Ärzte fordern: Erste Hilfe muss Pflichtfach in den Schulen werden

Trier · 70.000 Menschen sterben pro Jahr in Deutschland am plötzlichen Herztod. Viele könnten gerettet werden, wenn mehr Laien gleich mit Wiederbelebungsmaßnahmen anfangen würden. Deshalb fordern Ärzte und Rettungsdienste anlässlich der Woche der Wiederbelebung, Reanimation in Schulen zu unterrichten.

Über 100 Menschen in der Region erleiden pro Jahr einen Herzstillstand. Die meisten von ihnen sterben laut Medizinern, weil sie zu spät wiederbelebt werden, obwohl häufig Zeugen bei dem Stillstand dabei sind. Statt sofort mit der lebensrettenden Herzdruck-Massage oder Mund-zu-Mund-Beatmung zu beginnen, warten viele, bis der alarmierte Rettungsdienst eingetroffen ist. Aus Angst, sie könnten etwas falsch machen.

Oft ist es aber beim Eintreffen des Rettungsdienstes schon zu spät. "Bereits bei drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff kann das Gehirn unumkehrbar geschädigt sein", sagt Fabian Spöhr, Intensivmediziner im Trierer Brüderkrankenhaus. "In den ersten Minuten entscheidet es sich, wie viel wir Ärzte nach dem Eintreffen beim Patienten noch ausrichten können", sagt auch Thomas Gehrig, der Kardiologe in der Klinik ist.

Ein schnelleres Eintreffen des Rettungsdienstes löse das Problem nicht, da entscheidend für das Überleben des Patienten sei, dass sofort nach dem Herzstillstand mit der Wiederbelebung begonnen werde, sagt Spöhr. In Rheinland-Pfalz ist gesetzlich festgelegt, dass ein Rettungswagen zwischen zehn und 15 Minuten nach Alarmierung am Einsatzort sein muss.

Damit mehr Menschen in der Lage sind, bei Herzstillstand rechtzeitig zu helfen, fordern Mediziner und Rettungsdienste wie das DRK, dass das Thema Reanimation verpflichtend in den Schulen unterrichtet wird. "Erste Hilfe gehört auf den Bildungsplan", sagt Elisabeth Geurts, Sprecherin des DRK-Landesverbandes.

Vor zwei Jahren hat die Kultusministerkonferenz den Bundesländern empfohlen, ab der siebten Klasse in zwei Stunden pro Jahr das Thema Wiederbelebung zu unterrichten. Im Saarland wird das seit diesem Schuljahr umgesetzt, auch in Nordrhein-Westfalen wird derzeit darüber nachgedacht. In Rheinland-Pfalz gibt es dazu noch keine konkreten Überlegungen. Geht es nach dem DRK, müssen nicht nur Schüler regelmäßig zum Thema Erste Hilfe unterrichtet werden, sondern auch Autofahrer. "Wir sind dafür, dass diese regelmäßig ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen", sagt DRK-Sprecherin Geurts.Mehr zum Thema

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