Letzte Ruhestätte nach mehr als 65 Jahren

65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist nun das Schicksal eines österreichischen Soldaten aufgeklärt worden, der bis vor kurzem als vermisst galt. Seine sterblichen Überreste sind nun auf dem Soldatenfriedhof in Gondelsheim beigesetzt worden.

 Auf dem Ehrenfriedhof in Gondelsheim hat der österreichische Soldat Johann Schinagl nun seine letzte Ruhe gefunden.TV-Foto: Christian Brunker

Auf dem Ehrenfriedhof in Gondelsheim hat der österreichische Soldat Johann Schinagl nun seine letzte Ruhe gefunden.TV-Foto: Christian Brunker

Winterspelt/Gondelsheim. Ein paar Knochen, Stiefel, eine Geldbörse mit Münzen, Reste eines Soldbuchs, ein Kamm, ein Taschenmesser und die vollständige Erkennungsmarke - traurige Hinweise auf das Schicksal eines lange vermissten Soldaten, das erst jetzt, mehr als 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, aufgeklärt worden ist. Gefunden wurden sie im Oktober 2007 in einem Grab zwischen Winterspelt und Weißenhof.

In Abstimmung mit den zuständigen Behörden wurden die Überreste vom Verein zur Klärung von Schicksalen Vermisster und Gefallener (VKSVG) exhumiert, der sich daran machte, das Schicksal des Soldaten aufzuklären. Dazu wurde seine Erkennungsmarke an die Deutsche Dienststelle in Berlin geschickt, die in solchen Fällen auf die alten Unterlagen zurückgreifen kann.

Das Ergebnis: Bei dem Soldaten handelt es sich um den österreichischen Obergefreiten Johann Schinagl. Er wurde am 22. Juni 1911 in Friedburg in Oberösterreich geboren und fiel am 17. Dezember 1944 bei Winterspelt in den ersten Tagen der deutschen Ardennenoffensive. Bislang galt er als vermisst, am 3. November 1949 wurde er in Österreich für tot erklärt.

Nachdem nun seine Gebeine gefunden worden waren, begann die Suche nach Angehörigen. Die Verbandsgemeindeverwaltung Prüm bekam vom Wiener Stadt- und Landesarchiv die Auskunft, dass die Frau Schinagls zwischenzeitlich kinderlos gestorben ist, ohne je zu erfahren, welches Schicksal ihrem Mann widerfahren ist. Eine Suche des VKSVG jedoch ergab, dass im Heimatort des Gefallenen noch eine weitere Angehörige lebt, die mittlerweile informiert worden ist.

Unterdessen hat Schinagl eine neue letzte Ruhestätte gefunden: Er wurde auf dem landeseigenen Ehrenfriedhof in Gondelsheim beigesetzt. Dort liegen mittlerweile 460 Kriegstote. "Der zufällige Fund eines vermissten Soldaten nach so langer Zeit zeigt, wie nachhaltig der Zweite Weltkrieg bis heute in familiären Einzelschicksalen fortwirkt", sagt Raimund Schneider von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier. Er betont, dass die Gedenkarbeit nach wie vor notwendig und sehr wichtig sei. "Frieden darf nicht verjähren."

EXTRA Der Ehrenfriedhof in Gondelsheim wurde im Frühjahr 1945 für die gefallenen Soldaten angelegt. Nach dem Einmarsch der Amerikaner am 4. März bargen die Dorfbewohner die überall auf den Feldern und im Wald gefallenen Toten und bestatteten sie auf diesem Friedhof. Weitere Soldaten wurden 1951 ebenfalls dort beigesetzt. 1954 erhielt der Friedhof seine heutige Form, im Juli 1958 wurde er schließlich eingeweiht.

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