ESC-Legende aus Trier „Sesselkleben ist boring und unsexy“: Guildo Horn rechnet mit deutschen Eurovision-Song-Contest-Machern ab

Trier/Rotterdam · Nach katastrophalem Abschneiden beim Songwettbewerb rechnet Guildo Horn mit den deutschen ESC-Machern ab.

 ARCHIV - 29.11.2019, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Der Schlagersänger Guildo Horn steht bei seinem Weihnachtskonzert im "Stahlwerk" auf der Bühne des "Stahlwerks". (zu dpa-Reportage «Rheinland-Pfalz vor der Wahl - Eine Reise durch das «Bindestrichland») Foto: Horst Ossinger//dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 29.11.2019, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Der Schlagersänger Guildo Horn steht bei seinem Weihnachtskonzert im "Stahlwerk" auf der Bühne des "Stahlwerks". (zu dpa-Reportage «Rheinland-Pfalz vor der Wahl - Eine Reise durch das «Bindestrichland») Foto: Horst Ossinger//dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Horst Ossinger

Der doch so liebe Guildo Horn muss mächtig gebrodelt haben, als er sah, wie beim Eurovision Song Contest der deutsche Sänger Jendrik über die Bühne hüpfte und eine in Mittelfinger-Kostüm verkleidete Tänzerin an dessen Seite hoppelte.

Drei Punkte fuhr der deutsche Beitrag am Ende ein, alle kamen von der Jury, null vom Publikum, vorletzter Platz beim Wettbewerb – und ganz offensichtlich ein Ergebnis, das der „Meister“ aus Trier abnicken konnte. Denn einen Tag nach dem bekanntesten Songwettbewerb der Welt rechnete Guildo Horn mächtig mit dem Lied und noch mächtiger mit den deutschen ESC-Verantwortlichen ab, die beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu finden sind.

Auf Facebook schrieb Guildo Horn, ESC-Siebter des Jahres 1998: „Was mir den Abend leider verhagelt hat, ist die Erkenntnis, dass ich auch mal wieder gerne von deutscher Seite dergestalt vertreten werden möchte, dass es mich mit Freude und Aufregung auf der Couch zittern lässt.“ Er sehe Parallelen zur Fußball-Nationalmannschaft, kritisierte der Sänger weiter, denn auch diese habe zuletzt emotional „keinen Hering mehr vom Teller gezogen“, so Horn. „Ich will einfach mal wieder mitfiebern können, müssen, bitte! Bitte!“, flehte der 58-Jährige förmlich. Dann forderte er Konsequenzen der deutschen ESC-Strippenzieher. Selbst Jogi Löw habe als Bundestrainer ein Einsehen gezeigt und seinen Rücktritt nach der EM erklärt, ehe er sein komplettes Erbe zerdeppere. „Genau das würde ich mir von den deutschen ESC-Verantwortlichen auch wünschen. Da wurde lange genug rumgewurschtelt. Ihr Lieben: Sesselkleben ist boring und unsexy!“, lederte Guildo Horn los.

Der Trierer fuhr einst beim Eurovision Song Contest in Birmingham 86 Punkte ein, unterstützt von Stefan Raab. Der Showmaster, der 2000 auch selber mit „Wadde hadde dudde da“ zum ESC antrat und mit einer Casting-Show die letzte deutsche Siegerin Lena Meyer-Landrut 2010 hervorbrachte, hat seine öffentliche Fernsehkarriere aber längst an den Nagel gehängt.

Im Internet fand die Kritik von Guildo Horn große Zustimmung. Mehr als 860 Menschen gefiel der Facebook-Beitrag bis zum Pfingstmontag-Abend. Eine Frau kommentierte: „Kannst du nicht einfach nochmal antreten? Haben uns gestern Abend die glorreichen Zeiten von Birmingham zurückgewünscht ...“.

Gänzlich missmutig äußerte sich Guildo Horn aber nicht über den ESC in Rotterdam. Im Gegenteil. Die Beiträge der anderen Länder lobte der „Meister“. Mindestens „zwei Hände voll Musicacts“ habe er „richtig ansprechend, originell, zeitweise gar grandios“ gefunden, befand Horn und räumte gleich ein: „Das war schlichtweg unterhaltsam und ich bin ziemlich pingelig darin, dieses Prädikat zu verleihen.“

 22.05.2021, Niederlande, Rotterdam: Jendrik aus Deutschland singt "I Don't Feel Hate" beim großen Finale des Eurovision Song Contest (ESC) in der Ahoy-Arena. Foto: Peter Dejong/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

22.05.2021, Niederlande, Rotterdam: Jendrik aus Deutschland singt "I Don't Feel Hate" beim großen Finale des Eurovision Song Contest (ESC) in der Ahoy-Arena. Foto: Peter Dejong/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Peter Dejong
 Schelte oben, Sieger unten: Wo Guildo Horn den abgestraften deutschen ESC-Beitrag von Jendrik kritisiert, gewinnt die italienische Band Måneskin den Eurovision Song Contest in Rotterdam .

Schelte oben, Sieger unten: Wo Guildo Horn den abgestraften deutschen ESC-Beitrag von Jendrik kritisiert, gewinnt die italienische Band Måneskin den Eurovision Song Contest in Rotterdam .

Foto: dpa/Sander Koning

Welche Favoriten Guildo Horn beim ESC genau hatte, verschwieg er zwar auf Facebook. Beim Publikum lag am Ende aber Italien weit vorne. Die Band Maneskin triumphierte mit dem Rocksong „Zitti e buoni“, es war nach 1964 und 1990 der dritte italienische Erfolg beim ESC, bei dem die Schweiz um Sänger Gjon‘s Tears zuvor noch die Jury-Abstimmung angeführt hatte. Wirbel gab’s aber auch um Sieger Italien. Dort muss sich Frontsänger Damiano David gegen den Vorwurf wehren, während der Live-Sendung Kokain geschnupft zu haben. Bilder zeigten, wie der Sänger während der Punkte-Vergabe gebeugt über seinem Tisch saß. Die Band kündigte an, ihre Unschuld mit einem freiwilligen Drogentest beweisen zu wollen.

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