Aus dem Archiv (Dezember 2018) Wenn alles klappt, wird vieles heil

Prüm · Theo Korth, der das St.-Joseph-Krankenhaus Prüm sanieren soll, hat nach eineinhalb Jahren einen umfassenden Zwischenbericht vorgelegt. Tenor: Es kann funktionieren. Und die Mitarbeiter erhalten wieder den vollen Lohn.

 Sanierung läuft: Monique Heinzen von der Mitarbeitervertretung (links) und Geschäftsführer Theo Korth im Prümer Krankenhaus.

Sanierung läuft: Monique Heinzen von der Mitarbeitervertretung (links) und Geschäftsführer Theo Korth im Prümer Krankenhaus.

Foto: Fritz-Peter Linden

Der TV-Termin im St.-Joseph-Krankenhaus Prüm dauert fast zwei Stunden. Es gibt allerdings auch einiges zu erklären – und zu vermelden. Denn seit die Dürener Caritas-Trägergesellschaft West (ctw) vorigen Frühling Theo Korth als Sanierer ins Haus auf dem Kalvarienberg schickte (der TV berichtete), ist dort viel in Bewegung geraten.

In Bewegung? Oder ins Rutschen? Gerade, was das Krankenhaus betrifft, sind die Prümer Gerüchteköche dauerhaft am Herd – von einer drohenden Schließung ist seitdem immer wieder die Rede, von falschen Entscheidungen, überstürzten Abgängen und davon, dass die ctw die Trägerschaft aufgebe. Hinzu kam anfangs, dass sich Korth, sagen wir, etwas schwer damit tat, im Haus den Ton zu finden, mit dem man auch die Mitarbeiter erreicht.

 Sanierung läuft, Stimmung vorerst verbessert (von links): Theo Korth, Monique Heinzen und Kaya Erdem mit Mitarbeitern im Prümer Krankenhaus.

Sanierung läuft, Stimmung vorerst verbessert (von links): Theo Korth, Monique Heinzen und Kaya Erdem mit Mitarbeitern im Prümer Krankenhaus.

Foto: Fritz-Peter Linden

Beim Termin mit Korth, Mitarbeitervertreterin Monique Heinzen und ctw-Pressesprecher Kaya Erdem legt der Geschäftsführer zunächst ein Schreiben vor: sechseinhalb Seiten lang, in 15 Punkte unterteilt. Und bereits an alle 350 Beschäftigten versandt, damit sie auf dem Stand der Entwicklung sind. Das Schreiben listet alles auf, was bisher unternommen wurde, um das Krankenhaus zu stabilisieren. Und welche Veränderungen anstehen.

 Das St.-Joseph-Krankenhaus Prüm.

Das St.-Joseph-Krankenhaus Prüm.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Und es enthält, jawohl, gute Nachrichten. Gerade für die Mitarbeiter: Sie erhalten von Januar an wieder ihr reguläres Gehalt, inklusive Tariferhöhung. Denn seit vorigem Dezember hatten sie auf 7,5 Prozent ihres Lohns verzichtet. Und damit dem Haus in den vergangenen zwölf Monaten Ausgaben von 800 000 Euro erspart. Zugleich erhielt man von den Krankenkassen einen sogenannten Sicherstellungszuschlag in Höhe von 400 000 Euro – Geld, das defizitären Häusern bereitgestellt wird, wenn das Gesundheitsministerium sie für die Patientenversorgung als unverzichtbar ansieht. Man stehe aktuell in Verhandlungen mit dem Land und den Kassen, um diesen Zuschlag für das kommende Jahr zu erhöhen, sagt Theo Korth. Denn die Mitarbeiter sind ja aus der Sparnummer raus.

Selbstverständlich freuten sich alle darüber, dass es damit vorbei sei, sagt Monique Heinzen. „Dank der Unterstützung der gesamten Belegschaft“, beginnt sie zu sagen – und Korth beendet den Satz: „ ... ist das Haus finanziell über Wasser geblieben“. Er sagt es dann noch deutlicher: „Ohne die Belegschaft hätte ich Ende letzten Jahres nicht gewusst, wie das hier weitergehen soll.“ Das alles, sagt Erdem, sei „ein gutes Beispiel dafür, wie in der angespannten Krankenhauslandschaft die Berufsgruppen miteinander auf ein Ziel hinarbeiten“.

