Widerstand Gedenken an einen Widerstandskämpfer

Prüm · Einigkeit im Rat: Die Prümer wollen, sichtbar und dauerhaft, an ihren früheren Pfarrer und Dechanten Josef Zilliken erinnern. Der Geistliche stellte sich gegen die Nationalsozialisten, wurde deportiert und starb im Vernichtungslager Dachau.

 Hier, am Kalvarienberg-Kreuzweg, wäre der geeignete Platz, finden Johannes Reuschen und Monika Rolef.

Hier, am Kalvarienberg-Kreuzweg, wäre der geeignete Platz, finden Johannes Reuschen und Monika Rolef.

Foto: Katharina Kops

Monika Rolef, unermüdliche Spendensammlerin für die Basilika, Stadt- und Kirchenführerin, Vorsitzende der Initiative Frauenschuh und Mitglied der gemeinsamen Ratsfraktion von FWG und Prümer Bürgerbewegung, ist eigentlich keine, die schnell aus der Fassung gerät. Oder auf den Mund gefallen wäre.

Als sie aber (TV von Donnerstag) in der Stadtratssitzung diese Woche den letzten Punkt auf der Tagesordnung einleitete, da spürte man doch: Das Thema geht ihr nah. Und der Mensch, der im Mittelpunkt ihres Antrags steht: Josef Kaspar Zilliken.

Monika Rolef, unterstützt vom Fraktionsvorsitzenden und Stadtbürgermeisterkandidaten Johannes Reuschen, will eine angemessene Gedenkstätte für den Mann, der 1872 in Mayen geboren wurde, und in den 30er Jahren Pfarrer und Dechant in Prüm war. Und der sich den Nationalsozialisten entgegen stellte. Bereits 1932, so steht es im Antrag, sei Zilliken in seinen Predigten gegen den Rechtsradikalismus eingetreten und habe sich „mit dem späteren Kreisleiter der NSDAP einen unversöhnlichen Feind gemacht“.

Streitpunkt sei vor allem die Euthanasie gewesen, gegen die Zilliken zu Felde zog. 1936 wurde er zu drei Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt, „weil er die menschenverachtende Ideologie der Nazis anprangerte“. Zilliken – der allerdings auch, wie man hört, wie viele der damaligen „Häären“ nicht zimperlich gewesen sein soll, wenn es darum ging, die Jugend zu züchtigen – habe sich in seiner Haltung nicht beeinträchtigen lassen. Die Folge: „Immer wieder kam es im Lauf der folgenden Jahre zu Konflikten. Zillikens Predigten wurden mitstenografiert, die Kirche immer mehr in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.“

Josef Zilliken ließ sich nach Wassenach versetzen. In Maria Laach sei es dann zur „verhängnisvollen Begegnung mit Reichsleiter Hermann Göring“ gekommen: Zilliken weigerte sich, Göring „vorschriftsmäßig“ zu grüßen.

Er wurde verhaftet, zunächst nach Buchenwald gebracht und später nach Dachau, wo er am 3. Oktober 1942, gut zwei Wochen nach seinem 70. Geburtstag, an Herzversagen starb. Seine letzten überlieferten Worte an seine Pfarrkinder sollen gelautet haben: „Steht loyal zur katholischen Kirche und bleibt fest im Glauben.“ In Prüm aber, sagt Monika Rolef, „muss man lange nach seinen Spuren suchen“. Auf dem Friedhof, am Prümer Priestergrab, weise eine verwitterte, kaum leserliche Tafel nur denjenigen auf Zilliken hin, „der die Tafel von früher kennt und erraten kann, was da geschrieben steht. Kein Denkmal, keine Straße, kein Stolperstein erinnert an den Widerstandskämpfer.“

Dabei habe Josef Zilliken doch „einen wahren Kreuzweg erlebt“. Und aus diesem Grund soll er nun – der Stadtrat stimmte unisono dafür – am Kreuzweg auf den Prümer Kalvarienberg eine dauerhafte Gedenkstätte erhalten. Der Weg soll nach Zilliken benannt werden, ein Stein aus Mayener Basalt soll, mitsamt einer neuen Tafel, an den Prümer Geistlichen erinnern.

Was Monika Rolef gefreut haben dürfte: Selten wurde im Prümer Rat ein Antrag dermaßen einstimmig angenommen. „Tolle Idee“, sagte Peter Wind von der CDU-Fraktion.An solche Menschen könne man gar nicht genug erinnern, ergänzte Paula Sonnen von der SPD. Und das auch, sagte Johannes Reuschen, gerade jetzt vor der Europawahl, für die sich die Rechtspopulisten schon warmlaufen, um daran zu erinnern, wie wichtig der antifaschistische Widerstand sei.

 Der frühere Prümer Dechant Josef Kaspar Zilliken (zweiter von links).

Der frühere Prümer Dechant Josef Kaspar Zilliken (zweiter von links).

Foto: Monika Rolef/Archiv Monika Rolef

Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy (CDU), versprach dann auch, sich sofort um einen Basaltstein zu kümmern: Immerhin ist sie noch ein paar Wochen lang Hauptvorsitzende des Eifelvereins – und in dieser Funktion am kommenden Dienstag in Mayen. Da passte dann alles zusammen im Prümer Rat.

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