Auf Lolitas Ex fiel schon früh ein Verdacht

Trier · Die Ermittler der Trierer Kripo waren sich schon Ende der 1980er Jahre sicher, dass der heutige Angeklagte im Fall Lolita Brieger etwas mit dem spurloses Verschwinden der jungen Frau zu tun hat. Eine Erkenntnis am fünften Verhandlungstag im Mordprozess gegen Lolitas ehemaligen Freund.

Auf der ehemaligen Mülldeponie Frauenkron sind Ende Oktober die sterblichen Überreste Lolita Briegers entdeckt worden. Foto: TV-Archiv/Fritz-Peter Linden

Auf der ehemaligen Mülldeponie Frauenkron sind Ende Oktober die sterblichen Überreste Lolita Briegers entdeckt worden. Foto: TV-Archiv/Fritz-Peter Linden

Trier. Da mag sich der ein oder andere Prozessbeobachter aber gestern Nachmittag die Augen gerieben haben: Der Mann, der da im Zeugenstuhl Platz genommen hat, kommt einem doch irgendwie bekannt vor. "Wilfried Biewer, bis 1989 Kripobeamter, heute selbstständiger Unternehmer", stellt sich der 58-jährige Zeuge auf Nachfrage der Vorsitzenden Richterin Petra Schmitz vor.
Kein Unbekannter


Zumindest in Wirtschaftskreisen ist Biewer kein Unbekannter, einer von zwei Vorständen des Bauträgers Triwo AG. Doch bis er 1989 in die Privatwirtschaft wechselte, war Biewer Polizist - und als solcher Ende der 1980er Jahre auch mit dem Vermisstenfall Lolita Brieger befasst.
Der Kriminaloberkommissar war 1987 sogar Chef einer Sonderkommission, die sich mit dem damals fünf Jahre zurückliegenden mysteriösen Verschwinden der 18-jährigen Eifelerin befasste. Der heutige Angeklagte Josef K., Lolitas Ex-Freund, war schon damals im Fokus der Ermittler, erinnerte sich Biewer. "Wir glauben, dass sich auf dem Hof der Familie etwas abgespielt hat, infolge dessen Lolita Brieger jetzt verschwunden ist", lautete damals eine Aktennotiz des Soko-Leiters. Biewer hatte Josef K. im Juni 1987 sogar vorübergehend festgenommen und knapp fünf Stunden lang verhört. Vergeblich. Auch der Kronzeuge, der Lolitas Ex-Freund im vergangenen Herbst verpfiffen hatte, wurde damals durch Biewer vernommen. Ergebnislos.
Im Oktober 1987 wurde das Verfahren schließlich eingestellt. Erst 24 Jahre später wurden Lolita Briegers sterbliche Überreste auf einer ehemaligen Mülldeponie in Frauenkron (Kreis Euskirchen) entdeckt - dank der Aussage des Kronzeugen.
Verdacht: Erdrosselt


Wie Lolita starb, konnten die Mainzer Rechtsmediziner nicht mehr feststellen. "Wir haben aber an den Knochen keine Hinweise auf Gewalteinwirkung finden können", sagt Obduzentin Bianca Navarro-Crummenauer.
Staatsanwalt Eric Samel glaubt, dass der Angeklagte Lolita Brieger erdrosselt hat. "Könnte sein", meint die Rechtsmedizinerin. Bei der Untersuchung der sterblichen Überreste wurden laut Navarro keine Hinweise auf das noch ungeborene Kind Lolita Briegers gefunden. Der Angeklagte soll der Vater gewesen sein.
Die Kleider, die die 18-Jährige damals trug, waren noch erkennbar, die Strümpfe steckten noch in den Filzschuhen. "Es gab keinerlei Blutantragungen", sagt die Rechtsmedizinerin. Zumindest ein Indiz, das für den Tod durch Erdrosseln spricht. Die sterblichen Überreste wurden noch im vergangenen Jahr in Lolitas Heimat beigesetzt.
Der Prozess wird am nächsten Dienstag fortgesetzt. Dann sagt unter anderem Hauptkommissar Wolfgang Schu aus, der den Fall im vergangenen Jahr federführend gelöst hat.

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