Verkehrssicherheit Brandbrief an die Ordnungshüter

Schönecken · Engere Fahrbahnen, Straßenpoller und auch eine Radarfallen-Attrappe haben nichts gebracht: Noch immer rasen manche Autofahrer durch die Schönecker Ortsdurchfahrt. Als letzte Lösung wendet sich der Gemeinderat nun an die Polizei und bittet um mehr Kontrollen.

 Die Engstellen sollen den Verkehr ausbremsen. Doch nicht jeder Fahrer mag hier warten.

Die Engstellen sollen den Verkehr ausbremsen. Doch nicht jeder Fahrer mag hier warten.

Foto: Frank Auffenberg

Schwarz zeichnet sich eine meterlange Bremsspur vom Asphalt ab. „Da ist jemand gut in die Eisen gegangen. Solche Spuren finden sich hier täglich“, sagt Schöneckens Ortsbürgermeister Matthias Antony und macht einen beherzten Schritt entlang der Straße „Unter der Pfordt“ – es folgt ein weiterer, noch einer und schließlich viele mehr. „Das sind knapp zwölf Meter. Man kann davon ausgehen, dass der Wagen bis zu 50 Sachen drauf hatte – dabei sind nur 30 erlaubt“, sagt er.

Täglich seien Unbelehrbare viel zu schnell auf der vor zwei Jahren sanierten Ortsdurchfahrt unterwegs. „Wir versuchten alles, um die Geschwindigkeit zu drücken und so die Sicherheit besonders für die Anwohner zu erhöhen. Leider blieb der Erfolg aus. Wir wissen langsam nicht mehr weiter.“ Eine Art Brandbrief an die Polizeiinspektion Prüm sei jetzt die letzte Hoffnung.

„Wir haben einige Male im Rat darüber debattiert, ob wir das Schreiben mit der Bitte um gezielte Kontrollen abschicken. Leicht fiel es uns nicht, man will die Bürger ja nicht nerven oder gängeln. Aber was sollen wir denn sonst noch machen?“, sagt Antony.

Schon vor der Sanierung sei gerast worden: „Der schlechte Zustand der Straße bremste die Fahrer aber teils von selber aus.“ Während der Planungen habe man auch versucht, sich für eine möglichst effektive Straßenführung starkzumachen, und für so viele Verengungen und bremsende bauliche Elemente wie möglich plädiert. Ohne Erfolg.

„Wegen der wichtigen Umleitungsfunktion als ‚Bypass der A♦60’ hatte die Ortsgemeinde sehr wenig Einfluss“, sagt Antony. Die Gestaltung sei vielmehr weitgehend vorgegeben worden. „Das Ergebnis sieht man jetzt. Die Einengungen sind relativ breit. Viele denken, dass dort zwei Wagen durchpassen, das ist aber sehr knapp. Kommt dann ein Wagen mit hoher Geschwindigkeit entgegen, wird es brenzlig.“

Für manche Anwohner sei die Situation eine hohe Belastung, sagt der Bürgermeister. Sie könnten teils nicht das Haus verlassen, ohne sich sofort in Gefahr zu begeben. „Der niedrige Bordstein wird oft als Einladung gesehen, um mit unverminderter Geschwindigkeit über den Gehweg zu fahren.“ Vor lauter Verzweiflung sei auf einem privaten Grundstück sogar schon die Attrappe eines Starenkastens aufgestellt worden. „Ob das viel bringt, ist fraglich. Aber man merkt, dass gewisse Kandidaten dort gleich mal richtig runterbremsen.“

Vor den gefährlichsten Stellen seien zwar bereits Poller aufgestellt worden: „Damit sind wir nun aber an der Schmerzgrenze angekommen. Mehr Aufbauten würde das historische Ortsbild nicht verkraften“, sagt Antony. Auch die weißen Streifen am Fahrbahnrand können nicht weiter in die Mitte gesetzt werden: „Das lässt die Straßenverkehrsordnung leider nicht zu.“

Bei einer Verkehrsschau mit Fachleuten des Landesbetriebs Mobilität Gerolstein, der Polizei und Vertretern der Gemeinde seien allein beim Ortstermin 34 deutliche Bremsspuren gezählt worden, allerdings habe das keine weiteren Konsequenzen gehabt. „Der Antrag des Gemeinderats für weitere Schilder, die auf die Verengungen hinweisen, wurde abgelehnt. Uns wurde gesagt, dass die Missachtung der Straßenverkehrsordnung kein Grund für eine Überbeschilderung sein könne“, sagt Antony. Damit seien nun alle Möglichkeiten ausgeschöpft.

Dass die Polizeiinspektion Prüm genug zu tun haben würde, zeige die bereits installierte Geschwindigkeitswarnanlage am Ortseingang, sagt der Bürgermeister. „Nur ein kleiner Teil der Verkehrsteilnehmer ist überhaupt mit den zulässigen 30 Kilometern in der Stunde unterwegs“, sagt Antony. Viele führen mit 50 Sachen durch die Ortschaft, Einzelne sogar noch schneller.

Die Polizeiinspektion Prüm schaut aktuell, was sie machen kann. „Prinzipiell prüfen wir jeden Hinweis und jede Bitte, die von Bürgern oder eben auch von einer Gemeinde kommen. Sofern es unsere Kapazitäten zulassen, werden wir dem Wunsch nach einer Kontrolle nachkommen“, sagt Richard Schleder, kommissarischer Leiter der Prümer Inspektion. Das Problem in Schönecken sei durchaus bekannt.

„Dort gibt es einfach Schwierigkeiten durch die baulichen Strukturen“, sagt Schleder. Allerdings sei die Situation auch für die Polizei eine Herausforderung. Selber messe man zwar mit einem Lasergerät, das wiederum keine Fotos macht, man müsse jedoch noch prüfen, ob man damit in den verwickelten Schönecker Straßen überhaupt kontrollieren könne. Ein weiteres Problem der Laserkontrollen: Wer zu schnell ist, den halten die Polizisten an. Nachfolgende Fahrer werden dann mit Lichthupen aber wiederum vor der Messung gewarnt. Die Folge: keine Auffälligkeiten bei der weiteren Kontrolle.

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