Region Trier: Lehrlinge verzweifelt gesucht

Die Balance am regionalen Ausbildungsmarkt ist ins Wanken geraten. Während früher das Verhältnis zwischen Lehrstellenbewerbern und Ausbildungsangeboten ausgeglichen war, sucht die Wirtschaft derzeit verzweifelt Nachwuchs.

Trier. (hw) "Wir müssen verstärkt um Bewerber werben", sagt der Chef der Agentur für Arbeit in Trier Wolfram Leibe. In diesem Jahr hat sich die Situation am Ausbildungsmarkt in der Region deutlich verändert. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen ist um zwölf Prozent gestiegen, die Zahl der Bewerber um 16 Prozent zurückgegangen. Damit ist die Situation gänzlich anders als im Land und in großen Teilen der Republik. Während dort noch für eine größere Ausbildungsbereitschaft bei den Betrieben getrommelt wird, suchen die Firmen vor Ort zum Teil verzweifelt motivierten und gut ausgebildeten Nachwuchs. Zuletzt standen 3024 freien Stellen 2778 Bewerber gegenüber.

Dieser dramatische Umschwung hat mehrere Gründe. Marcus Kleefisch, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK): "Auf der einen Seite spüren wir den demografischen Wandel. Hinzu kommt der Trend der Eltern, ihre Kinder unabhängig von deren Begabungen auf Teufel komm raus zu weiterführenden Schulen zu schicken." Das Ergebnis: Das durchschnittliche Alter beim Ausbildungbeginn beträgt 19,2 Jahre.

Günter Behr, Geschäftsführer bei der Handwerkskammer Trier (HWK), sieht diese Entwicklung ebenfalls mit Sorge. "Wir haben noch rund 500 freie Lehrstellen, die beste Aufstiegsmöglichkeiten und Perspektiven bieten." Dabei gehe es nicht darum, "eine Berufs-Lenkung zu forcieren", sagt Wolfram Leibe: "Eltern und Jugendliche müssen eine größere Transparenz" geboten bekommen." Die duale Ausbildung, also die gleichzeitige Ausbildung in einer Berufsschule und einem Ausbildungsbetrieb, biete eine Qualifizierung, um die das Ausland Deutschland beneide. "Zudem ist die duale Ausbildung keine Einbahnstraße, sondern das Fundament, das sogar den Weg zum Studium öffnet", sagt Behr. Deshalb fordern die Experten, dass die Berufsorientierung in der neuen Realschule plus fest verankert wird. Denn die Angst, dass der Wirtschaft die Kräfte ausgehen, steigt. "Die einen sind zu schlecht für eine Ausbildung, die anderen sind sich zu gut dafür", stellt ein Ausbilder frustriert fest.

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