Amokfahrt von Trier 220 Zeugen melden sich bei Polizei – Mehr als 100.000 Euro Spendengeld eingegangen

Update | Trier · Während Trier der Opfer gedenkt, ermittelt die Polizei auf Hochtouren: 220 Zeugen der Amokfahrt haben sich gemeldet. Ihre Aussagen und Videos zeigen: Der Täter fuhr sehr schnell.

Amokfahrt Trier: 220 Zeugen, Fotos und Videos als Beweismittel
Foto: Roland Morgen

Mit einer Schweigeminute und Glockengeläut hat die Region Trier am Donnerstag an die Opfer der Amokfahrt durch die Trierer Innenstadt erinnert. Ein 51-jähriger Trierer war am Dienstag mit seinem SUV durch die Fußgängerzone gerast. Er tötete fünf Menschen und verletzte 18 weitere. Einige von ihnen so schwer, dass sie weiter um ihr Leben kämpfen, darunter die beiden Patienten, die das Brüderkrankenhaus behandelt.

Die Polizei arbeitet nun unter Hochdruck, um die vielen Beobachter zu befragen und die zahlreichen Spuren vom außergewöhnlich großen Tatort auszuwerten. Rund 220 Zeugen haben sich gemeldet. „Zahl steigend“, sagt Uwe Konz, Sprecher des Polizeipräsidiums Trier. Zudem stellten Bürger den Ermittlern mehr als 100 Fotos und Videos zur Verfügung. „Wir wissen, dass das Auto eine sehr hohe Geschwindigkeit hatte“, sagt Konz. Wie schnell es war, soll ein Gutachten zeigen. Zudem ist bekannt, dass der Fahrer Zick-Zack-Linien fuhr – offensichtlich mit dem Ziel, möglichst großes Leid zuzufügen. Bei den fünf Todesopfern handelt es sich um einen 45-jährigen Zahnarzt und sein Baby, eine 52-jährige Lehrerin, eine 25-jährige Jura-Studentin und eine 73-jährige Seniorin.

„Oberbürgermeister Leibe hat gesagt, dass dieser Tag das Schlimmste war, was Trier seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat“, sagt Konz – und davon zeuge auch der Tatort: Zwischen dem Ort, an dem der Fahrer gleich nach dem Einbiegen in die Brotstraße sein erstes Opfer anfuhr und dem Ort der Festnahme in der Christophstraße liegen mehr als 800 Meter. Um all die Spuren aufzunehmen, bekam die Trierer Spurensicherung Unterstützung aus anderen Präsidien. Der Amokfahrer ist nun in Untersuchungshaft. „Beim Ermittlungsrichter hat er keine Angaben gemacht“, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen. Auch aus den Vernehmungen lasse sich bisher kein nachvollziehbares Tatmotiv herleiten. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den 51-Jährigen des Mordes in fünf Fällen sowie des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung in 18 weiteren Fällen. Die Polizei ist in der Innenstadt weiter stark präsent. Auch, weil Bürger die Anlaufstelle auf dem Hauptmarkt intensiv nutzen.

„Die schreckliche Amokfahrt in Trier hat mich tief bewegt“, sagt die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Die Landesregierung stimmt sich derzeit mit dem Bund ab, um den Betroffenen den „umfassenden Schutz des Opferentschädigungsgesetzes“ zu ermöglichen.

Auf dem Spendenkonto für die Angehörigen der Opfer, das die Stadt am Mittwoch mit der Sparkasse eingerichtet hatte, sind innerhalb nur eines Tages mehr als 100 000 Euro von 1300 Spendern eingegangen. 20 000 Euro stellte allein die Sparkasse Trier bereit. „Es hilft uns allen sehr, zu sehen, wie groß die Hilfsbereitschaft ist. Im Angesicht einer so mörderischen Tat stehen die Menschen zusammen“, sagt Leibe und dankt „für diese überwältigende Anteilnahme, für die vielen von Herzen kommenden, guten Wünsche und die Unterstützungsangebote. Sie geben uns Trost, Kraft und Zuversicht, durch diese schwere Zeit zu kommen“.

Auch Polizeipräsident Rudolf Berg bedankt sich bei den Menschen für ihre Unterstützung. „Viele Passanten haben spontan Hilfe geleistet und unsere Einsatzkräfte unmittelbar nach dem Ereignis unterstützt“, sagt Berg, „zahlreiche Menschen, die diese schlimme Tat selbst miterleben mussten, haben sich bei uns gemeldet, um uns mit ihren Angaben bei der Aufklärung der Tat zu helfen.“

Im Rathaus gingen allein per Post und per E-Mail seit Dienstag über 200 Schreiben aus aller Welt ein. Die Oberbürgermeister der Trierer Partnerstädte kondolierten ebenso wie zahlreiche Verwaltungsoberhäupter aus der Region Trier und aus Rheinland-Pfalz, aber auch Bürgerinnen und Bürger aus den Niederlanden, den Vereinigten Staaten, Frankreich, Luxemburg oder der Schweiz.

Für alle Fragen im Nachgang zur Amokfahrt hat die Stadt Trier als zentrales Postfach ab sofort die E-Mail-Adresse trierstehtzusammen@trier.de geschaltet.

Heute informiert dass Innenministerium den Innenausschuss des Landtags in einer Sondersitzung über Erkenntnisse zur Amokfahrt.

Nach der schrecklichen Tat verstärkt die Polizei ab dem kommenden Wochenende ihre Präsenz in den Innenstädten der Ober- und Mittelzentren im Land. „Dem schnellen Eingreifen der Polizei ist es zu verdanken, dass der Täter in Trier nach nur vier Minuten überwältigt werden konnte. Die Polizei wird ab dem kommenden Wochenende noch stärker präsent sein in den Innenstädten und somit jederzeit ansprechbar für die Bürgerinnen und Bürger. Unsere Polizistinnen und Polizisten stehen eng an der Seite der Bevölkerung“, so Innenminister Roger Lewentz. Konkrete Hinweise auf Gefährdungslagen lägen nicht vor, betonte der Minister.

Hier die Kontoverbindung für alle, die auch spenden möchten:

Kontoinhaber: Stadt Trier mit Kontozusatz: „Trier steht zusammen“, IBAN: DE83 5855 0130 0001 1217 55, BIC: TRISDE55XXX

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