Gewerbsmäßiger Computerbetrug und Datenfälschung - diese Vorwürfe macht der Koblenzer Generalstaatsanwalt einem Mann aus dem Kreis Neuwied. Der 26-Jährige soll mit den persönlichen Daten rheinland-pfälzischer Landtagsabgeordneter Konten bei einem Online-Bezahldienst eröffnet und darüber Geschäfte abgewickelt haben.

Nach Angaben des Generalstaatsanwalts kaufte der 26-Jährige Telefonguthaben bei einem holländischen Mobilfunkanbieter und verkaufte das Guthaben anschließend günstiger weiter. Insgesamt 326 Fälle sind in der Anklageschrift aufgelistet. Der Schaden für den Online-Bezahldienst soll mehrere Tausend Euro betragen.

Als der Betrug aufflog, gingen die Ermittler zunächst von einem Hackerangriff auf das Rechenzentrum des Mainzer Landtags aus. Dann stellte sich allerdings heraus, dass der 26-Jährige die persönlichen Daten der Politiker ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Internetseiten abgegriffen hatte.

Nach Angaben des Generalstaatsanwalts wurden die Identitäten "so gut wie aller" regionalen Landtagsabgeordneten für den Betrug genutzt, aber auch Ex-Ministerpräsident Kurt Beck und Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter zählten zu den prominenten "Opfern".

Der laut Brauer nicht geständige Tatverdächtige saß zunächst in Untersuchungshaft, ist aber inzwischen wieder auf freiem Fuß, weil keine Fluchtgefahr bestehe. Der Mann sei wegen Betrugs vorbestraft, müsse bei einer Verurteilung mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Wann der Prozess stattfindet, ist noch offen.

Die vor einem Jahr bei der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz eingerichtete Landesstelle für Cybercrime (LZC) kümmert sich zentral um größere Fälle von Computerkriminalität.