Neue Signale fürs alte Stellwerk

Lissendorf · Runder Geburtstag, aber keine Aufgabe mehr: Das Stellwerk in Lissendorf, vor 100 Jahren errichtet und 2006 von der Bahn ausrangiert, soll neu belebt werden. Ortsbürgermeister Lothar Schun ruft die Lissendorfer und weitere Interessierte dazu auf, sich mit Ideen daran zu beteiligen.

 Seit 100 Jahren ist es ein Blickfang: Das alte, im Jahr 1912 errichtete Stellwerk in Lissendorf. Bis 2006 versah es mit Seilzugtechnik, Formsignalen, Hebelbänken und Spannwerken noch seinen Dienst, ehe es von einem sogenannten „Modulhaus“ mit aus Gerolstein ferngesteuerter EDV-Technik abgelöst wurde. Foto: Lothar Schun

Seit 100 Jahren ist es ein Blickfang: Das alte, im Jahr 1912 errichtete Stellwerk in Lissendorf. Bis 2006 versah es mit Seilzugtechnik, Formsignalen, Hebelbänken und Spannwerken noch seinen Dienst, ehe es von einem sogenannten „Modulhaus“ mit aus Gerolstein ferngesteuerter EDV-Technik abgelöst wurde. Foto: Lothar Schun

Lissendorf. Es ist zurzeit die einzige verbliebene Funktion des Lissendorfer Stellwerks: schön auszusehen. Vor 100 Jahren ging es in Betrieb, seit sechs Jahren ist es außer Dienst. Bis 2006 versah dort noch ein Wärter seine Arbeit und bediente Seilzüge und Signale. Mittlerweile aber werden die Weichen woanders gestellt: in einem sogenannten Modulhaus - einem Elektronikkasten in der Nähe, der von Bahnmitarbeitern in Gerolstein ferngesteuert wird.
Das nahezu historische Gebäude, sagt Lissendorfs Ortsbürgermeister Lothar Schun, habe dennoch nichts von seiner Faszination verloren - "und die soll gerettet werden".
Nur wie? Zwar stehen das Gebäude und die technischen Einrichtungen unter Denkmalschutz, "aber es kümmert sich keiner drum", sagt Schun. Was auch deshalb schade sei, weil Stellwerk und Bahnanlagen den Ortseingang prägen.
Die Gemeinde sei deshalb sehr an der Erhaltung interessiert - und an einer Wiederbelebung. Aber sie hat nicht das Geld, um Gebäude und Grundstücke - insgesamt etwa 20 000 Quadratmeter Fläche - von der Bahn zu übernehmen, die sich in ersten Gesprächen verkaufsbereit gezeigt habe.
"Zwar gab es in der Vergangenheit verschiedene Gespräche und Interessenten", sagt der Ortsbürgermeister, dennoch habe sich bislang keine der dabei besprochenen Möglichkeiten verwirklichen lassen.
Jetzt denkt der Gemeindechef über neue Möglichkeiten nach - vielleicht mit Hilfe eines Fördervereins, der das Stellwerk zu bestimmten Zeiten öffnet, Besucher hineinlässt, das Ganze in Zusammenarbeit mit den Gastronomen in Lissendorf und dem direkt auf der anderen Gleisseite liegenden Nachbarort Birgel. Das aber sei nur eine Idee - "ich bin da völlig offen", sagt Schun.
Deshalb sind alle zu einem Gespräch eingeladen, die an der Eisenbahn- und Ortsgeschichte interessiert sind und sich um die Erhaltung des Stellwerks bemühen wollen. Lothar Schun richtet seinen Aufruf an Bürger, Vereine, Firmen und Behörden, er hofft auf neue Impulse und Ideen. Es gehe ihm darum, "dass diesem Stellwerk das Schicksal des früheren Stellwerks in Richtung Jünkerath erspart bleibt." Dieses Gebäwurde abgerissen - "deshalb ist es mir um so wichtiger, dieses zu erhalten".
Die Versammlung ist einberufen für Dienstag, 23. Oktober, 19 Uhr, im Jugend- und Dorfgemeinschaftshaus Lissendorf.
Extra

Das Stellwerk entstand 1912, als die Bahn die Strecke vom Oberen Kylltal über Hillesheim und Kerpen ins Ahrtal und nach Dümpelfeld neu baute - als Abschnitt der Ahrtalbahn, mit der man bis an den Rhein gelangte. Zwischen Jünkerath und Lissendorf verlief das Gleis parallel zum dortigen Abschnitt der Eifelstrecke zwischen Köln und Trier, bevor es in Richtung Ahrtal abbog: "Damit war die Strecke zwischen Jünkerath und Lissendorf sogar viergleisig", sagt Lothar Schun. Lange vorbei, kein Zug rollt mehr in dieser Richtung, nur die Eifelstrecke ist noch in Betrieb. fpl

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