Ablösung des regionalen Bahnchefs wird zum Politikum

Trier · Der bisherige Produktionsgeschäftsführer der Berliner S-Bahn, Jürgen Konz, wird Nachfolger des geschassten Konzernbevollmächtigten der Bahn für Rheinland-Pfalz und das Saarland, Udo Wagner aus Föhren (Trier-Saarburg).

 Wird neuer Konzernbevollmächtigter bei der Bahn: Jürgen Konz. Foto: privat

Wird neuer Konzernbevollmächtigter bei der Bahn: Jürgen Konz. Foto: privat

Trier. Die Affäre um den geschassten Bahn-Manager Udo Wagner aus Föhren (Trier-Saarburg) hat ein politisches Nachspiel. Die SPD-Landtagsfraktion will in der aktuellen Landtagssitzung von Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) Hintergründe für die überraschende Ablösung Wagners als Konzernbevollmächtigter der Bahn für Rheinland-Pfalz und das Saarland wissen. Die Sozialdemokraten erhoffen sich anscheinend durch die mündliche Anfrage eine parlamentarische Aussprache, in der sich dann auch die CDU erklären müsste.
Diese steckt nach Ansicht der SPD hinter der Ablösung Wagners (der TV berichtete). Weil der Bahnmanager nicht verhindert habe, dass im vergangenen Jahr Fernzüge von und nach Trier gestrichen worden sind, soll er den Zorn des Trierer CDU-Bundestagsabgeordneten Bernhard Kaster auf sich gezogen haben. Auf Kasters Initiative gab es bis vor einem Jahr eine Direktverbindung von Trier nach Berlin, die die Bahn wegen schwacher Auslastung ebenso gestrichen hat. Außerdem soll es sich Wagner, der in den 1990er Jahren für die Grünen im Kreistag Trier-Saarburg saß, mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten und Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverbraucherministerium, Peter Bleser, verscherzt haben, weil er ausgerechnet die Frau des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck als Patin für die zweite Röhre des Kaiser-Wilhelm-Tunnels in Cochem ausgewählt habe. Cochem liegt in Blesers Wahlkreis. Daraufhin soll sich CDU-Landeschefin Julia Klöckner direkt an Bahnchef Rüdiger Grube gewandt und Wagners Ablösung gefordert haben.
Auch den Bundestag beschäftigt die Personalie Wagner. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Gustav Herzog aus dem pfälzischen Zellertal und der Grünen-Politiker Josef Winkler aus Bad Ems wollen von der Bundesregierung wissen, inwiefern sie an der Ablösung Wagners beteiligt war.
Warum Wagner zum Jahresende seinen Posten als Konzernbevollmächtigter aufgeben muss, liegt noch immer im Dunkeln. Bei der Bahn will man sich nicht dazu äußern. Immerhin bestätigte ein Bahnsprecher auf TV-Anfrage nun die Ablösung des Föhreners, der aus einer Eisenbahnerfamilie stammt. Demnach wird der Berliner S-Bahn-Geschäftsführer Jürgen Konz Nachfolger von Wagner. Der gelernte Ingenieur Konz war bis 1. Dezember bei der S-Bahn, einer Tochter der Deutschen Bahn, zuständig für die Fahrzeugbeschaffung und die Instandsetzung. Er habe "auf eigenen Wunsch" das Unternehmen verlassen und übernehme neue Aufgaben innerhalb des Bahn-Konzerns, hieß es kürzlich.
Der 55-jährige Konz, der seit 2002 bei der Bahn arbeitet und dort für Fahrzeuginstandhaltung zuständig war, übernahm 2009 den Posten des Geschäftsführers Produktion bei der Berliner S-Bahn. Er galt damals als Hoffnungsträger bei der Bahn, um das zu der Zeit herrschende Chaos bei der Berliner S-Bahn wegen technischer Probleme, ständiger Zugausfälle, Verspätungen und internen Verstößen gegen Vorschriften zu beseitigen. Zwar wurde dem Unternehmen kürzlich bescheinigt, wieder deutlich pünktlicher zu sein. Doch sorgten vor ein paar Tagen die ersten Schneeflocken in der Bundeshauptstadt erneut für etliche Zugausfälle.
Extra

 Als Konzernvbevollmächtigter abgelöst: Udo Wagner aus Föhren.Foto: TV-Archiv

Als Konzernvbevollmächtigter abgelöst: Udo Wagner aus Föhren.Foto: TV-Archiv

Udo Wagner war seit 1. August 2009 Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn (DB) für Rheinland-Pfalz und Saarland. Wagner, der aus Föhren (Trier-Saarburg) stammt, arbeitet seit 1977 bei der Bahn und war unter anderem Chef des Bahnbetriebswerks in Trier. Seit 2004 ist er Vorsitzender der Regionalleitung der Bahntochter Regio Südwest. "Udo Wagner weiß um die Bedeutung der Region für die DB, und ihm ist die Rolle der DB in den beiden Bundesländern Saarland und Rheinland-Pfalz bewusst. Die DB kann mit ihm Kontinuität bei der Qualität ihrer Repräsentanz sicherstellen", sagte Bahnchef Rüdiger Grube zur Amtseinführung Wagners. Konzernbeauftragte repräsentieren die Bahn bei der Politik der jeweiligen Bundesländer. wie

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