Kriminalität Prävention ist möglich: Polizei arbeitet an Frühwarn-System

Trier · Auch das rheinland-pfälzische Innenministerium hält Vorbeugung bei Amoktaten für möglich. Eine Polizei-Arbeitsgruppe erarbeitet aktuell Konzepte.

(Mos) So viele Opfer, so viele Zeugen, so ein riesiger Tatort. Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei sind weiter damit beschäftigt, das Tatgeschehen vom 1. Dezember zu analysieren. An diesem Tag raste ein 51-jähriger Trierer mit einem SUV durch die Fußgängerzone, schlug Zick-Zack-Linien, um möglichst viele Menschen zu töten und zu verletzen.

Mehr als 400 Zeugen haben sich nach der Amokfahrt in Trier bei der Polizei gemeldet. „Die Zeugen, die relevante Angaben machen konnten, sind persönlich vernommen worden“, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Die Vernehmungen seien inzwischen abgeschlossen. Die kriminaltechnischen Untersuchungen dauern jedoch weiter an. „Mit einem Abschluss der Ermittlungen ist in absehbarer Zeit zu rechnen. Eine genaue Angabe ist allerdings noch nicht möglich“, heißt es von der Staatsanwaltschaft.

Wann der mutmaßliche Täter vor Gericht gestellt wird, lässt sich daher aktuell noch nicht sagen. Auch sein Motiv bleibt im Dunklen. Das psychiatrische Gutachten liegt noch nicht vor. Unterdessen hat sich unter Federführung des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz eine länderübergreifende Arbeitsgruppe gebildet, die der Frage nachgeht, inwieweit sich Amoktaten verhindern lassen. Laut Mainzer Innenministerium verfolgen die Polizeibehörden des Bundes und der Länder aufmerksam wissenschaftliche Studien zur Entstehung und Prävention von Amok-Taten und terroristischen Anschlägen. „Dabei zeigen die Forschungsergebnisse, dass Amoktaten keineswegs spontan sind. Und dass auch die gedanklich Beschäftigung mit der Tat sowie die Planung meist nicht unbemerkt vor sich gehen“, teilt Ministeriumssprecher Joachim Winkler mit.

Die Forschung zeige übereinstimmend, dass Prävention möglich ist, „doch kein einfaches Unterfangen, da die Täter kein einheitliches Profil aufweisen“.

Genau an dieser Stelle kommt die Arbeitsgruppe ins Spiel, die Rheinland-Pfalz aus der Herbstkonferenz der deutschen Innenminister angeregt hat. Diese soll Indikatoren erarbeiten, an denen man mögliche Täter frühzeitig erkennen könnte und sie soll Handlungskonzepte entwickeln. Neben Kriminalisten werden auch der Verfassungsschutz und Wissenschaftler hinzugezogen. Erste Ergebnisse werden im Laufe des Jahres erwartet.

Die Trierer Stadtverwaltung hält eine Prävention, wie sie der Psychologe Jens Hoffmann (siehe Interview) vorschlägt, für plausibel. Die Experten, die die Stadt im Runden Tisch Katastrophen-Nachsorge beraten, finden es aber – so wie die Stadt auch – zu früh, um darüber zu beraten. „Im Moment ist die Betreuung der Opfer und die Nachsorge noch stark im Fokus“, sagt Rathaus-Sprecher Michael Schmitz.

Derzeit arbeite man vor allem am Projekt Sicherheit in der Fußgängerzone – „das vorliegende Poller-Konzept wird auf Hochsicherheitspoller umgestellt“, sagt Schmitz. Allen sei aber klar, dass es hundertprozentige Sicherheit ohnehin nie geben werde.

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