Anruf 110 landet bald nur noch in Trier: Land prüft, ob Notrufe künftig zentral bei Polizeipräsidien ankommen sollen

Trier/Mainz · Um das Personal in kleinen Polizeiinspektionen zu entlasten, sollen diese künftig keine Notrufe mehr entgegen nehmen müssen. Das Land prüft, ob diese zentral bei den Polizeipräsidien auflaufen können.

110 - wer die Notrufnummer wählt, landet in der nächstgelegenen Polizeiinspektion. Dort wird entschieden, ob ein Notfall vorliegt und der mögliche Einsatz koordiniert. Doch schon bald sollen Anrufer der 110 nicht mehr bei der Polizei in Prüm, Saarburg oder Morbach landen. Das Land prüft, ob die Notrufe nicht zentral in den jeweiligen Polizeipräsidien, also etwa in Trier, landen sollen und von dort aus dann an die zuständigen Inspektionen geleitet werden.

"In nahezu alle anderen Bundesländern wird die Zentralisierung von Notrufen bereits erfolgreich praktiziert", sagt ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Innenministeriums auf Anfrage unserer Zeitung. In einer Machbarkeitsstudie sei untersucht worden, ob es durch diese Zentralisierung Verbesserungen gebe. Ergebnis: "Die Studie hat positive Effekte für die Notrufannahme, Einsatzsteuerung und Einsatzbewältigung erkennen lassen", sagt der Ministeriumssprecher.

Hintergrund ist, dass künftig nur noch an einem Standort in spezielle Kommunikationstechnik investiert werden müsste. Außerdem könnten, so die Vorstellung, die hinter der Umstellung steckt, Beamte in kleineren, personell eh schwach besetzten Inspektionen könnten dadurch entlastet werden. Bevor jedoch der komplette Polizeinotruf im Land umgestellt werden soll, wird das neue System zunächst mal in Mainz getestet. Zunächst einmal laufen die Notrufe einiger Polizeiinspektionen aus dem Stadtbereich im Mainzer Polizeipräsidium auf. Später soll das Pilotprojekt dann auf die übrigen zum Präsidium Mainz gehörenden Inspektionen ausgeweitet werden. Bis 2017 soll dieser Versuch laufen.

Erst danach "auf der Basis der dann vorliegenden Erkenntnisse und Erfahrungswerte" sei eine Bewertung möglich, sagt der Sprecher des Innenministeriums. Dann werde auch entschieden, ob landesweit der Polizeinotruf entsprechend umgestellt wird. Mit entscheidend dafür sei neben den Kosten und dem notwendigen Personal auch, welche Bedeutung bei der Annahme der Notrufe detaillierte Ortskenntnisse erforderlich seien.

Bei der Polizeigewerkschaft DpolG sieht man das Vorhaben kritisch. Zwar werde den Beamten in den Inspektionen die Verantwortung für die Entgegennahme der Notrufe abgenommen, aber eine "wesentliche Arbeitsersparnis oder neue Freiräume" könne er dadurch nicht erkennen, sagt DpolG-Landesvorsitzender Benno Langenberger. Er befürchtet vielmehr, dass in den Einsatzzentralen der Polizeipräsiden mehr Personal gebraucht wird. "Aber wo soll das herkommen?"

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