Lauschen statt labern: Prümer Karnevalisten bieten demnächst erstmals eine "Rednersitzung" in der Karolingerhalle

Prüm · Immer wieder ein Thema zum Ärgern: Wenn in Karnevalssitzungen keiner zuhört. Die Prümer wollen in dieser Session gegensteuern, mit der offiziell ersten "Redner"- oder "Nostalgiesitzung". Der Vorverkauf hat gerade begonnen.

 Zuhören? Das ist was für Narren! TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Zuhören? Das ist was für Narren! TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Prüm. Auch Karnevalisten, dem Feiern ja sonst gar nicht abgeneigt, wollen mal ihre Ruhe: Vor allem dann, wenn sie in der Bütt stehen und eine Rede vortragen, an der sie vielleicht wochenlang gesessen und geschrieben haben.

Das Problem: Kaum einer hört ihnen noch zu. Motto: Je weniger remmidemmihaft der Vortrag, desto weniger Aufmerksamkeit wird ihm geschenkt. Vorne müht sich einer ab, unten im Saal kriegt keiner was mit. Und die, die dann doch noch zuhören wollen, ärgern sich genauso wie Vortragende und Organisatoren über den Krach.

Das hatte, so erklärt Berthold Thies, der Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft (KG) Prüm, zwei Folgen: Immer weniger echte Zuhörer kamen in den vergangenen Jahren zu den Sitzungen, immer mehr Redner hörten auf und sparten sich ihre sinnlosen Mühen.
"Der Geräuschpegel bei Karnevalsveranstaltungen", sagt Thies, der auch die Prümer Galasitzung morderiert, "ist immer wieder ein Thema. Jeder Redner hat einen schweren Stand. Aber wenn man gar nicht mehr durchdringt, dann verpufft das ja alles. Gerade die leisen Töne oder das Nichtausgesprochene - das geht dann ganz unter." Da mache es irgendwann auch keinen Spaß mehr, "als einsamer Einzelkämpfer im Saal" um Ruhe zu bitten.

Und so gehe "der klassische Büttenredner, der was übers Dorf- und Ortsgeschehen macht", immer mehr verloren. Auch in der Abteistadt haben sich in den vergangenen Jahren etliche Jecken aus dem aktiven Büttendienst verabschiedet.
Die Prümer probieren es deshalb in dieser Session anders: mit einem Angebot, das sich an genau jenes Publikum richtet, das den Verlust des spitzfindigen Vortrags bedauert. Nämlich der "1. Prümer Rednersitzung" - oder auch, so der Untertitel, Nostalgiesitzung (der TV berichtete). Eine solche hatte die Garde schon einmal organisiert - 2011, zum 50-jährigen Bestehen. "Und die ist sehr gut angekommen", sagt Thies.

Auch diesmal kümmert sich die Prinzengarde um die Sitzung, "weil der Vorstand schon genug an den Hacken hat", sagt Gardist Johannes Reuschen. Auch er zählt zu den Jecken, die sich zuletzt einen Auftritt auf der großen Bühne gespart haben, weil sie keine Lust mehr hatten, gegen den Krach anzujuxen.Die Rückkehr der Redner


In der Nostalgiesitzung am Samstag, 11. Februar, ist er aber wieder dabei - mit einer Nummer, die er gemeinsam mit Marita Laures vorträgt. Und weitere gestandene Büttenredner kehren ebenfalls zurück: Josef Hupperts aus Niederprüm, der wieder als RTL-Moderator mit luxemburgischem Dialekt antritt. Oder das Prümer Rumpelstilzchen Irmgard Theres-Leiwer, die erneut rein abteistädtische Ereignisse aufs Korn nimmt und dazu kräftig die Prümer Seite aus dem TV plündern wird.

Ebenfalls dabei: Johannes Reuschens Vater und Elferratsmitglied Ekkehard, Udo Ziwes und weitere Mitstreiter als "Eifelexpress". Die Prümer Tanzgarden treten ebenfalls auf - "und ich wollte auch noch mal in die Bütt gehen", sagt Berthold Thies. Gemeinsam mit Udo Baur wird er das tun: Als "Jerüststangenpitter" und "Bohlenjupp" werden sie, wie vor elf Jahren, als die Basilika zwecks Außensanierung eingerüstet war, von oben auf das Treiben rund um die Hahnplatzbaustelle blicken.Meinung

Ein Narr, wer nicht nur säuft
Die Prümer Jecken haben auf die Misere reagiert und ein zusätzliches Angebot geschaffen für alle, die den klassischen Bütten-Beitrag vermissen. Gute Sache - und gleichzeitig schade, dass das überhaupt nötig war. Als wäre man ein altmodischer Narr, wenn man nicht nur saufen und Party machen will. f.linden@volksfreund.deExtra

Alle in der Karolingerhalle, soweit nicht anders angegeben: Freitag, 13. Januar, 19.11 Uhr: Mädchensitzung (ausverkauft); Sonntag, 29. Januar, 14.11 Uhr, Seniorenkarneval (freier Eintritt); Samstag, 4. Februar, 19.11 Uhr, Galasitzung (Vorverkauf ab Donnerstag, 12. Januar, 8 Uhr, Rewe-Markt Prüm, 15 Euro); Freitag, 10. Februar, 19.11 Uhr, Rampenlicht, Residenzparty (Eintritt frei); Samstag, 11. Februar, 19.11 Uhr, Nostalgiesitzung (Vorverkauf ab sofort im Baur-Store, 11 Euro); Freitag, 17. Februar, 19.11 Uhr, Küchenfeenball (Vorverkauf ab Donnerstag, 12. Januar, 8 Uhr, Rewe-Markt Prüm, 11 Euro); Sonntag, 19. Februar, 14.11 Uhr, Kinderkarneval (Erwachsene 4 Euro, Kinder 2 Euro); Montag, 27. Februar, Rosenmontagszug mit Abschlussparty auf dem Ford-Madison-Platz (freier Eintritt). red/fpl

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