Atomkraftwerk Cattenom: Katastrophenschutz-Übung am Schreibtisch

Trier · Trierer Behörde probt gemeinsam mit anderen Ländern die Folgen eines Unfalls im Kernkraftwerk Cattenom.

 30 Jahre alt, über 500 Zwischenfälle von 2002 bis 2011: das Kernkraftwerk Cattenom. TV-Foto: Friedemann Vetter

30 Jahre alt, über 500 Zwischenfälle von 2002 bis 2011: das Kernkraftwerk Cattenom. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Es ist nur eine Übung. Doch das, was ihr zugrunde liegt, erinnert sehr an regelmäßige Pannenmeldungen aus dem Kernkraftwerk Cattenom im französischen Lothringen. Ein "Anlagenfehler" hat dazu geführt, dass ein Dampferzeuger, mit dem das im Kernreaktor erhitzte Wasser verdampft und damit in Energie umgewandelt wird, kaputt gegangen. Dadurch wurden verschiedene Kühlkreisläufe zerstört. Radioaktivität ist aber nicht ausgetreten. Anders wie bei den echten Zwischenfällen wird bei dieser angenommenen Panne aber direkt der Katastrophenfall ausgerufen. Schließlich soll ja mit der Übung die Kommunikation der zuständigen Behörden in Rheinland-Pfalz, im Saarland, in Luxemburg und Lothringen überprüft werden. Daher wird die Einsatzleitung, die bei einem kerntechnischen Unfall, von dem Rheinland-Pfalz betroffen wäre, bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier liegt, per Telefon, Videokonferenzen und - selbst im Internetzeitalter - per Fax von den Kollegen der für Cattenom zuständigen Präfektur in Metz über die aktuelle Lage informiert. Bis zum Mittag sei keine Strahlung in der Umgebung gemessen worden, sagt ADD-Sprecher Nikolai Zaplatynski. 15 Mitarbeiter der Behörde sind an der Übung beteiligt, sitzen unter der Leitung von ADD-Präsident Thomas Linnertz im Lagezentrum. Ein weiterer Mitarbeiter sei als Verbindungsmann in der Metzer Präfektur und versorge die Katastrophenschützer in Trier mit aktuellen Informationen zu dem angenommenen Zwischenfall. Erstmals werde auch das Bundesamt für Strahlenschutz bei einer solchen Übung mit eingebunden, erklärt der ADD-Sprecher.

Außerhalb der Einsatzzentrale im Untergeschoss der Landesbehörde in Trier bekommt keiner etwas mit von der "Katastrophe". Es handele sich um eine reine "Schreibtischübung", sagt Zaplatynski. Die Kommunen waren daran nicht beteiligt. Lediglich direkt rund um das Kernkraftwerk hätten französische Einsatzkräfte die Evakuierung von Bürgern geprobt.

Da die Übung schon seit Monaten geplant gewesen sei, habe man nicht auf aktuelle Entwicklungen wie einen möglichen Terroranschlag eingehen können, sagt der ADD-Sprecher. Vergangene Woche war es Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace gelungen auf das Gelände des Kernkraftwerks einzudringen und dort ein Feuerwerk zu entzünden (der TV berichtete). Sie wollten damit auf die Möglichkeit eines Terrorangriffs hinweisen.

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