Altlasten halten Kampfmittelräumer 2011 besonders auf Trab

Trier · 42.153 Kilogramm gefährliche Kriegsmunition haben die Experten vom rheinland-pfälzischen Kampfmittelräumdienst vergangenes Jahr geborgen. Das ist deutlich mehr als in den vergangenen 14 Jahren. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

 Vor der Entschärfung müssen 45.000 Koblenzer evakuiert werden. Foto: Thomas Frey.

Vor der Entschärfung müssen 45.000 Koblenzer evakuiert werden. Foto: Thomas Frey.

Horst Lenz hat keine Sorge, arbeitslos zu werden. Denn obwohl seit dem Zweiten Weltkrieg nun schon mehr als sechs Jahrzehnte vergangen sind, ist der technische Leiter des Kampfmittelräumdienstes im Dauereinsatz. 2011 war für ihn und seine 13 rheinland-pfälzischen Kollegen ein Rekordjahr. Nicht nur wegen der spektakulären Bombenentschärfung in Koblenz, für die mehr als 45.000 Menschen evakuiert werden mussten. Sondern auch wegen der schieren Menge der Munition, um die sich die Sprengstoffexperten kümmern mussten: 42.153 Kilogramm Kriegsmaterial haben sie 2011 geborgen. So viel wie in den vergangenen 14 Jahren nicht. Darunter waren 79 Bomben sowie zahllose Granaten, Panzerfäuste, Raketen oder Minen. Ein wichtiger Grund für die reiche Ernte ist, dass der Rhein nach der langen Trockenheit im November besonders viele explosive Altlasten offenbarte.

Obwohl im Land allein seit 1998 rund 480 Tonnen Munition und 483 Bombenblindgänger entsorgt wurden, ist kein Ende abzusehen. Wie viele Bomben noch im Boden schlummern, weiß zwar niemand. Doch gibt es laut Lenz noch reichlich Verdachtsflächen. Wenn er und seine Leute nicht gerade den neuesten Zufallsfund entschärfen, machen sie sich selbst auf die Suche. Sie werten Luftbilder aus Kriegszeiten aus, um Blindgängern mithilfe von sichtbaren Einschlagkratern auf die Spur zu kommen, sie durchforsten historische Dokumente oder sprechen mit Zeitzeugen. Und schließlich streifen sie mit modernen Metalldetektoren durchs Unterholz. 50 Hektar haben sie 2011 abgesucht, 1300 seit 1198. Ihre Fundstücke kommen zunächst in ein Koblenzer Zwischenlager, ehe sie dann in die Lüneburger Heide transportiert werden, wo ein bundeseigenes Unternehmen sie endgültig zerstört. Alle, die selbst fündig werden, warnt Lenz: Nicht anfassen, Abstand halten und die Polizei informieren.

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