Angst vor "bösem Blut"

BERNKASTEL-KUES. Bis 10. Juli muss der FDP-Bezirksverband Eifel-Hunsrück ohne Vorsitzenden oder Vorsitzende auskommen. Erst dann wird die Nachfolge der im Januar gestorbenen Bundestagsabgeordneten Marita Sehn geregelt.

Marita Sehn ist allgegenwärtig beim Parteitag des FDP-Bezirksverbandes Eifel-Hunsrück. Ein Bild der am 18. Januar bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommenen Vorsitzenden steht, mit Trauerflor umrahmt, auf dem Podium. "Sie fehlt uns", sagt Eduard Geisen, einer der Stellvertreter. "Ihr Tod trifft uns hart. Wir sind noch immer sehr betroffen. Die Aktivitäten standen und fielen mit ihr", fügt Nicole Morsblech, ebenfalls Stellvertreterin, an. Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin präsentieren die Liberalen bei ihrem Parteitag in Bernkastel-Kues allerdings nicht. Die Wahl wird auf den 10. Juli (Kloster Karthaus, Konz) verschoben. Offizielle Begründung: der tragische Tod der Bundestagsabgeordneten und die Kürze der Zeit. Bei dem Votum über die Vertagung enthalten sich die sechs Mitglieder des Kreisverbandes Trier-Saarburg der Stimme. "Wir reden davon, überall Probleme lösen zu können und bringen es nicht fertig, die Nachfolge zu regeln", sagt Claus Piedmont im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund . Es sei Zeit genug gewesen, um die Wahl vorzubereiten. Anscheinend gehe die Angst um, dass eine Nominierung von mehreren Kandidatinnen und Kandidaten "böses Blut" mit sich bringe. Gerade dieses "böses Blut" will Dirk Richter (Kreisverband Bernkastel-Wittlich) vermeiden. Die Kreisverbände müssten sich erst positionieren. "Denn wir wollen uns auf einen Kandidaten einigen", sagt er dem TV . Der Bezirksparteitag ist prominent besetzt: an der Spitze mit dem Landesvorsitzenden und stellvertretenden Bundesvorsitzenden Rainer Brüderle und mit Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage. Eines muss man Rainer Brüderle zugestehen: Der Mann kann reden - rund 45 Minuten lang und ohne Manuskript. Deutschland gerate immer weiter ins Hintertreffen, wirtschaftlich, bildungsmäßig aber auch ethisch. "Das Land ist fast von einer kollektiven Depression befallen", sagt er. Der gute Name Deutschlands sei nur noch "Nostalgie", das Ausland sei voll "Häme" über den Zustand. Brüderles Forderung: weniger Staat, auch Sozialstaat, weniger Steuern aber mehr Eigenverantwortung. Es könne nicht sein, dass Lehramtsstudenten im Durchschnitt 17,5 Semester studierten, ehe sie "Gemeinschaftskunde und Sport unterrichten können". Deshalb votiert Brüderle auch für Studiengebühren (Ausnahme: sozial Schwache), für Hochbegabten-Schulen und für Zeitverträge für Professoren. Die FDP-Delegierten verabschieden schließlich noch mehrere Anträge: So fordern sie den unverzüglichen Weiterbau der A 1 bei Daun und eine restriktive Praxis bei der Genehmigung von Windkraftanlagen im Land.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort