Alle wollen Veränderungen - bei den anderen

KOBLENZ. (red/mic) Die Lotto-Macht verteilen - das will Theo Zwanziger, Verwaltungsrats-Vorsitzender der Lotto GmbH. Die Gesellschaft gehört bisher den Sportbünden Rheinland, Pfalz und Rheinhessen.

Lotto hat Grund, sich über Erfolg zu freuen: Der Umsatz ist 2003 in den ersten 35 Wochen um zehn Millionen Euro gestiegen, sagt Geschäftsführer Hans Peter Schössler. Damit sei man unter den 16 deutschen Gesellschaften absolut top. 2002 machte Lotto mit rund 470 Millionen Euro den zweitstärksten Umsatz seiner Geschichte, "trotz wirtschaftlich schwierigem Umfeld". 178 Millionen fließen ans Land und dienen dem Gemeinwohl. Trotzdem: Die Bilanz-Konferenz von Gesellschafterversammlung und Verwaltungsrat in dieser Woche wird begleitet von Knatsch ums Sponsoring, der vor allem eins zu sein scheint: Anlass, eine Umbruchdiskussion zu führen, die auf die drei Sportbünde als alleinige Gesellschaftler von Lotto-Rheinland-Pfalz revolutionär wirken dürfte. "Wie fürs Glück gilt auch für die Macht: Auf Dauer behält man sie nur, wenn man sie teilt" - mit diesem Grundsatz stößt Verwaltungsratsvorsitzender Theo Zwanziger bei den Sportbünden noch auf wenig Gehör, wie er sagt: Sein Veränderungswille, mit dem er dem Sport die vom Land vergebene Lizenz für das Glücksspiel sichern wolle, kollidiere seit langem mit dem Beharrungsvermögen der Sportbünde. Zwanziger will, dass im Lotto-Verwaltungsrat neben den drei Sportbünden sowie zwei Vertretern des Landes auch der Landessportbund (LSB) sowie andere gesellschaftliche Kräfte vertreten sind, die vom Lotto-Geschäft profitieren. Denn die Tipper bringen heute auch Millionen für Wohlfahrt, Umwelt oder Denkmalschutz. Zwanzigers Reform-Argument: Lotto betreibe nicht das Geschäft der Sportbünde, sondern das des Landes. Wenn diese Einsicht vor der 2004 beginnenden Konzessionsrunde nicht wachse, werde er für sich einen Schlussstrich ziehen, kündigt er an und stellt damit die zweite unausgesprochene Rücktrittsdrohung in Sportler-Kreisen in den Raum.Transparenz ins Sponsoring bringen

Erst kürzlich hatte Landessportbund-Präsident Rüdiger Sterzenbach schon für den Fall ausbleibender Strukturreformen angekündigt, er wolle Konsequenzen ziehen. Anlass dafür war das Lotto-Sponsoring, das auch Zwanziger nun genauer in den Fokus nehmen will. Das bisherige System sei fürs Unternehmen höchst erfolgreich, sagte Zwanziger. Aber er sei sich mit der Geschäftsführung einig, dass künftig eine Berichtspflicht für jene Veranstaltungen gelte, die mit Gremienmitgliedern verbunden sind, so Zwanziger gegenüber der Rhein-Zeitung. Aus der hat Hermann Höfer, Präsident des einflussreichen Sportbunds Rheinland und damit Lotto-Gesellschafter, überhaupt erst von Zwanzigers Vorschlägen erfahren. Bei den Gremien-Sitzungen dieser Woche war laut Höfer davon nicht die Rede - was ein bezeichnendes Licht auf die Diskussions-Kultur unter den Sportfunktionären wirft. Die Kontroll-Mechanismen bei Lotto funktionierten, sagte Höfer dem TV . Es gebe keinen Anlass zur Diskussion. Auch eine Notwendigkeit für Veränderungen im Verwaltungsrat kann er nicht erkennen: Erst vor kurzem sei ein Lotto-Kuratorium gegründet worden, in dem Wohlfahrtsverbände repräsentiert seien. Höfer - wegen angeblich übermäßigen Sponsorings in eigener Sache jüngst in der Kritik - greift wegen der geforderten Strukturreform nun seinerseits an: Wenn man über den Sport in Rheinland-Pfalz rede, dann müsse man auch über den Dachverband reden und darüber, wie dieser geführt wird, sagt Höfer und meint damit wohl LSB-Präsident Sterzenbach. Höfer: "Dass wir eine neue Führungsstruktur brauchen, ist mir in den letzten Wochen klar geworden."

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