Ärzte-Pfusch: Viele Patienten fühlen sich schlecht behandelt

Trier · Tausende Patienten werden jährlich Opfer von Behandlungsfehlern. Experten fordern höheres Schmerzensgeld für die Betroffenen. In Kliniken wie dem Trierer Mutterhaus versuchen Ärzte, mit Methoden aus der Luftfahrt Fehler zu vermeiden.

Der Krebs hätte früher festgestellt werden können, wenn der Arzt seine Patientin ausführlicher untersucht hätte. Doch er nahm den Verdacht auf einen Tumor im Körper der Frau nicht ernst. So wurde erst zwei Jahre später festgestellt, dass die Frau lebensbedrohlich erkrankt war. Das Trierer Landgericht sprach ihr nach Auskunft ihres Anwalts, Markus Förster, ein Schmerzensgeld von 30.000 Euro wegen eines Behandlungsfehlers zu. Das Gericht zweiter Instanz lehnte ein Schmerzensgeld jedoch ab.

Rund 11.000 Patienten haben sich im vergangenen Jahr bei Ärztekammern wegen des Verdachts auf Behandlungsfehler zumeist in Kliniken gemeldet, wie die Bundesärztekammer gestern in Berlin mitteilte. Die Zahl der Anträge sei seit 2006 um knapp zehn Prozent gestiegen. Nicht immer aber handelt es sich um Ärztepfusch. Von den 11.000 eingereichten Anträgen landeten im vergangenen Jahr 7355 Anträge bei den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern, in 1821 Fällen handelte es sich um nachvollziehbare Fehler.

Die Techniker Krankenkasse (TK) registrierte im vergangenen Jahr 182 solcher Fälle in Rheinland-Pfalz. Laut TK-Sprecherin Cornelia Benzing waren davon 178 Behandlungsfehler, in 102 Fällen mussten Ärzte oder Krankenhäuser Schadenersatz leisten. Die Krankenkasse Barmer GEK konnte so allein im vergangenen Jahr in 48 Fällen 810.000 Euro von Leistungserbringern wegen falscher Behandlung zurückverlangen. Das sei aber nur die Spitze des Eisbergs, sagt Barmer-GEK-Sprecherin Katharina Steinbach.

Das Problem sei, Patienten müssten Ärztefehler beweisen, sagt der Trierer Anwalt Förster. Und dies sei mitunter schwierig. Er fordert ein höheres Schmerzensgeld für Betroffene: "100.000 Euro für den Verlust beider Augen oder eine Querschnittslähmung sind geradezu lächerlich." Im Trierer Mutterhaus versucht man Behandlungsfehler mit Hilfe von Checklisten wie bei Piloten zu vermeiden.

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