Angehörige kritisieren Ermittler

Als "skandalös" bezeichnet eine Familie die Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizei bei elf Todesfällen im Katharinenstift in Hillesheim (Vulkaneifelkreis). Die Staatsanwaltschaft Trier wehrt jegliche Kritik ab und bietet der betroffenen Familie ein persönliches Gespräch an.

 Angehörige einer im Hillesheimer Pflegeheim Katharinenstift gestorbenen Bewohnerin kritisieren die Ermittlungen. TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

Angehörige einer im Hillesheimer Pflegeheim Katharinenstift gestorbenen Bewohnerin kritisieren die Ermittlungen. TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

Hillesheim/Trier. Die Einstellung des Ermittlungsverfahrens durch die Trierer Staatsanwaltschaft zu der mysteriösen Erkrankungswelle im Hillesheimer Altenheim schlug bei den Angehörigen hohe Wellen. Elf der zwölf erkrankten Bewohner waren gestorben (der TV berichtete mehrmals). Als Ursache nannte der Leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer eine "mögliche banale Streptokokken-Infektion". Da keine eindeutige Diagnose getroffen wurde, bleibt ein fader Beigeschmack. Helmut und Günter Hilgers, Söhne einer am 11. April gestorbenen 80-Jährigen, gehen in die Offensive. Sie stellen die Ermittler an den Pranger. Günter Hilgers: "Für uns ist die Einstellung des Verfahrens ein Skandal. Wir haben den Eindruck, dass das Verfahren, trotz der vielen Toten, die notwendige akribische kriminalistische Arbeit hat vermissen lassen, um vergleichbare Todesfälle in Zukunft zu vermeiden." Chefermittler Brauer schmettert die Kritik ab: "Dazu werden wir uns öffentlich nicht äußern. Wir haben uns nichts vorzuwerfen, und wir stützen uns auf fundierte Gutachten."

Hilgers lässt die Antwort nicht gelten und wirft Fragen auf. Beispielsweise, warum in den ersten Tagen nach dem Auftreten der für viele Senioren tödlichen Erkrankungen nur der damalige Heimleiter und der Pflegedienstleiter befragt wurden. Das diensthabende Personal sei erst bis zu sechs Wochen später verhört worden. Außerdem hätten der Rechtsmedizin nur Listen über die verwendeten Reinigungsmittel vorgelegen - statt der tatsächlich eingesetzten Produkte. Auch sei der Wagen mit den Mitteln für die Grundversorgung der Bewohner nicht beschlagnahmt worden. Fragen über Fragen.

Brauer erklärt: "Bevor weitere Personen befragt werden konnten, musste erst einmal ausgeschlossen werden, dass eine Vergiftung Grund für die Erkrankungen war."

Er bietet der Familie an, im persönlichen Gespräch die Ermittlungsschritte zu erläutern. Laut Günter Hilgers möchte die Familie das Angebot annehmen.

Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft in zwei Verfahren weiter. Beide betreffen Hilgers' verstorbene Mutter. Es soll geklärt werden, ob für deren Tod auch ein Ärztefehler ursächlich sein kann und ob sie im Katharinenstift nach einem Sturz Mitte März korrekt versorgt wurde. Die Heimleitung geht, nachdem die Staatsanwaltschaft ihr bei den Todesfällen "keine strafrechtlich relevanten Pflegefehler" vorwirft, von einer Einstellung des Verfahrens gegen sie aus.

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