Region: Narren starten in die heiße Karnevals-Phase (mit Videos und Fotostrecken)

Die Hochphase der fünften Jahreszeit hat begonnen. In vielen Städten der Region wurden am Weiberdonnerstag Rathäuser von den Narren erstürmt. Unsere Reporter waren in der Region unterwegs und fingen Impressionen ein.

Region: Narren starten in die heiße Karnevals-Phase (mit Videos und Fotostrecken)
Foto: Monika Kewes

Auch Deutschlands älteste Stadt ist fest in Narrenhand. Bei der offiziellen Karnevals-Eröffnung, die um 11.11 Uhr auf dem Hauptmarkt begann, kapitulierte Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink vor der närrischen Übermacht und überreichte den symbolischen Stadtschlüssel an das Prinzenpaar Andreas I. und Barbara II. Die wiederum ließen sich per Feuerwehr-Drehleiter in luftige Höhen zu Stadtpatron Petrus (in Gestalt der Hauptmarkt-Brunnenfigur) hieven und schmückten ihn mit Blumenstrauß und Orden. Dieses traditionelle Ritual soll "schönes Wetter bis Aschermittwoch" sichern.
Weit mehr als 1000 Karnevals-Fans feierten auf dem Hauptmarkt den Start in die heiße Phase des organisierten Frohsinns. Nach Angaben der Polizei verlief bisher alles friedlich. Wie friedlich es in den letzten Tagen zwischen dem Prinzenpaar zuging, bleibt vorläufig dessen Geheimnis. Hartnäckig kursierenden Gerüchten zufolge resultiert die auffällige Schwellung der linken Augenpartie von Andreas I. aus einer tätlichen Auseinandersetzung mit Prinzessin Barbara II. Dies allerdings bestreiten die beiden und üben sich bei offiziellen Auftritten in demonstrativer Harmonie. Offizielle Version: "Ich bin in beim Duschen ausgerutscht", so der Prinz.

Auch in Bitburg übernahmen die Möhnen die Herrschaft im Rathaus. In Abwesenheit von Bürgermeister Joachim Streit musste die zweite Beigeordnete Dorothea Schlinkhoff die Rolle als Verteidiger des Rathauses übernehmen und es als Frau gegen die Möhnen verteidigen. Verkleidet als Joachim Streit versuchte musste aber auch sie sich dem Druck der rund 100 vor dem Rathaus versammelten Narren beugen. Die Verbandsgemeindeverwaltung Bitburg-Land wurde kurzerhand zur Justizvollzugsanstalt umgestaltet. Hier übernahmen die als Häftlinge verkleideten Möhnen die Macht und "Wachtmeister" Josef Backes halfen auch seine Handschellen und seine Peitsche nichts.

Mit den Worten "Rück den Schlüssel raus" forderte Prinz Achim I. heute gegen 11.11 Uhr lautstark den Rathausschlüssel des Konzer Bürgermeisters Winfried Manns. Dieser rückte den großen symbolischen Schlüssel bereitwillig heraus. Nun haben die Konzer Narren des Konzer Karneval Clubs (KCK), des "KVK Riet rous Könen" und des KC Roscheid das Regiment in der Stadt. Singend und schunkelnd feierten sie die Machtübernahme bei strahlendem Sonnenschein vor dem Rathaus und anschließend im Ratskeller.

Zahlreiche Zuschauer säumten die Straßen, als die Kinder des Kindergartens Mettendorf an Weiberdonnerstag Kamellen warfen. Unterstützt bei den Vorbereitungen wurde der offizielle TV-Karnevals-Kindergarten dabei vom Trierischen Volksfreund.

Die blau-weißen Horden vom Karnevalsverein Ruck Zuck stürmten am Donnerstagmorgen erfolgreich das Rathaus in Hermeskeil und rissen für die Zeit der tollen Tage das Kommando an sich. Nur noch eine kleine Galgenfrist wird den hohen Herren im Keller Amt eingeräumt. Für 15.11 Uhr haben die Narren dort den Sturm auf die Bastion der Macht angekündigt.

Im Rathaus der Verbandsgemeindeverwaltung Neumagen-Dhron kapitulierten gleich drei Männer vor der Gewalt der Dhroner Möhnen. Die Beigeordneten Helmut Ludwig, Uwe Huppers und Alfred Schwarz hatte keine Chance gegen die Übermacht, ergaben sich aber friedlich.

