Reportage: Unterwegs mit der Eifelquerbahn

Gerolstein · Durch die wilde Eifel, besser durch die wilde Vulkaneifel zwischen Gerolstein und Kaisersesch, fährt die Eifelquerbahn. Noch zu Kaisers Zeit gebaut, um die Eifel besser zu erschließen, wird sie heute nur noch touristisch genutzt. (mit Video)

Reportage: Unterwegs mit der Eifelquerbahn
Foto: Christian Brunker
Reportage: Unterwegs mit der Eifelquerbahn
Foto: Christian Brunker

Tuckern, Pfeifen, weitertuckern, wieder pfeifen: Schon rein akustisch ist eine Fahrt mit der Eifel-Querbahn von Gerolstein nach Ulmen ein Erlebnis. Immer wieder durchbricht die schrille Pfeife des Schienenbusses das sanfte Tuckern des Dieselmotors, der den dunkelroten Schienenbus mit 60 Kilometern pro Stunde antreibt. Immer, wenn ein Schild mit einem „P“ an der Strecke steht, muss Lokführer René Herll die Pfeife des Schienenbusses betätigen – und da stehen jede Menge „P“s. Der Pfeifton warnt die Autofahrer vor jedem Bahnübergang vor dem herannahenden Zug. Völlig egal, ob nun eine Landstraße oder nur ein Feldweg die Schienen überquert. Manchmal muss auch Zugbegleiterin Nancy Fuchs ran: An bestimmten Bahnübergängen – etwa dem in Boverath – muss sie sich die Warnweste überziehen, aussteigen und mit einer Fahne den Verkehr sichern. Erst dann darf Herll mit seinem Schienenbus den Bahnübergang überfahren. „Das ist so Vorschrift“, sagt Herll.

Der 30-Jährige ist seit zehn Jahren Lokführer – wie schon sein Vater vor ihm. Zunächst bei der Deutschen Bahn, aber seit drei Jahren pendelt er für die Vulkaneifel-Bahn mit dem Schienenbus zwischen Gerolstein und Ulmen. An Wochenenden und Feiertagen fährt die Bahn auch weiter bis nach Kaisersesch. Der alte Schienenbus sei schon was anderes als die modernen Züge, meint er. „Auch die Fahrgäste sind natürlich ganz anders. Sie sind im Urlaub und daher viel entspannter.“ Dazu komme die schöne Landschaft an der Strecke. Die schönste Stelle ist für ihn direkt hinter Gerolstein, wenn man vom Zug aus nach Rockeskyll runterschauen kann.

Doch nicht nur dort: Immer wieder öffnen sich längs der Strecke wunderschöne Aussichten in die Täler der Vulkaneifel. Doch kaum hat das Auge die ersten Details erkundet, verschwindet die Landschaft wieder hinter dichten Bäumen und die Strecke führt weiter durch enge, dicht bewachsene Einschnitte im Gelände, ehe der Blick wieder frei wird auf die nächste faszinierende Landschaft.

Längs der Strecke stehen immer noch die alten Telegrafenmasten. Leider ohne den Telegrafendraht. „Den hat uns im letzten Jahr wohl eine Rumänenbande geklaut“, sagt Lokführer Herll. Doch ohne den Draht stehen die Masten sehr instabil. Sie drohen, auf die Schienen zu fallen und so die Strecke zu blockieren. Daher müssen sie nach und nach entfernt werden. Leider verliert die Strecke so ein romantisches Detail, das an die Anfangszeit der Bahnstrecke in der Eifel erinnert. Damals zu Kaisers Zeiten, als sich die Bauarbeiter und Ingenieure quer durch die Eifel kämpften, um ihr die moderne Errungenschaft der Eisenbahn näher zu bringen. 1895 schließlich wurde das Stück zwischen Mayen und Gerolstein eröffnet. Knapp 100 Jahre lang verkehrten hier reguläre Personenzüge, bis die Strecke 1991 stillgelegt wurde. Doch schon nach zehn Jahren begann die teilweise Reaktivierung bis zum heutigen Stand, so dass Eisenbahn- und Eifelfans die einmal schöne Strecke wieder vom Zug aus erleben können.

Mit ihrem wildromantischen Charme zieht die Strecke die rund 50 Fahrgäste auf dem Weg nach Ulmen in ihren Bann. Hinter den Scheiben des Schienenbusses zeigen Finger in die Landschaft, Hälse werden gereckt, um noch einen letzten Blick zu erhaschen. Allgegenwärtig ist der Versuch, die Eindrücke mit einer Fotokamera festzuhalten.

Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie die Strecke in die Landschaft eingepasst wurde. Es gibt kaum ein gerades Stück. Kurvig schlängeln sich die Gleise durch die Hügel. Ein Traum für jeden Eisenbahnliebhaber. Begeistert ist jedenfalls der 60 Jahre alte Gilbert Mulier aus Belgien. Er selbst hat 33 Jahre bei der belgischen Eisenbahn gearbeitet. „Das ist eine unglaublich schöne Strecke“, sagt Mulier. Er ist mit seiner Frau zum ersten Mal in der Eifel. Für den Eisenbahnfan war schnell klar, dass eine Fahrt mit der Querbahn in das Ausflugsprogramm gehört. Auch Cor Dudink, 62, aus Kerkrade ist begeisterter Eisenbahnfreund. Seit 20 Jahren kommt er in die Eifel und ist immer noch begeistert: „Die Strecke ist einfach wunderbar in die Landschaft hineingebaut und bietet viele schöne Fotomotive – sie ist immer eine Reise wert.“

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