Asiatischer Killerpilz bedroht Salamander und Molche

Trier/Aachen · Wissenschaftler und Tierfreunde sind alarmiert: Ein aus Asien eingewanderter Pilz tötet Salamander und Molche. Im schlimmsten Fall sind sie in Europa vom Aussterben bedroht. Forscher, darunter auch ein Trierer Biogeograf, haben den Pilz erstmals in Deutschland nachgewiesen: in der Eifel.

Feuersalamander kennt in Deutschland jedes Kind. Nicht nur, weil diese Amphibien dank ihrer schwarz-gelben Zeichnung sehr auffällig sind. Schon seit den 40er Jahren wirbt die beliebte Comicfigur Lurchi für Schuhe. 2016 wurde der Salamander zudem zum Lurch des Jahres gekürt. Trotz dieser Karriere sieht es düster aus für die Kerlchen, die auch in der Region Trier weit verbreitet sind. Sie leben in Laubwäldern in der Nähe von Bächen, in denen sie ihre Larven absetzen können. Dass man die Tiere so selten sieht, liegt einzig daran, dass sie - anders als Wanderer und Jogger - am liebsten bei Regen und vor allem nachts aktiv sind.

Wenn es schlecht läuft, sind sie in Europa künftig gar nicht mehr zu sehen. Denn ein aus Asien eingeschleppter Pilz bedroht ihr Leben ebenso wie jenes verschiedener Molche - darunter Berg-, Kamm-, Faden- und Teichmolch. Der hautfressende Pilz namens Batrachochytrium salamandrivorans hat in den Niederlanden bereits ein Massensterben der Amphibien verursacht: Zwischen 2010 und 2013 schrumpfte die Feuersalamander-Population um 96 Prozent. Auch in Belgien wurde der Fungus nachgewiesen. Dies berichtet eine internationale Forschergruppe, zu der auch der Trierer Biogeograf Stefan Lötters zählt. Auf der Haut infizierter Tiere bilden sich große Geschwüre, innerhalb einer Woche verenden sie qualvoll. Eingeschleppt wurde das Problem wahrscheinlich mit infizierten Molchen für den Tierhandel.

Die Befürchtung, dass der Pilz sich in Europa ausbreitet, ist groß. "Wir sind hochgradig alarmiert", sagt Lötters. Denn im schlimmsten Fall sei zu befürchten, dass die betroffenen Arten in Europa aussterben. Auch das Bundesamt für Naturschutz sei bereits involviert.

Befeuert wird die Sorge nun dadurch, dass Lötters und seine Kollegen Batrachochytrium salamandrivorans Ende 2015 erstmals auch in Deutschland nachwiesen: im Nationalpark Eifel unweit von Aachen. Dort fanden sie knapp 20 tote Feuersalamander und mehrere infizierte, lebende Tiere. "Es ist zu befürchten, dass der Pilz auch in die Region Trier kommt", sagt der Biogeograf.

Hundertprozentige Sicherheit, dass die 2010 erstmals in den Niederlanden festgestellte Krankheit sich ausbreitet, gibt es allerdings nicht. Es könne auch sein, dass der Pilz schon länger da sei, lokal schlimm wüte und jetzt erst auffalle "weil wir genauer hinschauen", sagt der Forscher.

Für den Feuersalamander trägt Deutschland im internationalen Artenschutz eine "besondere Verantwortung". Wie man die Art allerdings gegen die neue Bedrohung schützen soll, ist völlig unklar. Gegenmaßnahmen gibt es bisher keine. Lötters Hoffnung ist, dass manche regionalen Amphibienpopulationen Bakterien auf der Haut tragen, die sie gegen den Pilz immun machen - so, wie dies bei verwandten Lurchen in Thailand oder Vietnam der Fall ist. Eine Hoffnung ist dies auch für jene, die mit Lurchis Abenteuern groß wurden und es traurig fänden, wenn der Feuersalamander nur in Kinderbüchern überlebt.Extra

Auch die heimischen Mauereidechsen haben es aktuell schwer. Ihnen macht Trierer Biogeografen zufolge allerdings kein Pilz zu schaffen, sondern neue, männliche Konkurrenz aus Südeuropa: Eingeschleppte Mauereidechsenmännchen aus Italien setzen sich bei der Partnerwahl eher durch als ihre heimischen Verwandten und geben so ihre Gene weiter. Da in Deutschland alle Mauereidechsen unter Schutz stehen, gilt dies auch für die italienischen Einwanderer. Die Trierer Forscher plädieren dafür, diese Praxis zu überdenken. Mos

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