Psychisch Kranke müssen Monate auf Behandlung warten

Trier · Psychisch Kranke müssen oft bis zu einem Jahr warten, bis sie behandelt werden können. Grund: Es gibt zu wenig Psychotherapeuten in der Region, vor allem in Eifel und Hunsrück. Das hat Folgen: Nicht selten fallen Betroffene für Monate in der Schule oder im Job aus.

(wie) Über 100 niedergelassene Psychotherapeuten gibt es in der Region. Das klingt viel, doch die Zahl täuscht. Bei genauerem Hinschauen erkennt man, dass sich die Praxen ungleich verteilen. Während es in Trier 40 Psychotherapeuten gibt, die Kassenpatienten behandeln, sind es nach Angaben der rheinland-pfälzischen Psychotherapeutenkammer in Bitburg nur sechs, in Daun zwei und im Hunsrück keiner. Der Rest verteilt sich auf weitere Orte in der Region.

Wartezeiten von einem halben bis zu einem Jahr bis zu Beginn einer Therapie seien keine Seltenheit, sagt Gisela Borgmann-Schäfer, Sprecherin der Psychotherapeutenkammer. Das sei für "Menschen in der Krise" viel zu lange, sagt die Psychologin. Je früher die Therapie beginne, desto erfolgversprechender sei sie. Ohne Therapie müssten viele von ihnen mit Medikamenten, etwa Beruhigungsmitteln, behandelt werden. Dadurch könnten nur die Symptome, nicht aber die Ursachen bekämpft werden. Außerdem machten viele dieser Mittel süchtig.

Vor allem für Kinder und Jugendliche sei die Versorgung unzureichend, sagt Peter Brettle, Psychologe aus Föhren (Trier-Saarburg) und Vorstandsmitglied in der rheinland-pfälzischen Psychotherapeuten-Vereinigung. Viele Kinder und Jugendliche litten unter Verhaltensauffälligkeiten, Angstzuständen oder Depressionen - Krankheiten, die dazu führen, dass die Betroffenen oft nicht mehr in die Schule gehen können, so der Psychologe. Auch bei Berufstätigen machen psychische Erkrankungen mittlerweile den zweithäufigsten Grund für Krankschreibungen aus. Oft fallen Betroffene dann gleich mehrere Wochen aus, im Schnitt 23 Tage. In der Region hat sich nach einer Statistik der DAK die Zahl der Krankentage von psychisch Kranken im vergangenen Jahr um 17 Prozent gesteigert.
Schuld für den Mangel an Psychotherapeuten ist laut Borgmann-Schäfer der über zehn Jahre alte Bedarfsplan. Darin ist geregelt, wie viele von Krankenkassen zugelassene Psychotherapeuten sich in einem Bezirk niederlassen dürfen.

Im rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium erklärt man die zum Teil langen Wartezeiten damit, dass einige Psychotherapeuten nur Teilzeit arbeiteten.

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