Und zum Gerücht über eine drohende Schließung beruft sich Korth auf Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler: Ohne Prüm, habe sie gesagt, sei die Region nicht versorgt: „Da halten wir dran fest.“

Nicht festhalten wird man am Labor: Die Einrichtung, im Haus betrieben von einem Unternehmen aus Mönchengladbach, wird aufgegeben. Stattdessen – es klingt abenteuerlich – werden künftig jeden Tag sieben Mal Fahrer die Proben zu einem neuen Dienstleister in Köln kutschieren, die erste Tour um 5.30 Uhr, die letzte um 0.30 Uhr. Viel Rennerei – aber das Konzept sei erprobt, zahlreiche andere Krankenhäuser machten es ebenso, sagt Korth. Jahresersparnis für die Prümer: 200 000 Euro.

Im Haus verbleiben allein jene Geräte, die sehr schnell benötigte Laborwerte liefern – etwa für Blutzucker, Blutgas, Herz- oder Niefenfunktionen. Allerdings müssen die vier Beschäftigten des bisherigen Labordienstleisters, alles Eifeler, das Haus verlassen. Das ist die schmerzhafte Nachricht.

Sparen will man auch bei der Versorgung mit Medikamenten: Die Prümer werden im neuen Jahr von der Apotheke am Krankenhaus in Mechernich beliefert. Damit verringere man die Ausgaben um weitere 20 000 Euro.

Verbessert hat man die chirurgische Ambulanz – durch einen kleinen Umbau: Dort stehen jetzt zwei Anmeldestellen zur Verfügung. Das verkürze die Wartezeiten der Patienten, sagt Korth.

Schmerzhaft für viele Patienten des Hauses dürfte aber auch der Abgang von zwei Ärzten sein, die bisher in Prüm gearbeitet haben: Christoph Rick geht zum Jahresende, er wechselt in eine Gemeinschaftspraxis. Rick habe die Geriatrie im Haus aufgebaut und weiterentwickelt und dabei, sagt Erdem, „Pionierarbeit geleistet“. Neuer Chef der Abteilung ist seit Anfang Dezember Peter Kleine. Er stamme aus Duisburg, arbeitete zuletzt in Kassel und habe sich nach einem heimatnäheren Krankenhaus umgeschaut. Auch in der inneren Abteiung wird jemand neu eingestellt: Anna Mykhailova beginnt dort Mitte Januar als Oberärztin.

Und dann ist noch die Nachfolge des langjährigen Chefs der Inneren Medizin zu regeln, denn Kersten Krauter wird im kommenden September aufhören. Der Neue, sagt Korth, „ist ausgeguckt“. Philipp Kaiser heiße er, sei gebürtiger Schweizer und wechsle aus Baden-Württemberg in die Eifel, gemeinsam mit seiner Frau, die ebenfalls im Haus als Oberärztin tätig werde, wenn auch nicht mit einer vollen Stelle.

Fazit des Zwischenberichts: Viel zu tun noch. Und alles muss gelingen, um das Haus langfristig stabil zu halten. Theo Korth aber glaubt fest, „dass wir für 2019 keine 1,2 Millionen mehr brauchen“ – von denen die Mitarbeiter, wie gesagt, per Lohnverzicht den Großteil übernommen hatten. Und auf deren Seite stehe man hinter allem, was geplant ist, auch weil der Geschäftsführer, sagt Monique Heinzen, „klare Ansagen“ mache: Man sei „informiert über alles, was sich tut“.

In Prüm und dem Umland hört man es gern. Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy setzt große Hoffnungen in die Pläne. Und Bürgermeister Aloysius Söhngen (Verbandsgemeinde) sieht es ganz ähnlich: „Ich muss sagen: Was da jetzt erreicht wird, ist schon ziemlich ordentlich.“

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