Atomwaffen nur noch in der Eifel

Auf der US Airbase im pfälzischen Ramstein gibt es wahrscheinlich keine Atomwaffen mehr. Eine Liste belegt, dass die Sprengköpfe abtransportiert worden sind. Der Bundeswehrstandort Büchel in der Eifel wäre damit der einzige deutsche Nuklearstandort.

Ramstein. "USAFEI 91-125" lautet der Titel des Dokuments, das derzeit für Aufsehen sorgt. Auf Seite drei der 19-seitigen "United States Air Forces in Europe Instruction" (USAFEI), die dem Trierischen Volksfreund vorliegt, sind nur noch sieben Standorte in Europa aufgeführt, die in diesem Jahr Besuch von der Nuklearen Sicherheitsinspektion (NSI) erhalten. Aufgelistet sind: Aviano (Italien), Büchel (Deutschland Kreis Cochem-Zell), Ghedi (Italien), Incirlik (Türkei), Kleine Brogel (Belgien), Lakenheath (Großbritannien) und Volkel (Niederlande). Ein Ort fehlt: Ramstein. Das größte Atomwaffenlager der Amerikaner in Europa. 130 nukleare Waffen sollen im pfälzischen US-Stützpunkt in speziellen Bunkern zuletzt gelagert gewesen sein. 216 Bomben der Typen B-61-3 und B-61-4 können in Ramstein in 54 tief in die Erde eingelassenen Grüften deponiert werden. Insgesamt wird die Zahl der nuklearen Sprengköpfe der US-Armee in Europa auf 480 geschätzt. Dass Ramstein in den Anweisungen für Nuklearinspektionen nicht mehr aufgeführt wird, wertet der Militär experte Hans M. Kristensen von der Vereinigung amerikanischer Wissenschaftler als eindeutiges Indiz dafür, dass es keine Atomwaffen mehr in der Pfalz gibt. Die Routine-Kontrollen der Nuklear-Standorte sind nämlich Pflicht. Steht ein Ort nicht mehr auf der Liste, deutet das darauf hin, dass es keine Atomwaffen mehr dort gibt. Damit wäre Büchel, wo laut Kristensen, beim Jagbombengeschwader 33 in elf speziellen Lagern noch 20 nukleare Bomben deponiert sind, der einzige Atomstandort der Amerikaner in Deutschland. Jede einzelne der 20 Bomben, die im Ernstfall von deutschen Tornados abgeworfen werden, hat ein Vielfaches an Sprengkraft der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki. Möglicherweise wurden die Bomben bereits vor zwei Jahren aus Ramstein in die USA abtransportiert. Zu dieser Zeit fanden umfangreiche Umbauarbeiten auf der Airbase statt. Nun wird vermutet, dass die Waffen danach gar nicht mehr nach Deutschland zurück gekommen sind. Eine Bestätigung dafür gibt es jedoch nicht. "Kein Kommentar", heißt es dazu vom Sprecher der US-Airbase in Ramstein, Wolfgang Hofmann. Man könne die Spekulationen weder bestätigen, noch "nicht bestätigen". Eine wenig erhellende Auskunft. Der amerikanische Wissenschaftler Kristensen ist jedoch überzeugt: "Die Waffen sind weg." Damit könnte Büchel, als somit einziger Standort amerikanischer Atomwaffen in Deutschland, wieder in den politischen Focus geraten. Immer wieder fordern Friedensaktivisten nämlich das Ende des Atomwaffenlagers in der Eifel. Wenn nun die Amerikaner von sich aus ihr Potenzial in Deutschland abbauen, dürfte das die Diskussion wieder anheizen.

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