen verziert wurde. TV-Fotos (4): Klaus Kimmling (1)/Mali-Hilfe(2)/Afrofashion(1)

Schwiegertochter Mehmuna, Designerin in Bamako, (Foto unten) freut sich über die Spende aus Deutschland. Rechts ein Kleidungsstück, das mit den Knöpfen verziert wurde. TV-Fotos (4): Klaus Kimmling (1)/Mali-Hilfe(2)/Afrofashion(1)

Foto: (m_kreis )
Knöpfe auf Reisen: Eine fast unendliche Geschichte
Foto: (m_kreis )


Was sie dann erlebte, wird sie so schnell nicht vergessen. Das Telefon stand nicht mehr still. Sie erhielt Hunderte von Anrufen von Menschen, die Knöpfe, aber auch Nähseide und Reißverschlüsse, ja sogar Nähmaschinen, verschenken wollten. Noch Wochen später wurden Sachen bei ihr vorbeigebracht. Aber wie sollten all diese Dinge an ihren Bestimmungsort kommen? Bei der Mali-Hilfe in Morbach wusste man Rat. Schließlich transportiert die gemeinnützige Organisation aus dem Hunsrück regelmäßig Sachspenden in das westafrikanische Binnenland. Gemeinsam mit der Globus-Stiftung und dem Rotarier-Club St. Wendel, Organisationen, die selbst Hilfsgüter nach Bamako bringen wollten, wurde ein Container-Transport organisiert. Ein 40 Kubikmeter großer Container, der übrigens an Ort und Stelle als Gebäude weitergenutzt werden kann, wurde in St. Wendel gefüllt, unter anderem mit Kinderbetten und Babyzubehör aus dem Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich, mit 350 Paar fabrikneuen Schuhen aus dem Westerwald und einer Vielzahl von Knöpfen. Als der Container voll war, ging er im Juni 2015 auf die 4360 Kilometer (Luftlinie) lange Reise. Üblicherweise werden die Container in Antwerpen verladen und auf dem Seeweg nach Dakar im Senegal gebracht. Doch noch vor dem Verschiffen tauchte das erste Problem auf. Auch Mali bleibt vom Bürgerkrieg nicht verschont. Monatelang war die Spedition aus Sicherheitsgründen nicht bereit, den Transport zu wagen. Hinzu kam, dass aufgrund des Engagements der Bundeswehr in Mali Lastwagen zwischen Dakar und Bamako Mangelware waren. Auch die Zollbestimmungen hatten sich nach Angaben der Mali-Hilfe verschlechtert. Und so kam es, dass Inge und Peter Brucker bei ihrer Reise im Februar 2016 nach Bamako - immerhin 14 Monate später - dort weder den Container, noch die darin befindlichen Spenden vorfanden. Wenige Wochen später flog deshalb eine dreiköpfige Delegation erneut nach Mali. Brucker: "Diesmal haben wir den Flug erst gebucht, als wir wussten, dass der Container vor Ort ist." Dennoch blieb es spannend.

Zunächst ließ der Zoll auf sich warten. Beim ersten Kran, der den Container abladen sollte, riss die Kette. Der nächste wurde organisiert. Doch es gab erneut ein Missgeschick. Der Lastwagen, der die Ware zu einem geschützten Platz bringen sollte, brach mit einem Reifen in eine Klärgrube ein. Die Ankunft des dritten Krans erlebte Brucker dann nicht mehr persönlich. Denn beim letzten Missgeschick lagen die Nerven beim ansonsten so routinierten Chef der Mali-Hilfe blank. Brucker setzte sich in sein Auto und fuhr davon. Über Nacht lösten andere Helfer das Problem. Und endlich wurden die Spenden verteilt. Die Freude bei den Empfängern war groß. Natürlich auch bei Mehmuna Schumann, die jetzt in ihrer Nähstube, in der vier Menschen arbeiten, die Knöpfe verwendet: "Ich freue mich bis zum Mond", schrieb sie dem TV in einer E-Mail. Ein Teil der Knöpfe ist bereits verarbeitet in einer Kollektion namens "History". Denn jeder einzelne Knopf kann eine Geschichte erzählen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort