Invasive Art Asiatische Hornisse auch in der Region Trier auf dem Vormarsch: Deswegen ist sie so unbeliebt

Trier · Die asiatische Hornisse breitet sich in Deutschland weiter aus. Auch in der Region Trier wurden inzwischen einige Exemplare gesichtet. Besonders Imker sind besorgt.

Eine Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) wird von einem Biologen mit einem Handschuh gehalten. Asiatische Hornissen machen den Imkern in Deutschland Sorgen. Die eingeschleppte Hornissenart jagt gerne Bienen.

Eine Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) wird von einem Biologen mit einem Handschuh gehalten. Asiatische Hornissen machen den Imkern in Deutschland Sorgen. Die eingeschleppte Hornissenart jagt gerne Bienen.

Foto: dpa/Axel Heimken

Der asiatischen Hornisse eilt der Ruf einer invasiven Art voraus, die vor allem für eines eine Vorliebe zu haben scheint: die heimische Honigbiene. Man könnte auch sagen, dass sie die Biene zum Fressen gern hat – sehr zum Leidwesen der Imker.

Die asiatische Hornisse Vespa velutina nigrithorax stammt aus Südostasien und wurde in Europa erstmals 2004 in Südfrankreich nachgewiesen. Dort hat sich die Art stark ausgebreitet. 2014 wurde die asiatische Hornisse auch in Deutschland erstmals in Baden-Württemberg nördlich von Karlsruhe und im südlichen Rheinland-Pfalz festgestellt, aber selbst in Hamburg wurden bereits Exemplare gesichtet. Die asiatische Hornisse ist offenbar mit asiatischen Importwaren ins Land gelangt, vermutet der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Globalisierung und Klimawandel hätten die eingeschleppte Art begünstigt.

Sichtungen nun auch in der Region Trier

Im Süden des Landes hatten sich nach Angaben des Landesamtes für Umwelt Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr die Beobachtungen von bis zu medizinballgroßen Nestern in Baumkronen gehäuft. Auch im Landkreis Cochem-Zell wurde im Oktober ein Einzeltier beobachtet, das auf ein dortiges Nest schließen lasse, so das Amt. Doch seitdem hat sich die Lage geändert. Auch in der Region Trier wurden etliche asiatische Hornissen gemeldet. Von Mai bis September kamen 14 geprüfte Meldungen hinzu, etwa aus Schweich und Mehring. In Trier fanden sich die Insekten in Tarforst, im Mattheiser Wald und in Heiligkreuz. Weitere Funde folgten in Hockweiler, Krettnach, Konz-Filzen, Niederzerf und bei Taben-Rodt. Aus Irrel und in Strotzbüsch kamen weitere Meldungen. In Heiligkreuz und Hockweiler gab es jeweils sogar zwei geprüfte Funde.

Imker beklagen Verlust ganzer Völker

Auch der Imkerverband Rheinland-Pfalz stellt eine Zunahme der Aktivitäten von Vespa velutina im vergangenen Jahr fest. Erste Imker beklagten den Verlust ganzer Völker, warnte der Verband im Februar nach einer Konferenz zur Eindämmung der Gefahr.

Vespa velutina jagt unter anderem Bienen und dringt sogar in Bienenstöcke ein. Wenn Honigbienen schwer beladen mit Nektar und Honig zu ihrem Volk zurückfliegen, wartet die Hornisse schon in der Nähe des Fluglochs in der Luft, um diese abzufangen. Danach verfüttert die Hornisse die Biene an die Larven. Ist ein Bienenvolk stark geschwächt genug, kann die Hornisse in den Bienenstock eindringen.

Deutlich größere Völker als einheimische Arten

Was die asiatische Hornisse gegenüber der Einheimischen aus Sicht des Imkerverbands so gefährlich macht ist, dass die Völker deutlich größer seien und sie sich dort, wo Honigbienen sind, auf diese spezialisieren. Zusätzlich bilde ein Hornissenvolk jährlich zwischen 500 und 600 Jungköniginnen aus, was zu einer exponentiellen Ausbreitung führen könne. In Frankreich sei festgestellt worden, dass bis zu 80 Prozent der Beutetiere Honigbienen sein können. Schwächere Völker oder Ableger würden überfallen, stärkere Völker seien ständig damit beschäftigt, die Hornisse abzuwehren.

