Auf dem Weg zum "Trierer Modell"

TRIER. Ohne Grundwissen keine persönliche Zukunft. Das Selbstlernzentrum der Organisation "Lernende Region Trier" und des Trierer Bildungszentrums soll den Einstieg ins Bildungssystem ermöglichen und geht dabei neue Wege. Am Freitag wurde es in den Räumen der Volkshochschule eröffnet.

Das Interesse war groß. Personen aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens hatten sich bei der Trierer VHS eingefunden, um das Selbstlernzentrum aus der Taufe zu heben. Und die guten Wünsche, die bei solchen Gelegenheiten ausgesprochen werden, hoben sich vom unverbindlichen Festredner-Niveau erfreulich ab. Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink bekräftigte die "aktive Teilnahme" der Stadt. Karl-Heinz Päulgen, stellvertretender Vorsitzender der "Lernenden Region Trier", machte auf den drohenden Fachkräftemangel aufmerksam. Steffi Rohling vom Mainzer Bildungsministerium sprach vom "Herzblut", mit dem das Projekt begleitet werde und nannte drei Gründe für die ministerielle Zuwendung: Das Projekt fördere bildungsferne Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen, es unterstütze individuelles Lernen und motiviere durch Lernerfolg. Professor Klaus Meisel schlug in seinem Eröffnungsvortrag etliche wissenschaftsrhetorische Haken und kam dann auf das "Vernetzte Lernen im professionellen Support" zu sprechen, wie sein Referat im schönsten Wissenschaftsdeutsch hieß. Kernpunkte des "Vernetzten Lernens" seien: Selbststeuerung der Lernenden, flexible Zugänge bei den Institutionen, professionelle Lernbegleitung und Vernetzung der Institutionen.Davon hat das Selbstlernzentrum in Trier schon einiges realisiert. Es geht auf die Initiative von Carl-Ludwig Centner, Geschäftsführer der "Lernenden Region Trier", zurück. Die Zahl der Bildungsfernen steigt. Das sind Menschen, die keinen Einstieg ins Bildungssystem finden, weil ihnen Grundkenntnisse fehlen. Oft sind es Einwanderer und Aussiedler, Menschen mit teilweise hoher Qualifikation, denen ein Baustein im Basiswissen fehlt - zum Beispiel ausreichende Deutschkenntnisse. Darum setzt das Selbstlernzentrum auf die Eigenleistung der Bildungsfernen und bietet dazu professionelle Betreuung an. So sind ganz individuelle Fortschritte möglich. Jeder lernt so rasch er kann und wird doch nicht allein gelassen. Das ist ein dritter Weg zwischen einer reinen Selbstqualifikation und dem traditionellen Unterricht, der alle gleich behandelt und die aussondert, die nicht mitkommen. Das Selbstlernzentrum ist wie ein Scharnier. Es verbindet Vorkurse mit betreutem Selbstlernen und führt damit an die normalen Grundkurse heran, etwa "Deutsch für Ausländer" oder "Hauptschulabschluss". Gelingt dieser Schritt, ist der Einstieg ins Bildungssystem geschafft. Das neue Konzept steht also auf vier Säulen. So erläuterte es Rudolf Hahn, Direktor des Bildungszentrums, in der anschließenden Diskussion, die von Dieter Lintz moderiert wurde. Es sind die Vorkurse, das betreute Selbstlernen, die regulären Kurse und die professionelle Betreuung. Das ist in dieser Form ebenso neu wie die Zusammenarbeit der Bildungseinrichtungen. Das Trierer Modell, sagte Steffi Rohling, besitze Pilotcharakter. An Interesse mangelt es nicht. Sämtliche Kurse im Selbstlernzentrum sind ausgebucht. Auch eine Ausweitung in die Region ist geplant. Dann könnte das Trierer Modell bundesweit Schule machen.

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