An deutschen Bahnübergängen kracht es wieder öfter

Berlin · Wie sicher sind Deutschlands Bahnübergänge? Die Zahl der Unfälle an den Gleisen steigt wieder, viele davon enden für Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer tödlich. Was tut die Bundesregierung dagegen? In erster Linie warnen.

Berlin. Weil es an Bahnübergängen wieder vermehrt zu Unfällen kommt, warnt die Bundesregierung jetzt die Verkehrsteilnehmer vor wachsendem Leichtsinn an diesen gefahrenträchtigen Stellen. Das geht aus der Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Grünen hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Die Zahl der Unfälle an den gut 20 000 Übergängen im Netz der Deutschen Bahn ist seit 2006 rückläufig - von 231 auf 203 im Jahr 2009. Doch inzwischen verzeichnet das zuständige Verkehrsministerium wieder einen Anstieg auf 225 Unglücke im Jahr 2010. Dabei kamen 45 Menschen ums Leben, 2009 waren es 40, 2008 noch 52 Tote. Für die Bundesregierung ist klar: Die Ursache für die steigenden Unfallzahlen liegt "weitgehend im Fehlverhalten" besonders von Fußgängern, Rad- und Motorradfahrern. Viele versuchen, noch schnell über die Gleise zu huschen, sie missachten das blinkende Rotlicht oder ignorieren die heruntergelassenen Schranken. Gerade dann, wenn diese nicht die volle Straßenbreite absperren. Mit Aufklärungskampagnen sollen die Verkehrsteilnehmer jetzt verstärkt über die Gefahren informiert und zur Einhaltung der Regeln angehalten werden. Als besonders gefährlich gelten Bahnübergänge, die seitlich angefahren werden und die nicht durch Schranken gesichert sind. Das sind an die 9000. Die Bundesregierung hat dieses Problem erkannt und will diese Bahnübergänge bei umfassenden Umbauten und Neubauten mit zusätzlichen Signallichtern ausrüsten. Darüber hinaus sind aber auch Überquerungen mit Halbschranken riskant, weil sie Verkehrsteilnehmer dazu verführen, sie einfach zu umgehen. "An Bahnübergängen mit Halbschranken erfolgen deutlich mehr Unfälle", heißt es in der Antwort auf die Grünen-Anfrage. Allein 2010 gab es an solchen Übergängen 88 Unglücke. Gleichwohl plane die Bahn aber, die Zahl der Halbschrankenanlagen weiter zu erhöhen, betont die Regierung. Für die Grünen ist das der falsche Weg. Nach Ansicht des Vorsitzenden des Verkehrsausschusses, Anton Hofreiter (Grüne), machen es sich die Bundesregierung und die Bahn zu leicht, wenn sie die Schuld für die schweren Unfälle "auf die Unvernunft der Verkehrsteilnehmer schieben". Zwar ließen sich nicht alle Unfälle verhindern, so Hofreiter im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber im ganzen Bundesgebiet gehe unter anderem aus Kostengründen "die Anzahl der Vollschranken seit Jahren zurück. Das hat leider schlimme Konsequenzen für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer."Extra

Hohenfels-Essingen: Bei einem spektakulären Unfall werden im Juni 2009 in dem Ort im Vulkaneifelkreis 35 Menschen verletzt. An einem unbeschrankten Bahnübergang ist ein LKW mit einem Schienenbus zusammengestoßen. Der LKW-Fahrer, der den Unfall verursacht hat, wird 2010 zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Reil: Der Fahrer eines Klein-LKW will im August 2009 in dem Moselort trotz des roten Blinklichts noch den Bahnübergang überqueren. Dabei reißt er die sich senkende Bahnschranke ab. Es bleibt beim Sachschaden. Laubach: Großes Glück hat ein Autofahrer (28) aus dem Vulkaneifelkreis, als er im Juli 2010 in dem Ort im Kreis Cochem-Zell einen Schienenbus übersieht und von ihm erfasst wird. Alle Beteiligten kommen mit dem Schrecken davon. Bitburg-Erdorf: Schwer verletzt wird im September 2010 ein Autofahrer, der hinter dem Bahnübergang in dem Eifelort einen an der Haltestelle stehenden Linienbus überholt und mit einem LKW zusammenstößt. Dockweiler: Schreck in dem Dorf im Vulkaneifelkreis im Juli 2011: Der Lokführer des Schienenbusses der Eifel-Querbahn muss sein Fahrzeug mit einer Vollbremsung stoppen, weil ein 19-jähriger Autofahrer trotz des roten Blinklichts den Bahnübergang überquert. Niemand wird verletzt. Wecker: Mit einem Kran reißt ein LKW im Dezember 2011 am Bahnübergang in dem luxemburgischen Ort die Oberleitung ab. Die Zugstrecke zwischen Luxemburg und Trier wird den ganzen Tag über voll gesperrt. Mürlenbach: Ein Unbekannter missachtet Anfang Januar 2012 in dem Ort im Vulkaneifelkreis am Bahnübergang das rote Blinklicht und reißt mit seinem Geländewagen den sich bereits senkenden Schlagbaum einer Halbschranke ab. red

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