13 000 Badewannen Beton für die Bohrpfeiler

Zeltingen-Rachtig · Während die Gegner des Hochmoselübergangs mutmaßen, dass es Probleme mit der Standsicherheit der geplanten Riesenbrücke gibt, kündigt das Land den nächsten großen Bauschritt an: Ab dem 22. Oktober werden die bis zu 47 Meter tiefen Löcher für die Bohrpfähle gedrillt, über denen später die Brückenpfeiler stehen.

 Durch eine breite Schneise im Wald läuft die im Bau befindliche Trasse der B 50 auf die Mosel zu. Auf der anderen Seite des Flusses sind bereits die planierten Flächen zu erkennen, auf denen die riesigen Pfeiler der Hochmoselbrücke ruhen sollen. TV-Foto: Portaflug FÖHREN

Durch eine breite Schneise im Wald läuft die im Bau befindliche Trasse der B 50 auf die Mosel zu. Auf der anderen Seite des Flusses sind bereits die planierten Flächen zu erkennen, auf denen die riesigen Pfeiler der Hochmoselbrücke ruhen sollen. TV-Foto: Portaflug FÖHREN

Zeltingen-Rachtig. Erst aus der Luft betrachtet wird das Ausmaß der Baustelle deutlich. Oberhalb der Mosel haben die Bauarbeiter eine gewaltige Schneise durch den Wald geschlagen. Ein von Brückenbauten unterbrochenes Band, so breit wie die Mosel selbst, dessen leuchtende Terrakottafarben sich gegen das Dunkel der Bäume abheben. Auf dem gegenüberliegenden Moselhang sind, Treppenstufen gleich, die planierten Flächen zu erkennen, auf denen die riesigen Pfeiler ruhen sollen.
Während Baustellentouristen die Kühnheit des Megaprojekts namens Hochmoselübergang bewundern, werden die Gegner von der Gruppe Pro Mosel nicht müde, sich dagegen zu wehren. In einer Pressemitteilung sprechen sie von einem "geschäftigen Stillstand". Denn während rechts und links der Mosel die Bauarbeiten an der 25 Kilometer langen Strecke mit ihren 39 Brückenbauten und einem 100 Meter langen Tunnel in vollem Gange sind, passiert an der eigentlichen Brückenbaustelle im Moseltal seit Monaten relativ wenig.
Pro Mosel zufolge liegt dies daran, dass es Probleme mit der Standsicherheit der 1,7 Kilometer langen und 160 Meter hohen Brücke gebe. "Anstatt zu warten, bis die Probleme geklärt sind, versucht die rheinland-pfälzische Landesregierung offenbar, um jeden Preis Fakten zu schaffen - massive Eingriffe ins Moseltal und Zerstörungen in der Kulturlandschaft inklusive", heißt es in einer Pressemitteilung der Aktivisten. Die Landesregierung weist dies zurück. Es gebe keine Probleme mit der Standsicherheit. Dass an der Brückenbaustelle wenig passiere, liege daran, dass die Vorarbeiten derzeit an anderer Stelle liefen - nämlich in den Fertigungswerken Hannover und Lauterbourg im Elsass.
900 Stahlteile


Dort werden laut Verkehrsministerium bis zu zehn Zentimeter dicke Stahlbleche zu Großelementen zusammengeschweißt und mit Stahlrippen verstärkt. Rund 900 solcher Stahlteile, die Längen von 20 bis 25 Metern haben, sollen von dort mit Schwerlasttransportern an die Baustelle geliefert werden.
In der zweiten Oktoberhälfte - voraussichtlich ab Montag, 22. Oktober - soll dort die Gründung der zehn Brückenpfeiler beginnen.
Ministeriumssprecher Christoph Gehring verdeutlicht mit ein paar Zahlen, was das heißt: Insgesamt werden von riesigen Spezialmaschinen mehr als 100 Löcher mit einem Durchmesser von 1,80 Metern gebohrt. Im Schnitt sind sie 24 Meter tief, vereinzelt aber auch bis zu 47 Metern. In diese Löcher kommt ein Stahlgeflecht, das mit Beton ausgegossen wird.
Allein für diese Bohrpfähle werden rund 6500 Kubikmeter Beton verbaut - das entspricht etwa 13 000 großen Badewannen voll Beton. Diese Arbeiten nehmen laut Gehring einige Monate in Anspruch.
Über den Pfählen und Gründungsplatten entstehen dann später nacheinander die hohlen Stahlbetonpfeiler, die Höhen zwischen 20 und schwindelerregenden 150 Metern haben. Die Bauarbeiten beginnen auf der Hunsrückseite und müssen laut Gehring lediglich genügend Vorlauf haben, um für den Einschub des jeweiligen Brückenteils rechtzeitig fertig zu sein.

Projekt liegt im Plan


Bisher sind 134 Millionen Euro "verbaut" worden. Weitere 147 Millionen Euro (Stand Ende August) sind bereits vertraglich gebunden. Die Gesamtkosten hatte das Land bis 2011 mit 330 Millionen Euro beziffert. Inzwischen sind daraus jedoch mehr als 360 Millionen Euro geworden. Derzeit liegt das Projekt laut Landesregierung im Rahmen der Zeit- und Kostenpläne. Ob es dabei bleibt, ist ungewiss. "Bauvorhaben dieser Dimension, deren Umsetzung sich über mehrere Jahre erstreckt, lassen sich weder hinsichtlich der zeitlichen Dauer noch hinsichtlich der Kosten im Vorhinein exakt kalkulieren", sagt Christoph Gehring. Witterungsbedingte Abweichungen von den Zeit- oder Kostenplänen - zum Beispiel weil die Stahlpreise steigen - könnten nicht ausgeschlossen werden. Eine Aussage, die Wasser auf die Mühlen der Brückengegner sein dürfte. Warnen sie doch schon lange davor, dass die Kosten für die Megabrücke höher ausfallen könnten. Eine Brücke, über die frühestens 2016 die ersten Autos rollen werden. Dort, wo derzeit nur Flugzeuge ihre Runden drehen, um die Dimensionen der Baustelle mit Hilfe von Luftbildern sichtbar zu machen.

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