Auch wenn viele Rheinland-Pfälzer den Besuch des Zahnarztes meiden, haben sie meistens gesunde Beißer

Bitburg/Mainz · Der Zahnreport stellt die Ärzte in der Region vor ein Rätsel. Warum der Eifelkreis Bitburg-Prüm in der statistischen Erhebung der Zahnarztbesuche schwächer abschneidet als Bernkastel-Wittlich, wissen sie nicht zu erklären. Sie sagen aber, dass die Zähne gesünder sind als früher.

Peter Mohr erzählt von Patienten, die auf dem Dorf leben und einige Kilometer bis Bitburg fahren müssen. Dann, wenn sie die Praxis des 61-jährigen Zahnarztes aufsuchen. "Viele fragen dann einfach ihre Nachbarn, ob die sie mit dem Auto vorbeibringen können, und verzichten auf den Bus", sagt Mohr.

Es ist ein Ansatz, mit dem er das Rätsel erklären möchte, warum der Eifelkreis Bitburg-Prüm beim Zahnreport so miserabel abgeschnitten hat. Mehr als jeder dritte Versicherte (siehe Extra) hat dort im Jahr 2014 erst gar keinen Zahnarzt aufgesucht, zeigt die Studie. Schlechter ist landesweit nur Pirmasens. "Vielleicht ist der Wert dadurch zu erklären, dass die Anbindung auf dem Land nicht so gut ist und viele Dorfbewohner erst in die Stadt fahren müssen, um zum Zahnarzt zu kommen", mutmaßt Mohr. Er sagt: "Das zeigt, wie wichtig es auch künftig ist, die richtigen In-frastrukturen im ländlichen Bereich zu schaffen."

Eine Krise in der Zahnarzt-Versorgung sieht Mohr aber nicht. Im Gegenteil, sagt der Bezirksvorsitzende der Zahnärztekammer Trier. Einerseits liefert die Studie auch Widersprüche. So gehen im Landkreis Bernkastel-Wittlich mit die meisten Menschen zum Zahnarzt. Die Stadt Trier liegt dagegen nur im tristen Mittelfeld. Viel wichtiger ist Mohr aber: Wenn die Menschen nicht zum Zahnarzt kommen, kommt der Zahnarzt in der Region häufig zu den Menschen.

So gibt es Programme, die Kinder und Jugendliche erreichen. "Zahnärzte besuchen Krabbelgruppen, Kindertagesstätten und Schulen. Sie klären auf, kontrollieren die Zähne und geben jungen Menschen so ein Gespür für die Mundhygiene, sagt Mohr. Der Zahnreport zeigt so, dass es so im Land kaum Kariesbefunde unter Minderjährigen gibt. Lediglich 13,6 Prozent der Patienten unter 18 Jahre haben 2014 in Rheinland-Pfalz eine Zahnfüllung erhalten - so wenige wie sonst nirgendwo in Deutschland.

Und auch bei den Erwachsenen geht die Anzahl kranker und gezogener Zähne zurück, heißt es von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV). Mohr, der seine Praxis seit 1987 leitet, sieht dabei auch die Vorteile des Internets. "Die Patienten sind so aufgeklärt wie nie zuvor, wenn sie in die Praxis kommen. Sie suchen den Austausch, die Gespräche dauern länger als noch vor fast 30 Jahren."

Auch bei der Betreuung von Kindern unter zweieinhalb Jahren sind die Zahnärzte auf einem guten Weg, heißt es von der KZV. Künftig, so heißt es, werde es für alle Kinder ab dem sechsten Lebensmonat drei zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen geben. Die Vereinbarung sei mit der Barmer getroffen. Mohr weiß. "Wenn Kinder später Karies in die Kita mitbringen, ist es für den Zahn zu spät."Studie

Beim Zahnreport arbeitete die Barmer mit der Dresdner Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und der Agenon Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen zusammen. Sie verwendete für die Studie die Daten ihrer 434.000 Versicherten in Rheinland-Pfalz. Die KZV moniert, diese alleine seien nicht repräsentativ.
Region Trier: Nach dem Zahnreport haben in der Region Trier die meisten Versicherten (69,6 Prozent) im Landkreis Bernkastel-Wittlich den Zahnarzt besucht. Es folgen in der Studie die Vulkaneifel, der Kreis Trier-Saarburg (je 67,6 Prozent), die Stadt Trier (67,1 Prozent) und dann abgeschlagen der Eifelkreis Bitburg-Prüm (63,2 Prozent).
Versorgung: Die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) spricht davon, dass er derzeit eine flächendeckende vertragszahnärztliche Versorgung in ganz Rheinland-Pfalz gebe. In den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg gebe es in der Region noch Luft nach oben bei Niederlassungen - aber keine Engpässe, teilt die KZV mit. flor

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