Kriminalität Rechnungsbetrug: Handwerker in der Region Opfer neuer Masche

Trier · Kriminelle fangen die Post von Handwerkern an Kunden ab und fälschen Bankdaten. Das Geld der Kunden landet auf einem falschem Konto und ist dann zumeist verloren. Die Polizei spricht von etlichen Fällen.

 Neue Betrugsmasche: Kriminelle fischen offenbar gezielt Rechnungen aus Briefkästen, um sie zu manipulieren.

Neue Betrugsmasche: Kriminelle fischen offenbar gezielt Rechnungen aus Briefkästen, um sie zu manipulieren.

Foto: picture alliance / Matthias Balk/Matthias Balk

Handwerker in der Region werden derzeit vermehrt Opfer einer neuen Betrugsmasche: Kriminelle fischen offenbar Rechnungen an Geschäftspartner aus deren Briefkästen, ändern dann die darauf genannten Bankverbindungen und werfen den Brief wieder beim Empfänger ein. Der überweist in gutem Glauben das geforderte Geld, das dann allerdings – statt auf dem Konto des Handwerkers – auf einem fremden Konto landet. Ein Tischler aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich ist auf diese Weise um 30 000 Euro betrogen worden. Die Rechnung an einen Betrieb in Luxemburg, in dessen Auftrag er gearbeitet hat, wurde manipuliert, das Geld ging statt auf sein Konto auf ein Konto im nordrhein-westfälischen Krefeld. Ein Handwerksbetrieb aus dem Kreis Trier-Saarburg hat nach TV-Recherchen 4500 Euro für Malerarbeiten auf ein „falsches Konto“ überwiesen, weil die von dem Malerunternehmen geschickte Rechnung offenbar aus dem Briefkasten gefischt und mit geänderten Bankdaten versehen wurde.

Das Geld ist wohl verloren. Denn sobald der Betrag einer anderen Bank gutschrieben ist, kann es nicht mehr zurückgebucht werden. Zumeist ist man dann auf das Wohlwollen der Bank angewiesen.

Laut Polizei sind bereits einige Anzeigen wegen derartigen Rechnungsbetrugs eingegangen. Die Kripo ermittle in den Fällen. Sie rät den Betroffenen, auf jeden Fall Anzeige zu erstatten.

Die Handwerkskammer (HWK) Trier rät ihren Mitgliedsbetrieben zur erhöhten Aufmerksamkeit beim Umgang mit Kontodaten. „Bei größeren Vorhaben kann es sinnvoll sein, die Bankverbindung in den Vertrag aufzunehmen“, sagt Martin Klisch, Abteilungsleiter Recht bei der HWK. Auch ein Telefonanruf beim Vertragspartner könne hilfreich sein, um sich die Kontodaten bestätigen zu lassen.

Der Tischler aus Bernkastel-Wittlich verschickt künftig seine Rechnungen nicht mehr nur per Post, sondern auch per Mail. Und er befolgt den Rat der HWK: Er ruft bei seinen Kunden an. Im Fall der „falsch“ überwiesenen 30 000 Euro hat er sich mit seinem Geschäftspartner geeinigt. Dieser hat ihm die Hälfte des Betrages überwiesen.

In Luxemburg wurde Anfang des Jahres auch der staatliche Wohungsbaufonds Opfer eines solchen Betrugs. Dieser überwies 800 000 Euro auf ein „falsches“ Konto in Polen.

Handwerker im Visier mieser Abzocker

Ein Tischler aus der Region ist durch Betrüger um 30 000 Euro gebracht worden. Banken gleichen Kontodaten offenbar nicht ab.

Von Bernd Wientjes

Seit 36 Jahren hat der Tischlermeister den Betrieb. „Doch so was, so was habe ich noch nicht erlebt“, ereifert sich der Handwerker aus einem kleinen Ort im Kreis Bernkastel-Wittlich. Er und sein Geschäftspartner sind Opfer einer miesen Abzockmasche geworden.

