Stadtgeschichte Der Krater soll erlebbar werden

Prüm · Schon einmal wurde der Explosionskrater auf dem Kalvarienberg freigeschnitten, um ihn für Besucher sichtbarer zu machen – ohne Erfolg, die Fläche ist wieder zugewachsen.

 Ein wunderschönes Fleckchen Erde mit schlimmer Geschichte. Vor 70 Jahren erhob sich an dieser Stelle noch die alte Kuppe des Kalvarienbergs. Monika Rolef würde sich wünschen, dass der Krater, den die Explosion von 1949 riss, wieder erkennbar und erlebbar wird.

Ein wunderschönes Fleckchen Erde mit schlimmer Geschichte. Vor 70 Jahren erhob sich an dieser Stelle noch die alte Kuppe des Kalvarienbergs. Monika Rolef würde sich wünschen, dass der Krater, den die Explosion von 1949 riss, wieder erkennbar und erlebbar wird.

Foto: Frank Auffenberg

Es war ein ganz normaler Sommertag. Die Bürger Prüms gingen ihren Tagesgeschäften nach, große Teile der im Krieg zu 80 Prozent zerstörten Heimat waren wieder hergerichtet, da begann um 19 Uhr plötzlich die Brandglocke zu läuten. Nur eine Stunde und zwanzig Minuten später glich die einst so prächtige Abteistadt zum zweiten Mal binnen vier Jahren einer Kraterlandschaft. Das Sprengstofflager in den Stollen unterhalb des Kalvarienbergs war explodiert (siehe Info). Heute erinnern Tafeln dort, wo einst die Bergkuppe war, an das Unglück, bei dem zwölf Menschen starben – vom Krater, der noch in den 1960er Jahren komplett unbewachsen war, ist aber kaum noch etwas zu erkennen. Das soll sich spätestens zum 70. Gedenktag ändern.

„Die Ausmaße der Katastrophe sind heute kaum noch zu erahnen. Die Stadt wurde Gott sei Dank wieder aufgebaut, aber nur diejenigen wie ich, die sie als Kinder erlebten, erinnern sich an die Ausmaße. Der Krater selber ist dicht zugewachsen, seine Dimension ist nur mit einiger Vorstellungskraft zu erahnen“, sagt Basilika-Führerin und Stadtratsmitglied Monika Rolef. Dabei seien Touristen neben der Basilika besonders an dieser traurigen Stelle in Prüms Geschichte interssiert. „Ich schicke sie dann immer auf den Berg hoch, doch abgesehen vom wirklich schönen Gedenkkreuz und den Infotafeln gibt es für sie nichts zu sehen.“

Gemeinsam mit ihren Kollegen der Fraktionsgemeinschaft aus Prümer Bürgerbewegung (PBB) und Freier Wählergemeinschaft (FWG) hat sie in der jüngsten Sitzung des Stadtrats Prüm einen Antrag auf eine Durchforstung gestellt und rennt mit dem Vorschlag offene Türen ein, alle Ratsmitglieder erkennen die Notwendigkeit, aktiv zu werden, allerdings ist das gar nicht so einfach, wie man meinen könnte.

„Unsere Idee ist, den Krater, wo es geht, zu durchforsten, kleine Bäume und Pflanzen rauszunehmen, den Kraterrand damit wieder erkennbar zu machen und die Sichtachse auf Prüm vielleicht in Teilen sogar wieder herzustellen“, sagt Rolef.

Ratskollege Peter Wind (CDU) ergreift zügig als Fachmann, hauptberuflich leitet er das Forstamt Prüm, das Wort. „Seitdem ich in Prüm bin, ist der Freischnitt des Kraters immer wieder ein Thema. Ich verstehe es, und die Idee ist gut, allein werden wir mit einer sogenannten Durchforstung wenig bis nichts erreichen“, sagt er.

Nehme man Büsche und junge Bäume aus dem dichten Bewuchs raus, sei der Krater zwar besser zu erkennen, allerdings sorge diese Durchforstung auch dafür, dass mehr Licht den Boden erreicht. „Und mehr Licht bedeutet einfach, dass die Pflanzen am Boden noch besser wachsen und gedeihen können“, sagt Wind. Sein Vorschlag: „Wir müssen wohl oder übel die Bäume einfach Bäume sein lassen und uns fragen, wie wir den Bewuchs am Boden dauerhaft in den Griff bekommen.“

Doch leichter gesagt als getan. 2015 hat der PBB schon einmal die Initiative ergriffen, den Fußweg zum Kratergrund freigeschnitten und für ein Jahr die Patenschaft übernommen. „Davon ist heute nichts mehr übrig“, sagt Wind.

Eine alte Idee erfährt nun eine unerwartete Renaissance: Wenn man nicht freischneiden kann, wie sieht es mit freifressen aus? „Ich hab‘ die Idee, den Krater von Ziegen oder Schafen säubern zu lassen, schon mal angebracht“, sagt Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy.

 Das Prümer Stadtratsmitglied Erich Reichertz schoss 1960 dieses Bild. Es zeigt den Blick auf Prüm vom oberen Kraterrand. Foto: Erich Reichertz

Das Prümer Stadtratsmitglied Erich Reichertz schoss 1960 dieses Bild. Es zeigt den Blick auf Prüm vom oberen Kraterrand. Foto: Erich Reichertz

Foto: Erich Reichertz
 Die Stadt war gerade erst wieder aufgebaut, da suchte bereits die nächste Katastrophe mit der Explosion des Sprengstofflagers die Abteistadt heim.

Die Stadt war gerade erst wieder aufgebaut, da suchte bereits die nächste Katastrophe mit der Explosion des Sprengstofflagers die Abteistadt heim.

Foto: Archiv Rolef
 Die Stadt war gerade erst wieder aufgebaut, da suchte bereits die nächste Katastrophe mit der Explosion des Sprengstofflagers die Abteistadt heim.

Die Stadt war gerade erst wieder aufgebaut, da suchte bereits die nächste Katastrophe mit der Explosion des Sprengstofflagers die Abteistadt heim.

Foto: Archiv Rolef
 Die nördlichen Viertel glichen einer Kraterlandschaft.

Die nördlichen Viertel glichen einer Kraterlandschaft.

Foto: Archiv Rolef
 Die Stadt war gerade erst wieder aufgebaut, da suchte bereits die nächste Katastrophe mit der Explosion des Sprengstofflagers die Abteistadt heim.

Die Stadt war gerade erst wieder aufgebaut, da suchte bereits die nächste Katastrophe mit der Explosion des Sprengstofflagers die Abteistadt heim.

Foto: Archiv Rolef

Sie werde nochmal mit Fachleuten sprechen und in einer der kommenden Ratssitzungen das Thema erneut anbringen, sagt Mathilde Weinandy. Ein Vorschlag, den der Rat und besonders Peter Wind begrüßen. „Ein gutes Beweidungskonzept könnte sicher besser helfen“, sagt er.

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