Affekt oder Mord?

TRIER. Weil sie sein Weihnachtsgeschenk nicht haben wollte, soll ein 50-jähriger Mann aus Konz am Tag vor Silvester seine sieben Jahre jüngere Ex-Freundin erschossen haben. Ab Dienstag wird dem gebürtigen Kosovo-Albaner in Trier der Prozess gemacht – wegen heimtückischen Mordes.

Die Trierer Staatsanwaltschaft ist sicher: Die Bluttat passierte nicht im Affekt, sondern war von längerer Hand geplant. Der Angeklagte dagegen behauptet, er habe an jenem Abend im Dezember die Kontrolle über sich verloren, er habe geschossen, ohne zu zielen: "Ich wollte die Frau nicht töten." Fakt ist laut Obduktionsbericht: Die 43-jährige Krankenschwester wurde aus nächster Nähe vor ihrer Wohnung in Trier-Pallien erschossen. Die Kugel aus einer halbautomatischen Pistole, Kaliber 7,65 Millimeter, traf die Lungenschlagader; die Frau verblutete. Der mutmaßliche Täter, laut Trierer Staatsanwaltschaft der Ex-Freund, soll zuvor mit einem gestohlenen Fahrrad aus der Stadt in die Bonner Straße geradelt sein. Dort habe er bei der ehemaligen Freundin geklingelt. Die Frau ließ den 50-Jährigen allerdings nicht in ihre Wohnung, sondern ging zu ihm auf die Terrasse – ein Entschluss, den sie mit dem Leben bezahlte. Tragisch: Kurz vor den tödlichen Schüssen hatte das Opfer noch eine Bekannte angerufen und gebeten, zu ihr zu kommen. Der Grund: Ein Mann, mit dem sie nichts zu tun haben wolle, laufe vor ihrem Haus herum. Als die Bekannte zusammen mit ihrem Freund in der Bonner Straße eintraf, fanden sie die tödlich verletzte Frau.Der in Konz wohnende Tatverdächtige wurde am nächsten Morgen im Trierer Mutterhaus festgenommen, wo er wegen "psychischer Probleme und Selbstmordgedanken" stationär behandelt wurde. Der sechsfache Familienvater stammt aus dem Kosovo, ist aber mittlerweile Deutscher. Nach den Ermittlungen der Polizei kannten er und seine ehemalige Freundin sich von der Arbeit bei der Lebenshilfe. Der 50-Jährige fuhr dort einen Behindertenbus, die 43-jährige Krankenschwester arbeitete als Betreuerin. Der Tatverdächtige ist nicht vorbestraft, er hatte keinen Waffenschein. In einer Polizei-Vernehmung hatte der Mann gesagt, die Waffe als Soldat im Kosovo-Krieg bekommen und sie anschließend mit nach Deutschland gebracht zu haben. Für den am Dienstag beginnenden Prozess vor dem Trierer Landgericht sind sechs Verhandlungstage angesetzt.

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