Um Hinkelsteine ranken sich Mythen und Legenden

Prüm · Wer kennt sie nicht? Obelix und sein Hinkelstein sind den meisten Menschen ein Begriff. Auch im Altkreis Prüm kann man einige dieser großen Steine finden.

Prüm. Die Hinkelsteine haben nichts mit "Hinkeln" (= kleine Hühnchen) zu tun. Ihr Name ist eine Verballhornung des Wortes "Hünenstein" (= Riesenstein), das über "Hühnerstein" zum Hinkelstein wurde. Ihr wissenschaftlicher Name ist Menhir - das kommt aus der bretonischen Sprache und bedeutet Langstein (maen = Stein, hir = lang).
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Oft wurden diese Steine während der Kaltzeit (umgangssprachlich Eiszeit genannt) von Gletschern weit transportiert. Nun liegen und stehen sie in einer Umgebung, in der sie geologisch fremd sind. Deswegen werden sie seit jeher vom Volk aufmerksam beachtet. Die Menschen suchen nach Erklärungen und Begründungen für das ungewöhnliche Vorkommen der Steine. Wen wundert\'s also, wenn sie oft mit übernatürlichen Wesen in Verbindung gebracht werden, ihnen mystische Kräfte zugedichtet werden oder sie Horte vergrabener Schätze sein sollen.
Solche auffallenden großen "Teufelssteine" finden sich nicht nur in ganz Europa; auch im Altkreis Prüm gibt es einige davon. Zum Beispiel im Wald von Kleinlangenfeld, auf der Grenze zu Duppach-Steffeln: Dort gibt es einen schlanken Basaltstein, der Langstein genannt wird. Auf allen vier Seiten ist am oberen Ende je ein Kreuz eingemeißelt. Auf einer Seite finden sich noch die Buchstaben "KW" (= Königlicher Wald) und eine verstümmelte Jahreszahl, angeblich 1822.
Von diesem Stein wird erzählt, er würde sich dreimal umdrehen, wenn er Mittagsglocken hören würde. Diese Behauptung gibt es nahezu von allen großen Felsblöcken, die abseits von menschlichen Siedlungen anzutreffen sind.
Ein weiterer Langstein (Ladsteinchen) von etwa eineinhalb Meter Höhe steht am Ortsausgang von Wallersheim in Richtung Fleringen. Ob er vielleicht aus den nahe gelegenen Kalksteinbrüchen hierher geschleift worden war? Wie die Alten berichten, soll dieser Stein für einen gefallenen schwedischen Feldherren aufgerichtet worden sein. Andere wiederum wollen wissen, dass unter ihm vor mehr als einem Jahrtausend, als die Wikinger Prüm und das ganze Land überfielen, sehr viel Silber, Gold und Geschmeide vergraben worden sei.
Diesen Schatz kann man heben, wenn man sich an die einzige Bedingung hält, während des Ausgrabens absolut kein Wort zu reden. Dies versuchten dereinst einige Bauern aus Wallersheim. Recht tief hatten sie sich schon in das harte Erdreich vorgegraben, und jeden Moment mussten sie den Schatz finden.
Da stand auf einmal ein altes Weib hinter dem Stein. Schrecklich sah sie aus. Das war sicher eine alte Hexe, vielleicht sogar die Schwester des Teufels. In der Hand schwang sie eine lange Sense, und sie kam den Männern immer näher. Da schrie einer der Männer angstvoll: "Pass opp op die Aal! (Pass auf die Alte auf!)"
Er hatte das letzte Wort noch nicht gesagt, da krachte und dröhnte es laut. Der Felsblock sackte in seine feste Lage zurück, und die müden Männer zogen missmutig und verdrossen nach Hause. Bis heute liegt der Goldschatz noch immer da und wartet auf den nächsten schweigsamen Schatzsucher.
Eine ganz ähnliche Geschichte rankt sich auch um den "Weißenstein von Schloßheck". Dort befand er sich zumindest bis 1933. Über drei Meter hoch ist dieser unbehauene Basaltstein, wahrscheinlich dereinst als Grenzstein von drei Gemeinden (Pronsfeld, Rommersheim und Niederprüm) aufgestellt. Auch von ihm munkelte man, unter ihm läge ein Schatz vergraben. Zwei Schloßhecker Bauern machten sich eines Nachts auf Schatzsuche, entdeckten aber nichts und fanden dafür nur das Gespött der Leute. 1933 kam dieser "Hinkelstein" nach Prüm und wurde dort als Gedenkstein für fünf Männer aufgestellt, die 1810 auf Befehl Napoleons erschossen worden waren.

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