Im Auftrag einer luxemburgischen Firma hat er Fenster für mehrere Häuser gefertigt. Also ein richtig großer Auftrag. Kurz vor Weihnachten schickte der Handwerker per Boten eine Abschlagsrechnung über 30 000 Euro an das Unternehmen nach Luxemburg. Normalerweise überweise die Firma immer direkt das Geld, erzählt der Tischler im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch in dem Fall haben wir „gewartet, gewartet und gewartet“. Als im Januar noch immer nichts auf dem Konto eingegangen sei, habe er bei seinem Geschäftspartner nachgefragt. Dieser habe ihm mitgeteilt, dass die Rechnung eingetroffen sei und man das Geld überwiesen habe. Daraufhin habe er sich sicherheitshalber die Daten des Kontos, auf das das Geld überwiesen worden ist, nennen lassen, sagt der Handwerker. Dabei habe sich dann herausgestellt, dass die Überweisung statt an seine Hausbank auf ein Konto in Krefeld in Nordrhein-Westfalen gegangen sei. „Da war dann die Kacke so richtig am Dampfen“, sagt der Tischler, dem man auch heute, drei Monate nachdem er Opfer der Betrugsmasche geworden ist, anmerkt, dass ihn das Ganze noch immer mächtig ärgert.

Sowohl er als auch das Luxemburger Unternehmen haben Strafanzeige gestellt. Auch der Unternehmer sagt unserer Zeitung, dass er so etwas bislang noch nicht erlebt habe. Offenbar haben Kriminelle den von einem Boten in den Firmenbriefkasten eingeworfenen Umschlag mit der Rechnung rausgefischt, kopiert und dann die Bankdaten geändert, bevor sie sie wieder eingetütet und erneut eingeworfen haben.

So erklärt sich vermutlich auch, warum erst drei Tage, nachdem die Rechnung offiziell im Briefkasten gelandet ist, diese mit einem Eingangsstempel des Luxemburger Unternehmens versehen worden ist.

Was den Tischler aus Bernkastel-Wittlich fast noch mehr ärgert als die kriminelle Masche, mit der er und sein Geschäftspartner abgezockt worden ist, ist die seiner Aussage nach Untätigkeit von Bank und Polizei. Trotz mehrmaligen Nachfragens habe er nichts Konkretes von den Ermittlern erfahren können. Und auch seitens der Bank habe er keinerlei Unterstützung erhalten.

Darüber ärgert sich auch die Ehefrau eines Handwerkers aus dem Kreis Trier-Saarburg. Auch sie wurden nach eigenen Aussagen Opfer der Masche. In dem Fall allerdings nicht, weil sie eine Rechnung verschickt, sondern eine erhalten haben. Und zwar von einem Malerunternehmen, das sie mit Arbeiten beauftragt hatten. 4500 Euro waren fällig.

Zwei Wochen nachdem sie die Rechnung aus dem Briefkasten genommen hat, habe sie das Geld auf das aufgeführte Konto überwiesen, erzählt die Frau. Doch bis Anfang dieser Woche habe es der Maler nicht erhalten. Daraufhin habe sie die per Online-Banking getätigte Überweisung kontrolliert und mit den von dem Anstreicher genannten Kontodaten verglichen. Da sei ihr klar geworden, dass das Geld auf ein falsches Konto gegangen sei, sagt die Frau. Weder ihre Hausbank noch die, auf die das Geld gegangen sei, würden ihr helfen, beschwert sie sich. Eine Rücküberweisung sei nicht möglich, heißt es.

Laut Verbraucherberatung Rheinland-Pfalz ist es meist schon zu spät, wenn das Geld bereits einem anderen Konto gutgeschrieben wurde. „Die Bank hat keinen Zugriff mehr auf den Betrag.“ Zwar könne man einen Rücküberweisungsantrag stellen. Es gebe aber keine Garantie, dass das auch funktioniere. Und wenn, dann kann es durchaus passieren, dass das Konto der Betrüger bereits leergeräumt ist.

Was aber die Frau noch mehr erschreckt, ist, dass offenbar jemand vor ihrem Haus gestanden und ausspioniert haben muss, als die Malerrechnung in ihren Briefkasten eingeworfen wurde.

Immer häufiger würden die Bankverbindungsdaten von Handwerkern Ziel von Betrügern, sagt Martin Klisch, Rechtsexperte bei der Trierer Handwerkskammer. „Der Ärger ist oftmals groß, denn Banken haben mittlerweile keine Verpflichtung mehr, Kontoinhaber und Überweisungsempfänger abzugleichen“, sagt Klisch.

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