Wetter Der Sturm hat sich gelegt, die Bedrohung aber bleibt
Bitburg/Prüm · Tief „Burglind“ hat im Eifelkreis etliche Schäden hinterlassen. Inzwischen ist es wieder ruhig, die Gefahr ist aber nicht gebannt. Die Forstämter warnen vor Waldspaziergängen.
Es ist kurz vor sechs Uhr am Mittwochmorgen, als Sturmtief Burglind viele Eifeler aus dem Schlaf reißt – so heftig rütteln die Windböen alles durcheinander. Viele Rettungskräfte sind da schon unterwegs: Die Feuerwehr Prüm berichtet von etwa 20 Einsätzen am frühen Morgen. Zahlreiche Bäume sind entwurzelt oder am Stamm abgebrochen und auf die Straßen gestürzt.
Unter anderem muss die Landesstraße 20, die über den Schwarzen Mann führt, zeitweise gesperrt werden. Außerdem seien einige Autofahrer nicht mehr weitergekommen, sagt der stellvertretende Prümer Wehrführer Tobias Kickertz: Vor und hinter ihnen waren Bäume auf die Straße gekracht. Verletzt wird niemand. Die L 20 ist bald darauf wieder freigeräumt.
Auch in der Stadt Prüm behindern umgekippte Bäume den Verkehr. Dort fliegen auch Ziegel von den Dächern. In Fleringen wird dadurch ein Auto beschädigt. Umgestürzte Stämme muss die Feuerwehr außerdem bei Kerschenbach, Ormont und Jünkerath in der Verbandsgemeinde Obere Kyll, Steinmehlen und Willwerath (VG Prüm), in Krautscheid und zwischen Philippsweiler und Eilscheid in der VG Arzfeld wegräumen. In Schönecken wirft der Wind einen Baum um, der dann auf eine Stromleitung und quer über die Straße stürzt.
In etlichen Orten fiel vorübergehend der Strom aus, darunter Büdesheim, Wallersheim, Winterscheid, Winterspelt, Kleinlangenfeld, Neuendorf und Olzheim in der Verbandsgemeinde (VG) Prüm. Auch die Obere Kyll war zeitweise ohne Strom - darunter die Orte Feusdorf, Esch, Gönnersdorf, Lissendorf, Reuth, Stadtkyll und Steffeln. In der gesamten Region waren nach Angaben von RWE-Tochter Westnetz rund 10 000 Bürger davon betroffen, die Störungen seien im Lauf des Morgens aber wieder behoben worden.
Die Neuerburger Feuerwehr rückt gegen 7.30 Uhr Richtung Utscheid aus. Wenige Minuten später kommen die Einsatzkräfte an der Landesstraße 8 Richtung Fischbach-Oberrad an. Die Fahrbahn ist blockiert mit dicken Stämmen, Ästen und Nadelgestrüpp. Am frühen Morgen hat der Sturm etwa zehn Fichten am Straßenrand entwurzelt. Die L 8 wird für zwei Stunden gesperrt. Etwa 25 Feuerwehrleute zersägen die Bäume. Mit einer Seilwinde werden die Stücke der hölzernen Riesen vom Asphalt gezogen.
Später übernimmt der Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Gerolstein die Arbeiten bei Utscheid. Denn für die Wehren in der Südeifel gibt es am Mittwochmorgen noch einiges zu tun. Zu insgesamt zehn Einsätzen müssen sie ausrücken. Unter anderem in Neuerburg, Mettendorf, Körperich und Sinspelt hat das Tief gewütet und Bäume umgerissen. Kreis- und Landesstraßen bleiben teils über Stunden gesperrt - nicht nur wegen der Stämme, sondern auch wegen Überschwemmungen.
Zwischen Neuerburg und dem Einsiedlerhof Kreuzdorf sei ein Bach über die Ufer getreten. Von weiteren Überflutungen weiß die Bitburger Polizeiinspektion: So sei auch die Landesstraße 9 zwischen Oberpierscheid und Altscheid überflutet gewesen.
Die Einsatzkräfte behalten die Pegel der Sauer, der Our und der Prüm weiterhin im Auge. Angesichts einer Frühwarnung des Hochwassermeldedienst scheint das vernünftig. Dieser Dienst des Umweltministeriums spricht vor allem für die südlichen Gebiete der Eifel wegen des starken Regens von einer „mäßigen Gefährdung“. Die Lage sei nicht kritisch, aber angespannt, meint der Südeifeler Feuerwehrsprecher Christian Hammes.
Einen Unfall verzeichnet die Polizei gegen 5.35 Uhr: Auf der L 46 zwischen Herforst und Rothaus prallt ein Fahrer mit seinem Wagen gegen einen umgestürzten Stamm. Der Mann bleibt unverletzt.
Sonst seien die Nacht und der Morgen in der Verbandsgemeinde Speicher vergleichsweise ruhig verlaufen, sagt Wehrführer Arnold Faber auf Anfrage des TV. Seine Feuerwehrleute hätten zu lediglich drei Einsätzen ausrücken müssen. Zwischen Herforst und Spangdahlem, zwischen Speicher und Dahlem und zwischen Speicher und Philippsheim versperrten umgestürzte Bäume die Straße.
Auch Bitburg blieb vom Sturm weitestgehend verschont. Die Polizei vermeldet nur einen Einsatz wegen eines umgestürzten Baums in der Lessingstraße. Dafür hatten andere Einsatzkräfte in der Bierstadt alle Hände voll zu tun: Verpackungen und Styropor werden vom Wind über die Straßen geweht. Drei Arbeiter sammeln stundenlang den Müll auf, den der Sturm aus den gelben Säcken gerissen hatte. Die liegen am Mittag überall in der Stadt verstreut.
Im Bitburger Land mussten die Einsatzkräfte wegen einiger Überschwemmungen auf die Straße. Gegen 6.07 Uhr tritt in Biersdorf der Talbach übers Ufer. Zwanzig Minuten später läuft Hochwasser in einen Keller in Metterich. Auch die Bitburger Polizei rückt wegen der Überflutungen aus. Die Bundesstraße 257 nahe Wolsfeld und die L36 zwischen Gindorf und Pickließem waren morgens überflutet.
Ansonsten, das teilen Polizei und Feuerwehr mit, gibt es die üblichen Probleme mit umgestürzten Bäumen. So blockiert morgens ein etwa 50 Zentimeter dicker Stamm für eine knappe Stunde die Landstraße 33 zwischen Neustraßburg und Densborn. Solche Einsätze gibt es auch in Wolsfeld, Wißmannsdorf, Brecht und Echtershausen.
Heute ist das Tosen des Windes kaum noch zu hören. Gefährlich könnte es aber trotzdem bleiben. Denn der Sturm hat womöglich schon so manchen Baum beschädigt. Wer sich nicht in Gefahr bringen will, sollte also Waldgebiete meiden. Peter Wind, Chef des Forstamts Prüm, macht es deutlich: „So lange es keine Entwarnung gibt, besteht akute Lebensgefahr.“ Wie hart der Wald getroffen worden sei, könne er zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Denn auch für seine Mitarbeiter hat Wind den Forst zur Sperrzone erklärt. Sie dürfen also vorerst auch nicht ausrücken, um den Schaden zu beurteilen. Die Folgen von „Burglind“ werden auch andere noch eine Weile beschäftigen – nämlich die Mitarbeiter des LBM. Bis wirklich alle Bäume abtransportiert seien, werde es sicher noch zwei Wochen dauern, meint Bruno von Landenberg, stellvertretender Leiter der Behörde.