Auch die Biodiversität sieht der Verband in Gefahr. Noch bestehe jedoch die Hoffnung, durch koordiniertes Handeln, Vespa velutina nigrithorax zurückzudrängen. Das Problem könne aber nicht auf den Schultern der Imker abgeladen werden, betont der Landesvorsitzende Thomas Hock. Honigbienen seien bereits durch die eingeschleppte Varroamilbe sowie den Klimawandel gefährdet, Faktoren, die eine Pflege der Bienenvölker massiv erschweren. Gemeinsames Handeln sei angesagt, so Hock. Erfahrungen aus Spanien und Frankreich zeigten, dass auch Winzer und Obstbauern durch die Invasion Produktionsschäden erleiden. Bei einer Fachtagung in Neustadt/Weinstraße berichteten Experten von massiven Fraßschäden.

Asiatische Hornisse: Für Menschen nicht gefährlicher als die Artgenossen

Für den Menschen stellt die asiatische Hornisse, ebenso wie ihre europäischen Artgenossen, laut Naturschutzbund Deutschland keine besondere Gefahr dar. Die Stiche seien nicht gefährlicher als die einheimischer Wespenarten. Erst recht besteht kein Grund für Hysterie. Der Nabu informiert auf seiner Webseite über die asiatische Hornisse und stellt gleichzeitig klar, dass es sich bei der nach Europa eingeschleppten Hornisse Vespa velutina nicht um die Riesenhornisse (Vespa mandarinia) handelt, die seit 2020 in den USA als „Honigbienenkillerin“ und gelegentlich (bei allergischen Reaktionen) auch für den Menschen gefährliche Art Schlagzeilen macht. Die Riesenhornisse Vespa mandarinia komme in Deutschland nicht vor.

„Die Natur vor unserer Haustür wird in der Presse oft als Quelle großer Gefahren dargestellt. Insekten und andere Tiere, die ihre Beute mit Gift jagen, sich mit Gift vor Fressfeinden schützen oder die aufgrund der steigenden Temperaturen nach Deutschland einwandern, eignen sich offenbar gut, um einen gewissen Gruselfaktor zu erzeugen“, sagt Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Nosferatu-Spinne, Hornisse und Ölkäfer sind aber keinesfalls angriffslustige Killer, die es auf Menschen abgesehen habe. Wenn man diese Tiere in Ruhe lässt, entstehen auch keine gefährlichen Situationen – weder für den Menschen noch für die Tiere selbst.“

Mit Hightech auf Hornissenjagd

Da sich die Nester meist in luftiger Höhe befinden, sollte es ohnehin kaum zu Problemen zwischen Mensch und Hornissen kommen, da empfindliche Reaktionen der Insekten erst bei Annäherungen ans Nest und unter zwei Metern Abstand zu erwarten sind. Eher macht ihre Ansiedelung in Höhen von mehreren Metern bis zu 40 Metern die Bekämpfung sehr aufwändig. In der Vegetationsphase sind die Nester zudem von der Natur gut getarnt und meist nur im Spätherbst gut erkennbar. Daher wurde auch schon mit kleinen Peilsendern experimentiert, mit denen eingefangene und entsprechend ausgestattete Hornissen ihr Nest verraten sollen. Bisher kamen dann vor allem Hubwagen oder die Feuerwehr mit Drehleiter zum Einsatz, um die teils mehr als einen halben Meter großen Nester zu beseitigen. Doch der Imkerverband setzt auf einen anderen Helfer: Mit speziell entwickelten Drohnen sollen die aufgespürten Nester unschädlich gemacht werden.

Experten hoffen auf Meldung von Nestern

Um die Auswirkungen insbesondere auf die heimische Insektenwelt und auch Honigbienen weiter zu erforschen und die Verbreitung der asiatischen Hornisse in Rheinland-Pfalz zu erfassen, setzen amtliche Stellen auf Hinweise aus der Bevölkerung. Das Landesamt für Umwelt, die Stiftung Natur und Umwelt und das Fachzentrum für Bienen und Imkerei im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel fordern dazu auf, beobachtete Nester zu melden. Die tischtennis- bis tennisballgroßen Nester befinden sich oft in zehn Metern Höhe oder darüber in den Baumkronen. „Wir wollen zunächst die Imker sensibilisieren, aber auch den Forst und etwa Wandervereine und alle, die sich häufig in der Natur aufhalten, um relativ früh Nester aufzuspüren", sagt Christoph Otten vom DLR Westerwald-Osteifel. Beobachtungen können über das Internetportal artenfinder.rlp.de gemeldet werden. Hornissen-Expertinnen und Experten können die Funde dann bewerten und Daten zusammentragen. Dort lässt sich auch nachverfolgen, aus welchen Gegenden es bereits Meldungen der asiatischen Hornisse gibt.

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