Abfall für Afrika

Illegale Abfall-Ausfuhr: Bei einer Kontroll-Aktion hat die Polizei auf der A 48 einen LKW aus Mannheim aus dem Verkehr gezogen. Der Sattelzug war mit Hunderten von alten, meist kaputten Elektrogeräten beladen, die nach Burkina Faso verschifft werden sollten.

 Polizeihauptkommissar Harald Roßwinkel von der Autobahnpolizei Schweich mit dem sichergestellten Elektronikschrott.TV-Foto: Friedemann Vetter

Polizeihauptkommissar Harald Roßwinkel von der Autobahnpolizei Schweich mit dem sichergestellten Elektronikschrott.TV-Foto: Friedemann Vetter

Schweich. (fpl) Rund 70 Fernseher, mehr als 20 Kühlschränke und eine Vielzahl kleinerer Geräte: Der LKW, den die Polizei am Donnerstag an der Autobahn 48 am Parkplatz Rivenich stoppte, hatte tonnenweise zweifelhafte Ladung auf der Pritsche. "Der war voll mit Elektroteilen auf dem Weg nach Afrika", sagt Norbert Schmitz vom Landeskriminalamt (LKA) in Mainz.

Gestartet war der Transport in Mannheim, um in Antwerpen samt Anhänger verschifft zu werden. Nach erster Schätzung der Beamten seien "zirka zwei Drittel der Fernsehgeräte kaputt".

Das bedeutet: Die Fernseher sollten sehr wahrscheinlich in Burkina Faso nicht mehr genutzt, sondern billig - und illegal - entsorgt werden. Das Gleiche gelte für einige der Kühlschränke, die außerdem noch das verbotene, FCKW-haltige Kältemittel "R12" enthielten. "Und das darf auch nicht ausgeführt werden", sagt der LKA-Beamte.

Das geschehe aber dennoch immer wieder - weil es den Auftraggebern Geld bringt: "Wenn so ein Monitor hier entsorgt wird, dann kostet das drei bis fünf Euro", sagt Schmitz. "Wenn Sie diese Teile aber nach Afrika geben, dann stehen da eine Vielzahl von Arbeitskräften, die das für einen Bruchteil machen. Die sitzen auf freiem Feld oder in Baracken und lösen zum Beispiel Platinen und Metallteile aus den Geräten - mit primitiven Mitteln wie Hammer und Meißel."

Die Wertstoffe werden danach von Händlern in den Abnehmer-Ländern wieder verkauft. "Und was man nicht mehr gebrauchen kann, wird einfach weggeschmissen oder verbrannt und verschandelt die Landschaft." Die "Arbeitskräfte" seien häufig Frauen und Kinder - "Fünf-, Sechs- oder Zehnjährige", sagt Schmitz, die sich dabei Gefahren für ihre Gesundheit aussetzten.

Das strafbare Verschieben dieser Abfälle nach Afrika sei "ein Millionengeschäft", sagt Schmitz. Ständig verlassen Schiffe mit solcher Ladung den Hafen in Antwerpen mit dem Ziel Afrika. Das Problem für die Behörden: Die tatsächlich defekten von nur gebrauchten, aber noch funktionstüchtigen Geräten zu unterscheiden - deren Ausfuhr nämlich ist erlaubt.

Bislang ist der LKW bei der Autobahnpolizei in Schweich geparkt. Weiterfahren darf er vorerst nicht. Schmitz: "Auch der Anhänger hat erhebliche Sicherheitsmängel, der ist erstmal stillgelegt." Aber selbst nach einer Reparatur wird der Transport gewiss nicht seinen Zielhafen erreichen: Zuständig ist das Bundesland, in dem er beladen wurde, in diesem Fall Baden-Württemberg. "Nächste Woche werden die zuständigen Behörden miteinander kommunizieren", sagt Norbert Schmitz. "Und dann geht er vermutlich komplett zurück." EXTRA Computer, Kühlschränke, Fernseher: Das Umweltbundesamt schätzt, dass jährlich etwa 155 000 Tonnen Elektroschrott, als Gebrauchtgeräte deklariert, illegal das Land verlassen, um meist in der Dritten Welt billig entsorgt zu werden. Aus den darin enthaltenen Wertstoffen wie Gold, Kupfer oder Platin wird dann weiteres Kapital geschlagen. Der Rest landet auf gefährlichen "Elektro-Müllbergen" oder wird verbrannt, bei hohem Gesundheitsrisiko vor allem für die Kinder, die diese Arbeit ungeschützt verrichten, weil sie den giftigen Rauch einatmen oder Schwermetalle aufnehmen. (fpl)

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