Am Ring weht die Zielflagge

Das Geld ist da, die Landesregierung atmet auf: Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) hat sein stark umstrittenes Finanzmodell für den Nürburgring durchgesetzt. Doch die Geschichte um die größte und teuerste Baustelle des Landes ist noch lange nicht zu Ende.

Mainz. Auf dem Gebiet der Finanzen gilt Ingolf Deubel als Koryphäe. Er lehrt an der Universität Münster. Er hat Bücher und Aufsätze geschrieben. Gerade erst hat er als Sprecher der Finanzminister der A-Bundesländer die komplizierten Gespräche mit dem Bund um die "Schuldenbremse" zu einem glücklichen Ende geführt. Die Zielflagge sieht der 59-jährige Westfale nun auch bei einem Thema, das ihm zu seinem Erstaunen heftigen Gegenwind im Land gebracht hat: das Projekt "Nürburgring 2009".

Nach dem monatelangen Streit mit der Opposition im Landtag, die ihn als "Trickser" und "Täuscher" gebrandmarkt und der Lüge bezichtigt hat, verkündet Deubel am Dienstag in einem kleinen Raum mit vielen Journalisten seine frohe Botschaft: Die Privatfinanzierung des Projekts "Nürburgring 2009" steht. Private seien in der Lage, das Investment zu stemmen. 170 Millionen Euro zahlt die Pinebeck S.A. Luxemburg "aus Eigenmitteln" für den Kauf der Immobilien, zusätzlich einen "Ertragsanteil" von 30 Millionen. Letztere Summe ist übersetzt der Dank dafür, dass der Minister der Aktiengesellschaft einen Milliardendeal ermöglicht, mit dem sie ihre Gewinne erzielt. Am Ring macht sie keine. "Alles in bester Ordnung", sagt Ingolf Deubel.

Der Minister kennt auf alle Fragen eine Antwort. Schließlich ist er derjenige, der am besten über alles Bescheid zu wissen glaubt. Als ein Journalist mit der Begründung nachfragt, er habe etwas nicht verstanden, antwortet der Minister in der ihm eigenen Art: "Das ist nicht ungewöhnlich." Wer genau hinhört, erkennt jedoch, wie sehr ihn die harsche Kritik der vergangenen Monate gefuchst haben muss. "Schaudergeschichten" habe er lesen müssen und "mächtig Prügel bezogen". Die Frage nach dem Handeln eines ehrbaren Kaufmanns versteht er nicht. Für Deubel sind "alle Verträge wasserdicht".

Der Zahlenexperte sieht allein den finanziellen Vorteil, den sein Modell bringt: Da die Fixkosten beim Projekt "Freizeitzentrum" von der Nürburgring GmbH später kaum zu beeinflussen sein werden, hat Deubel eben diese nachhaltig positiv verändert. Denn es spart der Nürburgring GmbH eben Kosten, die Immobilien zu mieten anstatt selbst zu investieren und dann abzuschreiben. Sechs Millionen Euro jährlich, hat Deubel errechnet, werde sein Modell in der Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens bringen. Damit sei die Formel 1 auf Jahre hinaus gesichert, und die Rennstrecke werde schwarze Zahlen schreiben.

Der Fachmann versteht aber nicht, dass er die politische Komponente bei seinem Konstrukt außer Acht gelassen hat. Seine komplexen Rechenspiele sind Otto Normalbürger kaum zu vermitteln. Deubels Ruf ist ramponiert, seine Glaubwürdigkeit hat gelitten. Politische Nachspiele sind gewiss: Die Opposition will den Rechnungshof um die Prüfung des Projektes bitten, ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss droht. Deubel bleibt trotz der Zielflagge die Zielscheibe.

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