Mit Hennen ins Rennen: In Ormont entsteht ein Bio-Betrieb für 12 000 Hühner

Ormont · Die Landwirte Klaus Hansen und Oliver Grommes wollen in Ormont einen Bio-Legebetrieb für 12 000 Hennen bauen. Die Fläche dafür, direkt am Hansen-Hof, liegt auf nordrhein-westfälischem Gebiet. Dort hat man die Genehmigung erteilt. In Ormont aber sorgen sich Bürger wegen Geruch und Gülle.

 ... und ein stolzer Hahn dabei? Könnte in Ormont so sein. Denn Hähne bieten den freilaufenden Hennen auch Schutz vor Greifvögeln. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

... und ein stolzer Hahn dabei? Könnte in Ormont so sein. Denn Hähne bieten den freilaufenden Hennen auch Schutz vor Greifvögeln. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Ormont. 12 000 Legehennen, 3,3 Millionen Eier im Jahr, ein hochmoderner Stall mit Wintergarten zum Scharren und fünf Hektar Gelände für die Freilandhaltung: Das ist, in Eckdaten, das Vorhaben von Landwirt Klaus Hansen aus Ormont und seinem Partner Oliver Grommes aus Auw.

Das Ganze in Bio - also unter strengeren Auflagen als bei konventionellen Betrieben. Der Stall soll nahe der Hansen-Siedlung außerhalb des Dorfs in Richtung Kehr entstehen - voraussichtlich Anfang September wird man mit dem Bau beginnen.
Warum sie das machen? "Existenzsicherung - Punkt", sagt Bauherr Klaus Hansen. Und das nicht nur auf der Bio-Schiene, sondern auch, unter weiteren Auflagen, unter dem Dach der Regionalmarke Eifel. Vertrieben werden die Eier vom Geflügelhof Andres in Mendig (siehe Extra).

Die Ortsgemeinde Ormont und die Verbandsgemeinde Obere Kyll sind nicht am Genehmigungsverfahren beteiligt: Denn die Fläche, auf der gebaut werden soll, liegt, weil die Grenze hier im Zickzack verläuft, auf nordrhein-westfälischem Gebiet in der Gemeinde Hellenthal (Kreis Euskirchen): "Die Genehmigung ist am 30. Juni erteilt worden", sagt Wolfgang Andres, Pressesprecher der Kreisverwaltung Euskirchen. "Die können loslegen, uns liegt aber noch keine Bauanzeige vor."

Unterdessen hat sich in Ormont aber Unmut breit gemacht: Etliche Bürger sind in Sorge, weil sie Geruchsbelästigung befürchten - und dass Hühnergülle in Bäche, Kyll und Kronenburger See gelangen könnte. Vor allem: importierte Gülle aus den Niederlanden.
Ortsbürgermeister Cornelius Dahm bat die Landwirte deshalb in den Gemeinderat, wo sie ihre Pläne inzwischen vorstellten. Ergebnis: "Sie haben einige Fragen beantworten können, andere noch nicht." Kernpunkt: der Hühnermist. "Wenn die Befürchtungen der Bürger zutreffen", sagt Dahm, "dann wäre das ganz schlecht." Wenn aber alles so komme wie von den Landwirten im Rat dargelegt, "sehe ich kein großes Problem."

Und die treten vehement den Gerüchten entgegen, dass der Betrieb nur errichtet werde, "um holländischen Mist oder Gülle zuzukaufen, auszubringen und damit das Dorf zuzustinken", sagt Oliver Grommes. "Das ist nicht so. Wir werden keine Gülle von außerhalb kaufen." Denn bei einem Ökobetrieb "legt man Wert darauf, dass man einen geschlossenen Kreislauf hat". Also werde nur der anfallende Kot verwendet - in Trockenform. Und da liege die Menge "weit unter dem, was konventionell erlaubt ist" - und das gelte auch für die Geruchsbelastung.
Um die Einhaltung aller Vorgaben hat sich der Kreis Euskirchen zu kümmern. Und dort versucht man ebenfalls die Sorgen zu zerstreuen: Sämtliche Fachbehörden, sagt Wolfgang Andres, von Wasser bis Emmissionsschutz, von Landschaftspflege bis Abfallwirtschaft und Straßenbau, seien ins Verfahren eingespannt gewesen, plus Landwirtschaftskammer und Gutachter. Ergebnis: "Keine Bedenken."

"Das Ganze unterliegt aber auch der Überwachung des Kreises Euskirchen", sagt Andres. "Da werden also auch Kollegen hinfahren und gucken, ob alles auch genau so gebaut wird, wie es geplant ist."
Das Emmissionsgutachten, basierend auch auf den Daten der Ormonter Wetterstation, besagt, dass im Dorf keine Gerüche ankommen werden. Trotzdem: "Ich kann die Ängste der Leute verstehen", sagt Klaus Hansen. "Und ich bin jederzeit bereit zum Gespräch, falls sich jemand mit seinen Sorgen oder Fragen an mich wenden will."Meinung

Guter Schritt
Je weniger man weiß, desto mehr Gedanken macht man sich: Daher ist es gut, dass die Bauern sich der Öffentlichkeit stellen und zudem einer ganzen Latte von Regelungen und Kontrollen unterwerfen. Weil: bio. Und: Eifel. Auch wenn die Sorgen mancher Bürger damit wohl noch nicht erledigt sein dürften. Dass zwei gestandene Eifeler Landwirte, die als Rinderzüchter und Milchbauern anfingen, jetzt auf Legehennen und auf Öko setzen, kann man ihnen allerdings nicht verdenken: Der Milchmarkt bietet kaum noch Chancen. Und wer nicht aufgeben will, sucht sich neue. f.linden@volksfreund.deExtra

Abnehmer der Bio-Eier aus Ormont ist der Geflügelhof Andres in Mendig bei Mayen, der auch unter der Eifel-Regionalmarke Produkte verkauft: "Wir sind Eifel-Produzent seit mehr als zehn Jahren", sagt Guido Andres, der in ganz anderen Dimensionen arbeitet als die Kollegen in Ormont. Der Andres-Hof hat an mehreren Standorten insgesamt 150 000 Tiere. Andres ist auch Landes-Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbands. Er würde nicht mit Partnern arbeiten, bei denen nicht alles in Ordnung wäre, sagt er. Und zeigt sich froh, "dass wir in der Eifel Leute bekommen, die einen solchen Betrieb aufbauen wollen". Dazu gehöre einiges an Mumm, weil damit hohe Auflagen und Ausgaben verbunden seien. Zum Thema Geruchsbelästigung hat Guido Andresauch etwas zu sagen: Da man auf modernen Höfen nicht mit Gülle, sondern getrocknetem Hühnerkot arbeite, gehe der Gestank deutlich zurück. "Ganz ohne Geruch geht das nie", sagt Andres. Aber die zu erwartende Belastung in Ormont sei deutlich geringer als bei anderen Höfen. fpl

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