40 Forsthäuser in schöner Lage

MAINZ. Er besitzt landesweit 1600 Liegenschaften im Wert von einer Milliarde Euro, verkauft manche Kuriosität und auch mal Kassenschlager. Aktuell im Angebot des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung LBB: 40 Forsthäuser.

 Steht zum Verkauf: das Forsthaus Schneifel in Prüm. Steht nicht zum Verkauf: Flori, der Forstamsthund. Insgesamt hat der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung derzeit 40 Forsthäuser im Angebot..Foto: Fritz-Peter Linden

Steht zum Verkauf: das Forsthaus Schneifel in Prüm. Steht nicht zum Verkauf: Flori, der Forstamsthund. Insgesamt hat der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung derzeit 40 Forsthäuser im Angebot..Foto: Fritz-Peter Linden

Zwei Gefängnisse, eine staatliche Weinbau-Domäne oder eine Landwirtschaftsschule mit Museum kann Hubert Heimann spontan anbieten, wenn es sich um eine etwas außergewöhnliche Immobilie handeln soll. Der LBB habe oft sehr schwierige Objekte zu vermarkten, doch darin liege die große Herausforderung, sagt der Geschäftsführer und nimmt es sportlich. Eine alte Lehr- und Versuchsanstalt "mit einem Sammelsurium" an Gebäuden hat er bereits an den Mann gebracht und für eine fast verfallene Ziegelei mit Denkmalschutz-Auflagen einen Liebhaber gefunden.Ehemaliges Gefängnis wird Bürohaus in bester Lage

Nicht ohne Stolz erzählt Heimann, dass die rheinland-pfälzische Landesvertretung in Bonn nach dem Regierungsumzug Richtung Berlin ohne einen Tag Leerstand verkauft werden konnte - für umgerechnet fünf Millionen Euro. Andere "Landes-Botschaften" stehen heute noch angesichts des großen Immobilienangebots in der Bundesstadt leer. Auch das 100 Jahre alte Mainzer Gefängnis soll bald in neue Hände übergehen, hofft der LBB-Chef. Mehr als 7300 Quadratmeter Nutzfläche in bester Innenstadtlage, aber stark sanierungsbedürftig. Allein die 3000 Quadratmeter Grundfläche lassen Heimann nach langwierigen Verhandlungen mit einem Investor auf einen Millionenbetrag hoffen. Büroräume sollen in das denkmalgeschützte Gebäude eingebaut werden. Ein weitaus leichteres Geschäft ist bei den Objekten zu erwarten, die nach der Miet-Aufkündigung durch das Forstministerium neu im Angebot sind: 40 Forsthäuser, "schöne Lage, gute Ausstattung und gepflegt", werden durch eine umfassende Forstverwaltungsreform nicht mehr benötigt. Da wird es schon etwas schwieriger, die 25 000 Quadratmeter Mietfläche zu vermarkten, die das Landwirtschaftsministerium zum Jahresende landesweit gekündigt hat, weil die Agrarverwaltung gestrafft wird. Vermietung ist das eigentliche Hauptgeschäft des LBB. Er hat für mehr als 60 Millionen Euro das neue Gefängnis bei Wöllstein gebaut und kassiert nun fünf Millionen Jahresmiete vomJustizministerium dafür. Selbst Regierungschef Beck muss für seine Staatskanzlei 36 000 Euro bezahlen. Insgesamt rund 117 Millionen Euro Miete überweist das Land über seine Ministerien an den LBB, der im Gegenzug die Gebäude unterhält und im Zweifelsfalle saniert. Dabei werden schon einmal 23 Millionen fällig wie im anstehenden Sanierungsfall des Kultusministeriums. Der Landesbetrieb handele unternehmerisch und rechne kaufmännisch, betont Heimann. Das spare Geld und garantiere flexibles Handeln. Auch die Behörden müssen sparen, da sie seit 1999 marktübliche Mieten zahlen. So wurde durch das neue Denken ein geplanter 40-Millionen-Bau für das Landesumweltamt nicht errichtet, weil die Miete höher gelegen hätte als für das ganze Umweltministerium. Jetzt ist das Amt in mehreren Gebäuden eingemietet und zahlt weniger als die Hälfte.Parlament bleibt Herr im Hohen Hause

Dass rein wirtschaftliches Denken auch an Grenzen stößt, zeigte sich 1999 bei der Schaffung des LBB. Burgen und historische Gemäuer waren zwischen dem um die Bewahrung seiner Schätze besorgten Kulturministerium sowie dem Finanzressort mit seinem Ziehkind LBB heftig umkämpft. Die Denkmalschützer fürchteten einen Ausverkauf von Kulturgut durch zu kommerzielle Vermietung oder Verpachtung. Noch 2001 "wanderten" mehr als ein Dutzend Burgen, Schlösser und historische Gebäude von der Römervilla Otrang in der Eifel bis zum Gotischen Haus in Trier wieder zurück zum Kulturministerium. "Unverträgliche Nutzungen streben wir nicht an", versichert Heimann. Auch der Landtag setzte Zeichen. Sein Gebäude und das Abgeordnetenhaus wurden nicht dem LBB übertragen. Das Parlament will weiter Herr im eigenen Hohen Hause sein.

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