"10.000 Mark, wenn er Walter Klein um die Ecke bringt"

Trier · Tag der Staatsanwaltschaft im Mord-ohne-Leiche-Prozess: Ein Zeuge hat den 55-jährigen Angeklagten schwer belastet. Hans S. soll einem Freund des Zeugen 10 000 Mark angeboten haben, wenn er den verschwundenen Rentner Walter Klein umbringe.

Trier. (sey) Als die Vernehmung des Zeugen gestern Nachmittag nach anderthalb Stunden zu Ende ist, ereifert sich der Angeklagte. "Alles freie Erfindung", blafft Hans S. den ihm gegenüber sitzenden Staatsanwalt Eric Samel an, "an der die Staatsanwaltschaft und die Polizei mitgewirkt haben. Das ist, als wenn man einen Schauspieler engagiert."

Samel lehnt sich genüsslich zurück und schmunzelt. Der sechste Verhandlungstag im Mord-ohne-Leiche-Prozess verlief ganz nach dem Geschmack des Anklägers. Samel wirft dem Angeklagten unter anderem versuchte Anstiftung zum Mord vor. Gestern präsentiert er einen Zeugen, von dem bis dato zumindest in der Öffentlichkeit noch nichts bekannt war. Es ist ein Freund des Mannes, dem der Angeklagte vor neun Jahren 10 000 Mark geboten haben soll, wenn er den verhassten Rentner Walter Klein umbringe. Der inzwischen verstorbene Mann lehnte das Angebot ab, seine ehemalige Lebensgefährtin ist jetzt die Kronzeugin der Staatsanwaltschaft. Nun gibt es mit dem Westerwälder einen zweiten Zeugen, der die Aussage der Frau bestätigt. "Er hat mir mehrfach davon erzählt, dass Hans S. ihm Geld geboten hat, wenn er Walter Klein um die Ecke bringt", sagt der 54-Jährige. Der Zeuge hatte sich erst vor kurzem bei der Polizei gemeldet, nachdem er im Radio von dem vor dem Trierer Landgericht verhandelten Kriminalfall gehört habe. "Mein Freund war immer sehr aufgebracht, als er mir von dem Angebot erzählt hat", erinnert sich der Westerwälder. Natürlich habe sein Bekannter abgelehnt. Danach seien er und seine Lebensgefährtin von dem Angeklagten und seiner Ehefrau terrorisiert und bedroht worden. "Sie hatten Angst und sind schließlich zu mir in den Westerwald gezogen", sagt der Zeuge.

"Die Geschichte ist von vorne bis hinten komplett erfunden", kontert der Angeklagte. Und sein Verteidiger Paul Greinert fragt den Zeugen, ob er ein Alkoholproblem habe. Da wird es schließlich auch der Vorsitzenden Richterin Petra Schmitz zu bunt.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

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