Royals Auf den Spuren der Queen
Charles III. und Camilla holen ihren im Frühjahr abgesagten Staatsbesuch in Frankreich nach. Der König erinnert dabei an seine verstorbene Mutter, setzt aber auch eigene Akzente.
Emmanuel Macron bietet alles auf, was Frankreich zur Verfügung hat, wenn er das britische Königspaar am Mittwoch empfängt. Kunstflugstaffel über dem Triumphbogen, Fahrt auf den Champs-Elysées und Galadiner im Schloss Versailles stehen auf dem Programm von Charles III. und Camilla. Der Monarch und seine Frau sollten eigentlich bereits im Frühjahr in die französische Hauptstadt kommen - zu ihrem ersten Auslandsbesuch überhaupt. Doch angesichts der gewaltsamen Proteste gegen die Rentenreform musste die Visite verschoben werden. Paris, wo sich durch einen Streik der Müllleute die Müllberge stapelten, war dem Besuch damals nicht zuzumuten. Die Gewerkschaften hatten zudem einen Protesttag angekündigt. „Der gesunde Menschenverstand und die Freundschaft bringen uns dazu, eine Verschiebung vorzuschlagen“, sagte Macron zwei Tage vor der Ankunft des Königspaars, das statt dessen Deutschland zu seinem ersten ausländischen Ziel machte.
Besonders heikel war im März das Abendessen im Spiegelsaal des Schlosses Versailles, zu dem Proteste gegen den „Monarchen“ Macron erwartet wurden. „Versailles und sein Prunk sind der Krise nicht angemessen“, warnte der Politiker des Regierungslagers, Patrick Mignola. Dennoch hielten beide Seiten für den Nachholbesuch am Diner mit mehr als 150 Gästen im Schloss des Sonnenkönigs fest, das der Höhepunkt des dreitägigem Staatsbesuchs werden soll. Versailles sei eine Anspielung auf Königin Elizabeth II., die bei ihrer ersten Visite 1957 in Frankreich ebenfalls dort diniert habe, hieß es dazu aus dem Umfeld Macrons. Außerdem ermögliche das Schloss, Frankreichs Glanz im Ausland herzuzeigen. 1972 war die Queen erneut mit vollem Pomp in Versailles empfangen worden - diesmal von Präsident Georges Pompidou. „Eine bezaubernde Mischung dessen, was zwischen unseren beiden Ländern gleichzeitig ähnlich und anders ist“, sagte sie über das Schloss südwestlich von Paris.
Auch mit dem Besuch des Pariser Blumenmarktes am Donnerstagmorgen erinnert Charles III. an seine im vergangenen Jahr verstorbene Mutter. Der „marché aux fleurs“ auf der Seine-Insel Île de la Cité war 2014 nach der Queen benannt worden, die das neue Namensschild an der Seite von Präsident François Hollande enthüllt hatte. Wenn König und Königin nun ebenfalls an den Pavillons aus dem 19. Jahrhundert vorbei schlendern, dürfte das für die Pariserinnen und Pariser einer der wenigen Anlässe sein, den hohen Besuch aus der Nähe zu sehen.
Besuch eines Bio-Weinguts bei Bordeaux
Der umweltbewusste Charles will allerdings nicht nur auf den Spuren seiner Mutter wandeln, sondern auch eigene Akzente setzen. So nimmt er am Donnerstagnachmittag nach einem Besuch der Baustelle der teilweise abgebrannten Kathedrale Notre-Dame an einem runden Tisch zu Fragen des Klimawandels und der Biodiversität mit Vertretern der Wirtschaft teil. Das Projekt liege dem Monarchen am Herzen, hieß es dazu im Elysée-Palast. Ökologische Fragen dürften auch die Rede des Monarchen vor dem Senat bestimmen, die er zumindest zum Teil auf Französisch halten dürfte. Charles III. spricht wie vor ihm seine Mutter fließend französisch.
Während der Monarch im Senat redet, hebt seine Frau Camilla zusammen mit Brigitte Macron in der staatlichen Bibliothek den französisch-britischen Literaturpreis aus der Taufe, der 2024 zum ersten Mal verliehen werden soll. Die beiden Frauen besuchen auch die Problem-Vorstadt Saint-Denis nördlich von Paris sowie ein Zentrum, das das Modehaus Chanel für künstlerische Berufe schuf.
Am Freitag reist das Königspaar voraussichtlich mit dem Zug nach Bordeaux, wo es ein Bio-Weingut besuchen will. Charles, der selbst jahrzehntelang einen Bio-Bauernhof betrieb, hatte im Frühjahr auch dem Öko-Dorf Brodowin in der Nähe von Berlin einen Besuch abgestattet.