Angela Merkel muss ihr Büro räumen

Weil im Berliner Kanzleramt Renovierungsarbeiten notwendig sind, hat Regierungschefin Angela Merkel ihr Büro verlassen müssen. Hintergrund: Beim Bau vor gut neun Jahren ist offensichtlich gepfuscht worden.

Berlin. Das Porträt des ersten Bundeskanzlers, ihres Vorbilds Konrad Adenauer, das hinter ihrem Schreibtisch hing, hat sie mitgenommen. Angela Merkel hat nach Informationen unserer Zeitung ihr Büro im siebten Stock des Berliner Kanzleramtes räumen müssen.

Hintergrund ist Pfusch am Bau, denn neun Jahre nach Einweihung muss ihr Dienstsitz aufwendig saniert werden. Die Kosten der Renovierungsarbeiten belaufen sich auf insgesamt mindestens vier Millionen Euro.

Vor einer Woche ließ Merkel ihre persönlichen Sachen und das Adenauer-Bild zusammenpacken, um damit auf die gegenüberliegende Seite ihres Bürotraktes zu ziehen. Leidtragender des Umzugs ist Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU), weil Merkel sein Dienstzimmer in Beschlag genommen hat. Pofalla wiederum wurde in den sechsten Stock "verbannt". Insgesamt wird die Kanzlerin sieben Wochen im Nordflügel arbeiten, bevor sie wieder in ihr altes Büro im Südflügel zurückkehren kann. Danach werden der Dienstraum von Pofalla und auch der Kabinettsaal renoviert.

In Merkels Arbeitszimmer im 36 Meter hohen Hauptgebäude wird ein neuer Teppichboden verlegt. Außerdem wird unter anderem die Heiz- und Lüftungstechnik überprüft, die sich in einem Doppelboden befindet. Die Arbeiten finden im Rahmen der umfangreichen Sanierung des Kanzleramtes statt, die laut dem zuständigen Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung vier Millionen Euro kosten und bis März 2011 dauern wird.

Merkels rund 250 Millionen Euro teurer Dienstsitz ist das Regierungsgebäude in Berlin, das mit am schwersten von Ausführungsfehlern betroffen ist. Bei einem Großteil der Arbeiten, so das Bundesamt auf Nachfrage, handele es sich nach wie vor um die Beseitigung von Mängeln aus der Bauphase. Damals habe man nach dem Grundsatz gehandelt, das Kanzleramt erst in Betrieb nehmen zu wollen, um dann die Fehler beseitigen zu lassen. Regressforderungen wegen Pfusch am Bau seien gegen betroffene Firmen gestellt worden.

Die Arbeiten in Merkels Amt sind besonders umfangreich. Es muss gemalert und der durch Besuchergruppen in Mitleidenschaft gezogene Teppich ausgetauscht werden; hinzu kommen Reparaturen am Rauchklappensteuerungssystem sowie den Lüftungs- und Wärmeabzugsanlagen. Auch die Dachverglasung der Wintergärten muss erneuert werden, das ökologisch-moderne, mit Pflanzenöl betriebene Blockheizkraftwerk funktioniert ohnehin nicht. Außerdem tropft es in der Tiefgarage und im Bürotrakt.

Das Kanzleramt reiht sich damit nahtlos ein in den miserablen Zustand vieler Regierungsgebäude - der gesamte "Spreebogen" ist ein millionenschweres Sanierungsgebiet. An vielen Stellen sind Handwerker permanent dabei zu reparieren und auszubessern. Bestes Beispiel ist das Paul-Löbe-Haus mit Abgeordnetenbüros und Sitzungssälen: Auf dem Flachdach stehen schon seit Jahren die Zelte der Bautrupps. extra Neue Stabschefin: Kanzlerin Angela Merkel hat ihre langjährige Medienberaterin Eva Christiansen nach Medienberichten zur neuen Stabschefin gemacht. Die Wirtschaftswissenschaftlerin, von 1999 bis 2005 Merkels persönliche Sprecherin, löst Matthias Graf von Kielmannsegg ab, der sich künftig mit Bildung, Gesellschaft und Forschung beschäftigen wird. Als Stabschefin ist Christiansen für die gesamte politische Planung des Kanzleramtes zuständig.

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