In Bernkastel-Kues kommt es jedes Jahr zur doppelten Rathauserstürmung: Die Bernkasteler Möhnen und die Wehlener Möhnen überfallen sowohl das Rathaus der Stadt als auch das Gebäude der Verbandsgemeinde-Verwaltung. Im Rathaus muss Stadtbürgermeister Wolfgang Port gleich zwei Mal die Kasse rausrücken. Ulf Hangert Bürgermeister der Verbandsgemeinde-Bernkastel-Kues empängt die närrischen Frauen immer mit einem geschliffenen Vortrag. Für die Bernkasteler Möhnen, die seit Jahren bestehen, hatte er noch ein besonderes Geschenk. Einen dicken Ordner mit Zeitungsausschnitten über die Aktivitäten der Närrinnen in diesen 30 Jahren.

Widerstand zwecklos: Mit Schirme und Charme erobern die Weiber das Wittlicher Rathaus. Wittlichs Bürgermeister Ralf Bußmer kapituliert und ergibt sich den Möhnen. Die gehen dem Stadt-Chef gleich an den reichlich dekorierten Kragen - schnipp-schnapp, da sind die Krawatten ab. Fehlt nur noch der Stadtschlüssel, dann ist der Coup perfekt und Wittlich wie das ganze Land fest in Weiberhand. Ein bisschen erinnert er an Napoleon, Wittlichs Bürgermeister Ralf Bußmer. Dieses Jahr trägt er statt weißer Strümpfe und Barockschuhe seine schwarzen Reitstiefel zum historischen Kostüm. Blitz-blank geputzt, versteht sich. Mit fünf Krawatten hat er sich für den Überfall gut gerüstet. Keine Frage, der Stadt-Chef weiß, wie man Möhnen gebührend empfängt. Seine Gefolgsleute unterstützen ihn am Sekt-Büfett - Beigeordnete Elfriede Marmann im gepunktetem Petticoat-Dress, Günter Kaspar, "Mädchen für alles" im Rathaus, diesmal als Kürbis. "Ich fühle mich etwas runder als letztes Jahr, wo ich doch das elegante Meerjungfrau-Kostüm hatte." Doch auch die beste Verkleidung nutzt Stadt-Chef und Gefolge nichts: Die Möhnen sind einfach unschlagbar. Wider alle Absprachen haben die sich einfach zehn Minuten eher zur Rathaus-Stürmung aufgemacht, und damit selbst ihre Vasallen vom Elferrat überrascht. Schnell die Leiter ans Rathausfenster angesetzt und dann nix wie rauf. Sprosse für Sprosse klettert die Weddlia Obermöhn Hannelore Kaspari voran. Sie weiß wie's geht, es ist ihre 25. Rathaus-Erstürmung. Das Silber-Jubiläum einer Revolutionärin, sozusagen. Ritsch-ratsch, da sind die Schlipse ab, den Schlüssel luchst die Möhn dem Stadt-Chef ab, während sie ihm schöne Augen macht: "Kreiau, Ihr Weddlia Rathausleut', ergebt euch sofort den Weiberleut'". Und schon gehts auf, zur Regierungserklärung auf den Markt: "Ihr Räte der Stadt, seht und hört, die Bürger haben sich beschwert: Im Rathaus wird nicht mehr gelacht, noch nicht einmal zur Fasenacht? Das sind für wahr ganz schlechte Sitten, drum werden die Schlipse jetzt abgeschnitten", tönt die Obermöhn unter großem Applaus über den Markt.

Die 65 Kinder des St. Amandus-Kindergartens Kordel waren an Weiberfastnacht außer Rand und Band.Unterstützt vom Trierischern Volksfreund, der Kordel als einen von drei TV-Kindergärten auserkoren hatte, wurden die Mädchen und Jungen zunächst geschminkt und kostümiert. Dann ging es unter Führung des Kinderprinzenpaares im schön geschmückten Bollerwagen durch den Ort. Viele Zuschauer, hauptsächlich Eltern und Großeltern der Kindergartenkinder, begleiteten den närrischen Lindwurm und skandierten "Kauleidi", den Gruß der Kordeler Narren. Bei Stopps am Hotel Neises, der Sparkasse, der Volksbank und der örtlichen Apotheke ergatterten die Kinder allerhand Süßigkeiten und Malstifte. Zur Vorbereitung auf Fastnacht hatte sich der Kordeler Kindergarten das Motto "Räuber Hotzenplotz" auf seine Fahnen geschrieben. Das Hotzenplotz-Lied und der Song "Kordel ist ne schöne Stadt, weil sie einen Kindergarten hat" gehörten an jedem Haltepunkt zum festen Repertoire des Kindergarten-Chors, zu dem natürlich auch die Erzieherinnen gehörten.

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