Razzia in rheinland-pfälzischen Bordellen

Mainz/Trier · In mehr als 70 Bordellen, Bars und Wohnmobilen hat die rheinland-pfälzische Polizei am Dienstagabend nach Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution gesucht. Unter anderem entdeckten die Ermittler auch in Trier eine Frau aus Afrika, die sich illegal in Deutschland aufhält. In der Region wurden 14 Etablissements kontrolliert.

(dpa/wie) 263 Menschen seien überprüft worden, teilte das Landeskriminalamt (LKA) am Mittwoch in Mainz mit. Dort und in Trier entdeckten die Fahnder je eine Afrikanerin, die sich illegal in Deutschland aufhielt. Deshalb seien zwei Anzeigen gegen Unbekannt wegen Verdachts des Menschenhandels ausgesprochen worden, sagte eine LKA-Sprecherin.

Eine der Illegalen sei ein 15 Jahre altes Mädchen aus Liberia. Sie wurde aus einem Bordell geholt und wird psychologisch betreut. „Ihre genaue Identität muss erst einmal festgestellt werden“, erklärte die Sprecherin die weiteren Ermittlungen.

In der Trier wurden 14 einschlägig bekannte Betriebe in Trier und Bitburg von der Polizei und von Steuerfahndern kontrolliert. Bei
den Kontrollen in der Region wurden 72 Frauen überprüft, darunter drei Afrikanerinnen.

„Das Rotlichtmilieu wird gerade unter Aspekten des Opferschutzes auch künftig ein Schwerpunkt polizeilicher Kontrollmaßnahmen sein“, sagte LKA-Leiter Wolfgang Hertinger laut Mitteilung. Seit 2006 habe jedes Polizeipräsidium eine spezielle Projektgruppe zur Bekämpfung des Menschenhandels. „Besonders effektiv erweisen sich dabei die gemeinsamen Kontrollen mit der Steuerfahndung, dem Zoll, den Ausländerämtern und den betroffenen Stadtverwaltungen.“

Die Durchsuchungen in Rheinland-Pfalz waren Teil einer bundesweiten Aktion. Mitarbeiter des Bundeskriminalamts (BKA) und Beamte von mehr als 100 Polizeidienststellen hatten in ganz Deutschland 600 Bordelle kontrolliert. Nach vorläufigem Stand seien insgesamt weit mehr als 100 Afrikanerinnen angetroffen worden, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden am Mittwoch mit. Erste Anzeichen deuteten darauf hin, dass einige von ihnen von Menschenhändlern ins Land gebracht worden sind.

Seit Jahren beobachte die Polizei das Phänomen des Menschenhandels mit Frauen aus Westafrika, erklärte das BKA. Die bisherigen Ermittlungen ließen auf ein bundesweites Netz von westafrikanischen Zuhältern, eingeschleusten Prostituierten, Geldwäschern und Schleusern vermuten, das sich bis in das europäische Ausland erstreckt.

Die Frauen werden nach den Erfahrungen der Fahnder in ihrer Heimat angeworben, dann nach Deutschland gebracht, mit geeigneten Personaldokumenten ausgestattet und an Prostitutionsbetriebe vermittelt. Was den Fahndern auffiel, war laut BKA „eine deutliche Dominanz weiblicher Tatverdächtiger bei den Zuhältern und Passverleihern“.

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