Kirche Die Einigkeit, sie ist noch weit

Prüm · Die einen sagen so, die anderen so, aber alle sagen es deutlich: Unser Bericht über den Streit um die Gottesdienste in Prüm fand Widerhall. Wir dokumentieren den Zwischenstand.

 Streit in der Pfarrei Prüm: Was würde ER wohl dazu sagen?

Streit in der Pfarrei Prüm: Was würde ER wohl dazu sagen?

Foto: Fritz-Peter Linden

Gottesdienste im Konvikt, weil die Basilika sanierungsbedingt geschlossen ist – und weil viele Prümer nicht in anderen Orten zur Messe gehen wollen: Das ist die Forderung des ehemaligen Pfarrers Robert Lürtzener ans Bistum Trier. Er bot auch an, einige dieser Gottesdienste zu leiten.

Vorige Woche berichteten wir darüber. Und darüber, dass der Verwalter der Pfarrei, Weihbischof Franz Josef Gebert, davon nichts hält. Erst recht nicht davon, dass sich sein Ruhestandskollege noch einmal so stark ins Geschehen einmischt. Kernwort: „ungehörig.“ Auch weil ein ehemaliger Pfarrer üblicherweise – und anders als Lürtzener – nicht einmal an seinem alten Dienstort wohnen bleiben darf.

 Der ehemalige Prümer Pfarrer Robert Lürtzener vor alter Wirkungsstätte.

Der ehemalige Prümer Pfarrer Robert Lürtzener vor alter Wirkungsstätte.

Foto: Fritz-Peter Linden

Die Reaktionen? Kamen klar und deutlich. Wie die von Alwine Fritzemeier aus Wallersheim, zugleich Küsterin in Prüm. Ihre Botschaft für alle, die exkusiv in der Stadt zur Messe gehen wollen: „Früher sind die Leute zehn Kilometer gelaufen, um zur Kirche zu kommen. Und zwar einen Weg!“ Da verstehe sie nicht, warum sich manch einer jetzt so anstelle.

 Gottesdienst? Geht gerade nicht: Die Basilika wird saniert, überall Gerüste.

Gottesdienst? Geht gerade nicht: Die Basilika wird saniert, überall Gerüste.

Foto: Fritz-Peter Linden

Die Konvikt-Kapelle? „Eine Rumpelkammer. Das ist nicht wie in einer Kirche, da ist kein ewiges Licht, kein Tabernakel – da ist Jesus nicht zuständig“, sagt die 70-Jährige. Zudem sei sie der Meinung, dass die Vinzentiner-Patres in Niederprüm „das ganz toll machen. Und dass sie sich bereit erklärt haben, für uns die Messen zu halten, ist unbeschreiblich.“

Deshalb finde sie es auch „schrecklich“, wenn sich die Leute dagegen aufwiegeln ließen. Ein gutes Gegenbeispiel sei da übrigens der Stadtrat, der angesichts des Hahnplatz-Umbaus vorbildlich zusammenhalte.

„Es kann nicht sein, dass Prüm anfängt, sein eigenes Süppchen zu kochen“, sagt auch Wilhelm Husch, der Vorsitzende des Pfarrverwaltungsrats. Zumal es doch bisher gut funktioniere mit den Gottesdiensten in Niederprüm und anderen Orten der Pfarreiengemeinschaft. Aufgrund Lürtzeners Initiative aber sei man jetzt in „eine unglückliche Situation“ geraten.

So sieht es auch Franz-Josef Keilen vom Pfarrgemeinde- und Pfarrverwaltungsrat. Man spürt, dass ihn die Sache schmerzt, denn Robert Lürtzener „war für mich ein Priester, der mir sehr viel bedeutet hat“. Deshalb werde er auch kein schlechtes Wort über ihn verlieren. Dennoch gelte: „Er muss sich zurückhalten.“

Ähnlich der Grundton in einigen Leserzuschriften, die vorige Woche beim TV eingingen, auch wenn sie vielleicht nicht repräsentativ sind. So manch einer stört sich zudem daran, dass für einige Prümer offenbar ein Kirchgang außerhalb ihrer Stadt nicht in Frage zu kommen scheint.

Einer allerdings stellt sich an Lürtzeners Seite: Josef Berens aus Rommersheim. Er macht seit 60 Jahren Kirchenmusik und bedient als Organist auch heute noch vertretungsweise in der Basilika und anderen Gotteshäusern des Prümer Lands die Tasten.

Für Berens ist es ein „kaum noch zu überbietender Skandal, dass ein pensionierter, hoch geschätzter früherer Pastor und Dechant von Prüm dienstfrei in seinem Zimmer sitzen muss“, während in der Pfarrei Gottesdienste ausfallen. Die Amtskirche müsse stattdessen verstehen, dass die Katholiken, die man so verprellt habe, „nur schwer wieder zu gewinnen sind“.

Dass also das Bistum Lürtzener untersage, in Prüm Messen zu zelebrieren, hält er für „mehr als naiv, unchristlich und willkürlich“. Der Weihbischof berufe sich da „auf eher unsinnige Kirchenvorschriften“.

Außerdem ließen sich heutzutage die Katholiken nicht mehr „gängeln und in irgend eine Kirche dirigieren“. Und in diesem Zusammenhang sei auch die Frage zu stellen, „ob es noch berechtigt ist, dass zum Beispiel bei kirmesmäßigen Pontifikalämtern zirka 20 Priester als Dekoration um den Bischof herum schwänzeln, während Pfarreien auf Gottesdienste verzichten müssen“.

Und noch einer springt dem früheren Pfarrer zur Seite: Josef Zierden. „Dass sich jemand um den möglichen Niedergang der angesehenen Pfarrgemeinde Prüm sorgt, ist nachvollziehbar bei einem Mann, der hier 40 Jahre Pastor war“, sagt der Chef des Eifel-Literatur-Festivals und lobpreist Lürtzener dafür, „die Prümer Gläubigen als Betroffene mal selber zu fragen und nicht nur Strippenzieher und Gremienprofis. Das alles ist kein Grund, Lürtzener wie einen ungehörigen Schuljungen öffentlich abzuwatschen.“

Weihbischof Franz-Josef Gebert hat unterdessen noch einen Nachschlag zu seiner Stellungnahme von voriger Woche geliefert: Robert Lürtzener, sagt er, „versucht, diese Frage zu einem Machtkampf zu stilisieren. Dabei gibt es aber immer Gewinner und zwangsläufig Verlierer. Das ist einer kirchlichen Gemeinde nicht angemessen.“

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