Annahme verweigert: Bistum Trier gibt neuem Gebetbuch keinen Segen

Trier · Streit um das neue Gebet- und Gesangbuch der katholischen Kirche: Wegen angeblich schlechter Papierqualität müssen womöglich mehrere Hunderttausend Exemplare eingestampft werden. Auch das Bistum Trier will die Bücher nicht abnehmen.

Seit zwölf Jahren schon warten die katholischen Christen im Land auf das Gotteslob. So lange wird an der Neuauflage des Gebet- und Gesangbuches gearbeitet. Wegen der vielen Beteiligten eine Herkulesaufgabe, an der auch das Deutsche Liturgische Institut in Trier beteiligt war. Pünktlich zum Beginn der diesjährigen Adventszeit sollte das neue Gesangbuch vorliegen, hieß es noch im Februar bei der Bischofsvollversammlung in Trier. Da wurde das Gotteslob vorgestellt. Moderner soll es sein, hieß es bei der Präsentation, und - durch die größere Schrift - auch wesentlich besser lesbar.

Eine Ankündigung, angesichts der sich nun viele ein Schmunzeln nicht verkneifen werden können. Denn genau wegen der Nicht-Lesbarkeit von Gebeten und Liedern gibt es derzeit in vielen, mit den neuen Exemplaren belieferten Bistümern heftigen Knatsch. Mindestens neun der 27 deutschen Diözesen sollen sich über die Papierqualität beschwert haben. "Es ist so dünn, dass andere Seiten durchscheinen", sagt der Sprecher der Erzdiözese München-Freising. "Sie sehen, dass Sie nichts sehen", sagt ein hoher Trierer Geistlicher und fügt hinzu: "Wenn das ältere Mütterlein so etwas in die Hände bekommt, wird sie wahnsinnig."

Offiziell halten sich die Herren hinter dem Dom allerdings bedeckt. Sprecher André Uzulis räumt lediglich ein, das Bistum sei von den Meinungsverschiedenheiten zwischen Bischofskonferenz und Druckerei betroffen. Bei den Meinungsdifferenzen geht es um das verwendete Papier, wie einer gemeinsamen Erklärung von Druckerei und Bischofskonferenz zu entnehmen ist.

Wie der Streit endet, ist noch offen. Allein im Bistum Trier soll es um 170.000 Exemplare gehen. Den Kirchengemeinden wurde das Buch zum Subskriptionspreis von zehn Euro angeboten, danach soll es 16 Euro kosten. Damit, dass das neue Gotteslob wie geplant in der Vorweihnachtszeit ausgeliefert wird, rechnet im Generalvikariat niemand mehr.

Mehr zum Thema: Fragen und Antworten zur Diskussion finden Sie in unserem Hintergrundbericht

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